BMW vor Mercedes und Audi
jh München
Von den zwei führenden Premiumanbietern schneidet Mercedes-Benz in der Absatzentwicklung im vergangenen Jahr etwas besser als BMW ab. Rückgänge verzeichnen aber beide Autohersteller. Gemessen an den absoluten Verkaufszahlen liegt die Marke BMW wie 2021 ganz vorn. An dritter Stelle folgt nach wie vor Audi.
Dank eines Anstiegs im Schlussquartal mit zweistelligen Raten polierten alle drei Unternehmen ihre Jahresbilanz auf. BMW setzte knapp 2,4 Millionen Autos der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce ab, wie das Unternehmen schon vor einer Woche kurz mitgeteilt hatte (vgl. BZ vom 5. Januar). Das waren 4,8% weniger als 2021. Mercedes-Benz berichtet von 2,04 Millionen ausgelieferten Pkw – 1% weniger als im Jahr zuvor. Die Vorstände beider Konkurrenten begründen das Minus in erster Linie mit den Engpässen in den Lieferketten. Das schlug sich vor allem im unteren Segment von Mercedes-Benz mit der A- und B-Klasse nieder, in dem der Absatz um ein Zehntel sank.
Die Marke Audi, die zum Volkswagen-Konzern gehört, meldete am Dienstag einen Rückgang der Auslieferungen um 3,9% auf 1,61 Millionen Autos. In den ersten neun Monaten war der Abstand zum Vorjahr mit 11% noch deutlich größer gewesen. Allerdings hatte der Vorstand des Ingolstädter Unternehmens Ende Oktober 1,65 bis 1,75 Millionen Auslieferungen in Aussicht gestellt.
Auf die Aktienkurse von Mercedes-Benz und BMW wirkten sich die Absatzzahlen leicht positiv aus. In einem etwas schwächeren Markt lagen sie am Dienstag zum Xetra-Schluss jeweils 0,6% über dem Vortageswert.
Der Absatz der Marke BMW fiel 2022 um gut 5% auf 2,1 Millionen Einheiten. „Damit behauptet die Marke BMW weiterhin Platz 1 im weltweiten Premiumsegment“, heißt es in einer Mitteilung des Münchner Konzerns. 2021 hatte BMW die Marke Mercedes überholt, nachdem diese von 2016 bis 2020 vorn gelegen hatte. Der Vorstand um Ola Källenius ist vom Ziel seines Vorgängers Dieter Zetsche abgerückt, der die Absatzspitze in dem Segment angestrebt hatte. Mercedes-Benz bezeichnet sich als wertvollste Luxusautomobilmarke der Welt.
Elektro-Autos verdoppelt
Beide Konzerne haben den Absatz vollelektrischer Autos (BEV) im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Mercedes-Benz steigerte die Zahl dieser Pkw um 124% auf 117800 Einheiten (ohne Smart) und einen Anteil von knapp 6% am gesamten Absatz. Die BMW-Gruppe legte hier um knapp 108% auf rund 215800 Autos zu. Das waren 9% aller Auslieferungen. Der nächste Meilenstein sei ein Anteil von 15% in diesem Jahr, sagt Vertriebsvorstand Pieter Nota. Der Auftragseingang für vollelektrische Modelle sei weiterhin hoch.
Den für dieses Jahr geplanten Marktstart der elektrischen Version des 5er-BMW bezeichnet Nota als „weiteren bedeutenden Schritt auf dem Weg der Elektrifizierung unserer Modellpalette“. Audi steigerte die Verkaufszahl der vollelektrischen Modelle um gut 44% auf rund 118200 oder gut 7%.
Einschließlich der Marke Smart und der Plug-in-Hybride verkaufte Mercedes-Benz Cars 319200 elektrische Autos. Das waren 19% mehr als im Jahr zuvor und bedeuteten einen Anteil von 15% am gesamten Absatz. BMW erzielte in diesem Segment einen Anstieg von 32% auf rund 433800 Autos. Das sind 18% der Gesamtzahl.
Im obersten Luxussegment verkauften Mercedes-Benz und BMW so viele Fahrzeuge wie nie zuvor. Mercedes-Maybach lieferte 21600 Einheiten aus – 37% mehr als 2021. BMW steigerte den Absatz von Rolls-Royce um 7,8% auf 6021 Stück. Das sei der höchste Absatz in der 118-jährigen Geschichte des englischen Herstellers, berichtet BMW. „Kunden zahlen im Durchschnitt für ein Fahrzeug der Marke Rolls-Royce Cars rund eine halbe Million Euro.“ Bentley, die Luxusmarke von Volkswagen, erzielte ebenfalls einen Rekord: 15174 Auslieferungen bedeuteten einen Anstieg um 4%.
Im vierten Quartal erhöhten Mercedes-Benz und BMW in allen großen Regionen die Auslieferungen. Mit Ausnahme von China erreichte Mercedes-Benz auch im gesamten Jahr leichte Zuwächse. Im größten Automarkt der Welt ging der Absatz um 1% auf 751700 Autos zurück. Das waren knapp 37% der Gesamtzahl.
Minus in China
BMW kam im vergangenen Jahr auf einen Anteil Chinas von 33%. Dort verringerten sich die Auslieferungen um 6,4% auf rund 792000 Autos der Marken BMW und Mini. Auch in den anderen Regionen verzeichnet der Konzern Rückgänge. Noch stärker als in China fiel das Minus mit 7,5% in Europa aus.
Gemischt ist auch das Bild von Audi. In China rutschte die Zahl der Auslieferungen um 8,4% auf etwa 642500 nach unten. Mit knapp 40% ist der Absatzanteil des Landes höher als von Mercedes und BMW. Den größten Zuwachs erzielten die Autos mit den vier Ringen in Deutschland, wo der Absatz um 18,7% auf 214678 zunahm.
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