Politische Unsicherheit, steigende Zinsen und Inflation – das vergangenen Jahr hat alles andere als ein freundliches Umfeld für Kapitalmarkttransaktionen geboten, erinnerte Joachim Englert, Partner bei PwC Deutschland, zum Auftakt der Preisverleihung. Die Zahl der Deals lag 2022 nach Berechnungen der Prüf- und Beratungsgesellschaft rund 20% unter dem Vergleichswert des Vorjahrs. PwC erwarte in diesem Jahr wieder ein Anziehen des Transaktionsgeschehens, zumal der Veränderungsdruck hoch sei – und dieser Druck befördere die Bereitschaft für Deals nach dem Motto: „Transact to transform“, betonte Englert. Die von der Jury ausgezeichneten Transaktionen könnten dabei als Vorbild dienen.

Das gelte beispielsweise für den Börsengang von Porsche, dem Sieger in der Kategorie IPO. Die Kennziffern des Börsengangs sind bemerkenswert: Mit 9 Mrd. Euro das größte IPO seit der Telekom, bis heute 40% Kursanstieg gegenüber Emissionspreis. Aber auch die Zahlen, die den Aufwand widerspiegeln, beeindrucken. Das Emissionsprospekt war 800 Seiten dick und 2 Kilo schwer. Das Management beantwortete in 140 Veranstaltungen mit 1.200 Investoren auf neun Roadshows in sechs Ländern mehr als 3.500 Fragen – und ebnete damit den Weg an die Börse und wenig später in den Deutschen Aktienindex.

Eindrucksvoll auch die 1,4 Mrd. Euro schwere Debt-Finanzierung des erst 12 Jahre alten Lieferdiensts Delivery Hero. Ein entscheidender Schritt auf dem Weg hin zu den syndizierten Kreditlinien sei das Rating gewesen. Die Finanzierung bedeutete letztlich den Sprung von einer jungen zu einer etablierten Firma. Zentrale Aufgabe für Delivery Hero ist es nun, nicht nur Essen zu liefern, sondern auch den für dieses Jahr in Aussicht gestellten Break even auf bereinigter Ebitda-Basis.

In der Rubrik M&A machte RWE mit einer Übernahme auf sich aufmerksam, die dem Konzern in einer Zeit großer paralleler Herausforderung – unter anderem der Sicherung der Liquidität – gelang.

Dem Versorger, der den US-Solarstromanbieter Con Edison Clean Energy Business zukaufte,  kam dabei der Inflation Reduction Act zugute, denn der schafft mehr Planungssicherheit für Investments in Erneuerbare Energien. Finanzvorstand Michael Müller verwies anlässlich der Preisverleihung in Frankfurt auf die transatlantischen Unterschiede: „Europa steuert über Pönalisierung, die USA über Incentivierung.“

Dass Siemens in diesem Jahr erneut wieder unter den Preisträgern war, verdankt der Technologiekonzern dem Kauf des Softwarespezialisten Brightly.

Die in der Kategorie Digital prämierte Transaktion ermöglicht den nachhaltigen Betrieb von Infrastruktur und trägt dazu bei, dass aus Immobilien keine Stranded Assets werden. Mit dem Brightly-Deal mache Siemens einen weiteren sehr wichtigen Schritt in der Transformation, unterstrich CFO Ralf Thomas anlässlich der Preisverleihung.

Dass 2022 ein ganz besonderes Jahr war, zeigte sich bei der Preisverleihung schließlich daran, dass mit Abteilungsleiter Philipp Steinberg auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit von der Partie war. Ausgezeichnet wurde die Eigenkapitalhilfe des Bundes für Uniper, mit dem das durch den Stopp der russischen Gaslieferungen schwer angeschlagene Unternehmen stabilisiert werden konnte. Nach den intensiven Verhandlungen 2022 stehen nun nicht minder schwierige Gespräche an. Denn bis Ende des Jahres muss der Fahrplan für den Exit stehen.