Amazon mit Gewinnsprung
Die gestiegene Kauflaune der Verbraucher beschert Amazon einen Gewinnsprung. Das Wachstum der viel beachteten Cloud-Tochter konnte dagegen nicht überzeugen, obwohl der Online-Händler am Donnerstag einen überraschend hohen Quartalsumsatz bekanntgab.
Die Konzernerlöse stiegen den Angaben zufolge um elf Prozent auf 158,9 Mrd. Dollar. Wegen der anhaltend hohen Nachfrage nach Rechenleistung für Künstliche Intelligenz (KI) verbuchte Amazon Web Services (AWS) ein überdurchschnittliches Plus von 19 %. Damit habe dieser Geschäftsbereich zwar die offiziellen Markterwartungen übertroffen, sagte Portfolio-Manager Dave Wagner vom Vermögensverwalter Aptus. „Die Flüsterschätzungen lagen aber eher bei 21 oder 22 %.“ Die Cloud-Sparten der Konkurrenten Microsoft und Google wuchsen um jeweils mehr als 30 %. Dabei habe vor allem Google AWS in den vergangenen Monaten Marktanteile abgejagt, erläuterte Analyst Gil Luria vom Research-Haus D.A. Davidson.
Ermutigender Online-Handel
Unter dem Strich verdiente Amazon konzernweit 15,3 Mrd. Dollar, 55 % mehr als im Vorjahreszeitraum. „Bemerkenswert sind dabei die überraschend gestiegenen Margen im Online-Handel“, sagte Branchen-Experte Luria. Anleger hätten hier eine Verschlechterung befürchtet.
Im internationalen Geschäft vervierfachte sich die operative Gewinnspanne auf 3,6 %, und in Nordamerika legte sie auf 5,9 von 5,6 % zu. Vor einigen Monaten hatte Amazon noch gewarnt, dass die Verbraucher jeden Cent zweimal umdrehten und verstärkt zu Schnäppchen griffen. Trotz der wachsenden Konkurrenz durch Billig-Anbieter wie Shein oder Temu steigerte Amazon den Umsatz im Online-Handel im Berichtszeitraum um sieben Prozent. Dies nährte die Hoffnung, dass das Weihnachtsgeschäft besser ausfallen wird als bislang befürchtet. Daher stieg die Amazon-Aktie im nachbörslichen Geschäft der Wall Street um sechs Prozent.
Mit einem Gesamtumsatz-Ziel von 185 Mrd. Dollar im Schlussquartal blieb der Konzern allerdings leicht hinter den Analystenprognosen zurück. Der Konzern habe sich wegen der vielen Unwägbarkeiten offenbar für einen konservativen Ausblick entschieden, sagte Davidson-Experte Luria.