Deutsche Post profitiert von knappen Transportkapazitäten
md Frankfurt
In der Bewertung der Geschäftszahlen der Deutschen Post sind sich die Analysten einig: Der Jahresauftakt sei für den Logistikriesen besser gelaufen als erwartet. Nach dem Rekordjahr 2021 ist die Gruppe weiter auf Wachstumskurs. Das liegt in erster Linie an der starken Entwicklung der Frachtsparte, denn die Kapazitäten für den Gütertransport sind durch die Coronakrise und die Folgen des Kriegs in der Ukraine knapp und teuer geworden. Das Paketgeschäft verlor dagegen nach dem Order-Boom im Internet in den letzten beiden Jahren an Dynamik.
„Im ersten Quartal ist die erwartete Normalisierung im Online-Handel eingetreten“, sagte Vorstandschef Frank Appel. Diese habe die Gruppe Deutsche Post DHL jedoch mit starken Ergebnissen in den globalen Logistikaktivitäten überkompensiert. „In Summe hatten wir einen guten Jahresauftakt und konnten unser Ergebnis weiter steigern“, resümierte Appel, der seinen Stuhl nach der Hauptversammlung im Mai nächsten Jahres zugunsten von Tobias Meyer, derzeit Chef des Geschäftsbereichs Post & Paket Deutschland, räumt. Neben Meyers Division gehören zur Gruppe noch vier DHL-Sparten: die Beförderung von eiligen Dokumenten und Waren (Express), internationale Speditionsleistungen zu Land, zu Wasser und in der Luft (Global Forwarding, Freight), Lieferkettenlösungen (Supply Chain) und das Paketgeschäft „auf der letzten Meile“ im Ausland (E-Commerce Solutions).
Im ersten Quartal stieg der Konzernumsatz im Vergleich zur Vorjahreszeit um ein Fünftel auf 22,6 Mrd. Euro. Der operative Gewinn (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit) legte nach dem Sprung im Geschäftsjahr 2021 abermals zu – um 13% auf 2,16 Mrd. Euro. Der Konzern habe höhere Energiepreise und Transportkosten ausbalancieren können, heißt es in der Mitteilung. Die Ebit-Marge lag mit 9,6 (i.V. 10,1)% etwas unter dem Vorjahresniveau. Das Periodenergebnis kletterte nach Abzug von nicht beherrschenden Anteilen um 13,5% auf 1,35 Mrd. Euro.
Wachstumstreiber B2B
Das weltweite B2B-Geschäft – also die Geschäftsbeziehungen zwischen zwei oder mehr Unternehmen – sei im ersten Quartal der entscheidende Wachstumstreiber gewesen, teilt die Post mit. Von einer soliden Entwicklung im Welthandel und einem stärkeren B2B-Geschäft haben den Angaben zufolge vor allem die Divisionen Global Forwarding, Freight und Supply Chain sowie in geringerem Maße Express profitiert.
Das operative Ergebnis von Global Forwarding, Freight habe sich dank einer außerordentlich positiven Entwicklung im Luft- und Seefrachtgeschäft von 216 Mill. auf 601 Mill. Euro nahezu verdreifacht. Im nationalen und internationalen Paketgeschäft hätten sich die Sendungsmengen zum Jahresauftakt 2022 wie erwartet normalisiert, nachdem die B2C-Volumina – Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen und Privatpersonen – im Vorjahr vielerorts aufgrund der Pandemie und des Booms von Online-Bestellungen außergewöhnlich hoch waren. Entsprechend lagen die Ergebnisse der Divisionen E-Commerce Solutions und Post & Paket Deutschland unter dem sehr starken Vorjahresniveau.
Die finanzielle Situation des Konzerns sei „hervorragend“. Sie zeige sich im Cashflow: Im ersten Quartal lag der operative Cashflow laut Finanzvorstand Melanie Kreis mit 2,3 (2,49) Mrd. Euro annähernd auf Vorjahresniveau. Der Freie Cashflow ging unbereinigt zwar auf –107 Mill. (1,18 Mrd.) Euro zurück, doch ohne Berücksichtigung von Akquisitionen, etwa die abgeschlossene Übernahme des Seefrachtspezialisten J.F. Hillebrand im Umfang von 1,4 Mrd. Euro, lag der freie Mittelzufluss nahezu unverändert bei 1,1 Mrd. Euro.
„Unsere starke und stabile Finanzlage erlaubt uns, weiter in den Ausbau unserer führenden Position zu investieren und unsere Resilienz zu stärken“, sagte Kreis. So sei die Übernahme von Hillebrand ohne die Aufnahme von Fremdkapital realisiert worden. Gleichzeitig habe der Konzern in die Entwicklung der Kerngeschäfte investiert. Bis 2024 soll mit Bruttoinvestitionen von rund 12 Mrd. Euro der nachhaltige Ausbau der Kapazitäten forciert werden.
Der Konzern erwartet im Gesamtjahr unverändert – trotz der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs und der Corona-Lockdowns in chinesischen Metropolen – ein Ebit von 8 Mrd. Euro mit einer möglichen Abweichung von plus/minus 5%. Für 2024 wird ein Anstieg auf rund 8,5 Mrd. Euro prognostiziert. Ohne Berücksichtigung von M&A-Deals erwartet die Post für 2022 einen Free Cashflow von 3,6 Mrd. Euro mit einer Abweichung von plus/minus 5%.
Wertberichtigt Seite 6