Studie

Deutsche Firmen offen für EU-Klimaschutzregeln

Das EU-Klimaschutzprogramm stellt die Unternehmenswelt sowohl finanziell als auch administrativ vor große Herausforderungen. In Deutschland zeigen sich viele Großunternehmen – und insbesondere der Mittelstand – trotzdem offen für die neuen Regeln.

Deutsche Firmen offen für EU-Klimaschutzregeln

kro Frankfurt − Trotz des absehbar deutlichen Mehraufwands etwa in der nichtfinanziellen Berichterstattung können deutsche Großunternehmen den Vorschriften und Zielen aus dem EU-Klimaschutzprogramm so manch Positives abgewinnen. In einer Umfrage unter 104 mittelständischen und 32 börsennotierten Firmen zeigten sich vor allem die Mittelständler hinsichtlich der Folgen für das eigene Geschäft sowie mit Blick auf die künftig strengeren Berichtspflichten zuversichtlich. So sieht knapp die Hälfte von ihnen eher Vor- als Nachteile, während es bei den börsennotierten Unternehmen nur 31 % sind. Zusammengerechnet erwarten knapp 60 % der börsennotierten Unternehmen gleichermaßen Vor- und Nachteile.

Die geplante Ausweitung der nichtfinanziellen Berichterstattung auch auf große, nicht börsennotierte Unternehmen erachteten zudem drei Viertel aller befragten Mittelständler als sinnvoll. „Uns hat das maßlos überrascht“, sagte Torsten Jäger, der im Bundesverband deutscher Banken (BdB) den Themenbereich Nachhaltigkeit verantwortet. Die Forsa-Umfrage entstand im Auftrag des internationalen Wirtschaftsforschungsinstituts OMFIF in Kooperation mit dem BdB, dem Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee, der Bertelsmann Stiftung, The New Institute sowie weiteren Organisationen.

Wunsch nach Transparenz

Dass sich ein Viertel der Mittelständler skeptisch gezeigt hat, liegt für Jäger zunächst auf der Hand: „Mehr Reporting heißt erstmal mehr administrativer Aufwand, mehr Bürokratie, ich brauche auch mehr Ressourcen, sowohl in der IT als auch letztlich im Personal.“ Unabhängig davon gebe es bei den Mittelständlern aber auch, wie bei den börsennotierten Unternehmen, den Wunsch nach mehr Transparenz und Vergleichbarkeit. Zudem würden die mittelgroßen Unternehmen auch selbst Verantwortung in Sachen Klimaschutz übernehmen wollen.

„Der Mittelstand, das sind unsere ‚Hidden Sustainable Champions‘“, sagte Studienleiterin Janine von Wolfersdorff mit Blick auf die von den Unternehmen verfolgten Ziele bei der Umsetzung der jeweiligen Nachhaltigkeitsstrategie. So gehe es den mittelgroßen Firmen nicht nur um das dahinterliegende Geschäftspotenzial, sondern auch um Faktoren wie Mitarbeitermotivation oder die bessere Erfüllung von Kundenwünschen. Bei den börsennotierten Unternehmen spielen diese Dinge zwar auch eine Rolle. Deutlich wichtiger ist für sie aber die Erfüllung der Erwartungen von Investoren.

Klimaschutz kostet

In den Bilanzen wirken sich die Investitionen in mehr Nachhaltigkeit zwar meist erfolgsneutral aus. Ein Fünftel aller befragten Mittelständler berichtete allerdings auch von bisher überwiegend erfolgsmindernden Effekten. Bei den börsennotierten Firmen waren es 28 %. „Wenn Unternehmen tiefgreifende Transformation betreiben, also nicht nur ein bisschen weniger Wasser verbrauchen oder CO2-Zertifikate kaufen, sondern beispielsweise in Kreislaufwirtschaft gehen, und in ihrem Geschäftsmodell wirklich etwas ändern, dann sind das typischerweise Aufwendungen, die sich nicht erfolgsneutral in der Rechnungslegung abbilden, weil sie Restrukturierungsaufwand darstellen“, sagte von Wolfersdorff. Um die Unternehmen bei der nachhaltigen Finanzierung zu unterstützen, fordert der Bankenverband schon länger Eigenkapitalerleichterungen. „Niedrige Eigenkapital-Anforderungen bedeuten zunächst niedrige Zinssätze – damit werden Investitionen profitabler für Unternehmen, die sich auf einen Weg der Transformation begeben“, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig bei der Veröffentlichung der Studie.

Die Bundesregierung lehnt das allerdings ab. „Politische Eigenkapitalregeln sind aus meiner Sicht grundlegend falsch“, entgegnete der ebenfalls zu diesem Anlass geladene Finanzstaatssekretär Jörg Kukies. „Wenn Sie herausgefunden haben, dass es erst einmal das Unternehmen und seine Ertragslage negativ beeinflusst, dann nimmt das Kreditrisiko dadurch für die darlehensgebende Bank und die finanzierende Bank ja sogar zu. Dann also zu sagen, das Risiko geht zwar hoch, aber wir gehen jetzt mit den Kapitalanforderungen runter, das würde diesen Negativeffekt sogar verstärken.“