IPO

Chipdesigner Arm kehrt zurück an die Börse

Der britische Chipdesigner ARM Holdings wird wieder an die Börse gebracht. Nachdem die Übernahme durch Nvidia platzte, übernahm Rene Haas mit unmittelbarer Wirkung den Chefsessel von Simon Segars.

Chipdesigner Arm kehrt zurück an die Börse

hip London

ARM Holdings wird bis Ende März 2023 an die Börse zurückkehren. Wie das Portfoliounternehmen des japanischen Finanzinvestors Softbank mitteilte, wird CEO Simon Segars das Amt mit unmittelbarer Wirkung an Rene Haas abgeben. Der Grafikchiphersteller Nvidia und Softbank hatten zuvor das Scheitern des geplanten Erwerbs des Chipdesigners durch die US-Gesellschaft eingestanden. „Wesentliche aufsichtsrechtliche Herausforderungen“ seien der Grund dafür gewesen. „Auch wenn wir nicht ein Unternehmen werden, werden wir eng mit ARM zusammenarbeiten“, ließ sich Nvidia-Chef Jensen Huang vernehmen. ARM habe eine strahlende Zukunft, und Nvidia werde sie als „stolzer Lizenznehmer“ in den nächsten Jahrzehnten unterstützen. Haas war zuletzt Präsident der IP Products Group von ARM. Bevor er 2013 zum Unternehmen stieß, war er unter anderem sieben Jahre in einer Managementrolle für Nvidia tätig.

Wettstreit der Finanzplätze

Nun ist mit einem Wettstreit der Finanzplätze um den prominenten IPO-Kandidaten zu rechnen. Für das aus dem IT-Ökosystem rund um die Universität Cambridge stammende Unternehmen wäre London naheliegender, doch sind an Wall Street höhere Bewertungen zu erzielen. „Sollte ARM wie kolportiert nach einem Listing in New York greifen, könnte das als Misstrauensvotum für London gesehen werden“, sagte die Analystin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown.

Nvidia hatte im September 2020 angekündigt, ARM für rund 40 Mrd. Dollar in Aktien und bar übernehmen zu wollen. Weil ihr Aktienkurs seitdem gestiegen ist, ging auch der gebotene Kaufpreis in die Höhe. In der IT-Industrie regte sich großer Widerstand gegen den Deal, nicht nur bei Nvidia-Wettbewerbern wie Qualcomm. Nachdem sowohl die britischen Behörden als auch die EU-Wettbewerbshüter schwere Bedenken gegen den Deal geäußert hatten, stellte sich im Dezember auch die mächtige Federal Trade Commission (FTC) in den USA quer (vgl. BZ vom 3.12.2021). Ihr Argument: Der Zu­sammenschluss hätte sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit bei der Entwicklung der Technologien von morgen auswirken können. Dabei hatte die FTC Zukunftsthemen wie Fahrerassistenzsysteme und Prozessoren für Cloud Computing im Blick. Nachdem sich die FTC eingeschaltet hatte, gingen viele Analysten davon aus, dass man sich bei ARM auf die Suche nach Alternativen machen muss. In Großbritannien, wo seit langem eine Debatte über den Ausverkauf der heimischen Hochtechnologieunternehmen tobt, hatte die auch für Digitales zuständige Kulturministerin Nadine Dorries den Deal im November zur Chefsache erklärt.

ARM ging 1990 aus der Zusammenarbeit von Acorn und Apple hervor. 1998 wurde sie in London an die Börse gebracht. Ihre Chiparchitektur findet sich heute in fast jedem Smartphone. Mehr als 200 Milliarden Chips, die darauf basieren, wurden bislang verkauft. Begonnen hatte die Kooperation mit dem Prozessor Acorn Risc Machine (ARM) für Apples persönlichen digitalen Assistenten namens Newton. ARM profitierte davon, dass hochwertige Chips bald auch in niedrigpreisigen Smartphones verbaut wurden. Die 32 Mrd. Dollar schwere Übernahme durch Softbank im Jahr 2016 ermöglichte dem Unternehmen, als Plattformbetreiber unabhängig zu bleiben und sich angesichts der zunehmenden Sättigung des Smartphone-Marktes anderen Dingen zu widmen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.