Wolfskrieger im Schafspelz
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Allen Wu hat ein Händchen fürs Geschäft. Der CEO der chinesischen Tochter des Chipdesigners ARM Holdings hatte 20 Mill. Dollar in den Kunden Bestechnic gesteckt, der später in Schanghai an die Börse ging. Wu brachte das Investment Medienberichten zufolge 180 Mill. Dollar. In Kunden zu investieren sei gängige Praxis in der Branche, sagte er später. Weniger gängig ist es, sich seiner Entlassung zu widersetzen. Wu tat auch das mit Erfolg. Als ihn der Board von ARM im Juni vergangenen Jahres wegen „schwerwiegender Unregelmäßigkeiten“ zum Gehen aufforderte, feuerte er seine designierten Nachfolger – wegen „schwerwiegender Unregelmäßigkeiten“, wie der Fachinformationsdienst Data Centre Dynamics berichtet.
Der japanische Finanzinvestor Softbank, zu dessen Portfolio ARM Holdings seit 2016 gehört, hatte vor drei Jahren die Kontrolle über ARM China für 775 Mill. Dollar an den Hou An Innovation Fund abgegeben. Zu dessen Investoren gehören neben der federführenden Private-Equity-Gesellschaft Hopu Investments die China Investment Corporation, der Silk Road Fund, Singapurs Staatsfonds Temasek und die Shum Yip Group aus Shenzhen. Angesichts der sich zuspitzenden geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China wollte man in der Volksrepublik als unabhängiges lokales Unternehmen auftreten können – gegenüber westlichen Rivalen ein Wettbewerbsvorteil. Schließlich ging man in Cambridge davon aus, dass das Reich der Mitte die Vereinigten Staaten als größter Markt ablösen wird. Wichtigster Kunde war zudem der in Washington in Ungnade gefallene Telekomzulieferer Huawei. Doch stellte sich heraus, dass man durch den Deal den Zugriff auf die Tochter verloren hat. Wie die japanische „Nikkei“ im vergangenen Jahr berichtete, befanden sich im neunköpfigen Board nur vier Vertreter der britischen Mutter, vier der chinesischen Investoren und ein lokaler „Ökosystem-Partner“. Man pflege eine „erfolgreiche Arbeitsbeziehung“ mit dem Team von ARM China, verlautbarte die Mutter auf Anfrage. Sowohl die Struktur als auch die Eigentumsverhältnisse seien seit 2018 unverändert geblieben. Einem von „Nikkei“ zitierten Firmendokument zufolge plante ARM China für 2021 oder 2022 ein Initial Public Offering. Bis 2025 wollte man – unter günstigen Umständen – beim Umsatz die Mutter eingeholt haben. Es ist kein Wunder, dass Wu nicht gehen will. In Shenzhen läuft zwar ein Verfahren in der Sache, doch China ist kein Rechtsstaat und sowohl Regionalregierung als auch chinesische Investoren stehen angeblich hinter Wu.
Wertberichtigt Seite 6