Vicente Vento

„DTCP zündet die nächste Stufe“

Der einzige deutsche Investmentfonds, der sich ausschließlich auf digitale Infrastruktur fokussiert, DTCP, steht vor der Übernahme eines neuen Rechenzentrums in Frankfurt. Für die Zukunft hat der Fonds weitere ehrgeizige Wachstumspläne.

„DTCP zündet die nächste Stufe“

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Als einziger deutscher Investmentfonds, der sich ausschließlich auf digitale Infrastruktur wie Mobilfunktürme, Glasfaser und Datacenter fokussiert, steht DTCP vor der Übernahme eines neuen Rechenzentrums in Frankfurt. Es ist das vierte Investment aus dem zweiten Infrastrukturfonds von DTCP. Der DIV II hat bei seinem zweiten Closing inzwischen Mittelzusagen von 1 Mrd. Euro erhalten, zu denen große Namen beigetragen haben. Mit dabei sind unter anderen Allianz Capital, Blackrock und Abrdn, außerdem ein nahöstlicher Staatsfonds.

Die als Private-Equity-Arm der Deutschen Telekom gestartete Gesellschaft, die in Digital Transformation Capital Partners umfirmierte, hat nach den Worten von Gründer und CEO Vicente Vento nicht nur den Namen geändert, sondern sich auch von der Telekom abgenabelt. „Seit 2020 wird die DTCP vollkommen unabhängig gemanagt. Die Telekom bleibt jedoch unser größter Investor und Sponsor.“ Eine „unabhängige Governance“ habe sich als unverzichtbar erwiesen, um erfolgreich Investoren anzusprechen und weiter zu wachsen, erklärt Vento im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Aus dem im Vorjahr aufgelegten Fonds sind bereits 730 Mill. Euro investiert – in Cellnex NL, in Open Dutch Fiber sowie in E-Fiber und nun in das Frankfurter Rechenzentrum. Deshalb soll der DIV II nun bis zum Final Closing im nächsten Jahr nochmal „signifikant zusätzliches Kapital“ einwerben, erklärt der Manager. DTCP wirbt dabei für sich mit einer Rendite von 19% auf den ersten In­frastrukturfonds (DIV I), der unter anderem in Funktürme in der Schweiz investiert hatte und dieses Asset nach nur drei Jahren weitergereicht hat. Investiert war der Fonds außerdem in Cellwize, ein auf Netzwerkautomatisierung spezialisiertes Softwareunternehmen, das Qualcomm im Juni übernommen hat.

Der neue Fonds zielt auf den Midmarket-Bereich mit Zielobjekten zu einer Bewertung von rund 1 Mrd. Euro und peilt Eigenkapitalinvestitionen von 150 Mill. bis 250 Mill. Euro an. „Dabei streben wir bei unseren Investitionen in der Regel einen Leverage von bis zu 80% an“, so Vento. Allerdings schwankt der Schuldenhebel auch stark: Während Mobilfunktürme oder Datacenter verlässliche Cashflows aus meist langfristigen Verträgen generieren und deshalb einen hohen Leverage tolerieren, „muss bei Glasfaser zunächst viel investiert werden. Open Dutch Fiber (ODF) ist ein gutes Beispiel: Die Firma stand im April 2021 am Anfang, hat in der Zwischenzeit mehrere hunderttausend Glasfaseranschlüsse gebaut und vor kurzem den Wettbewerber E-Fiber konsolidiert. ODF ist schon heute das größte unabhängige Open-Access-Glasfasernetz in den Niederlanden“, sagt Vento.

Gute Chancen

Der Finanzinvestor sieht auf dem Markt sehr gute Chancen: „Unsere Pipeline umfasst derzeit 12 Mrd. Euro“, aber es sei vorstellbar, dass sie sich noch deutlich vergrößert. „Das ist eine Momentaufnahme.“ DTCP hat derzeit 60 Mitarbeiter und Vento zufolge 2,3 Mrd. Euro under Management. Mittelfristig, also in drei bis fünf Jahren, sollen es 3 Mrd. bis 5 Mrd. Euro sein. „Im Hinblick auf die aktuelle Pipeline wollen wir in den nächsten vier Jahren aus dem aktuellen Fonds rund 1 Mrd. Euro an Eigenkapital investieren“, stellt der Fondsmanager in Aussicht.

Der Startphase entwachsen traut sich DTCP nun größere Brocken zu. „Wir zünden die nächste Stufe“, sagt Vento mit Blick auf die Rolle bei künftigen Investments. „Wir wollen künftig größere Anteile an Firmen übernehmen, und streben auch Kontrollmehrheiten an.“ Den Kapitalbedarf für digitale Infrastruktur in Europa schätzt der Manager „in den nächsten zehn Jahren auf rund 200 Mrd. Euro“. Dabei komme dem Geschäft zugute, dass die einzelnen Zweige Mobilfunk, Glasfaser und Datacenter „zur Konvergenz tendieren“, was die Entwicklungsmöglichkeiten und die Wertsteigerungschancen verbessert.

Eine Rendite wie zuletzt von fast 20% will DTCP nicht versprechen, aber „unsere Investoren können mit einer Rendite von mehr als 10% rechnen“. Dabei geht Vento von einer Haltedauer von sieben Jahren aus, wie bei Infrastruktur-Assets üblich.

Der regionale Fokus liegt dabei „insbesondere auf Westeuropa“, wie er betont; er spricht dabei von einem „gesunden Wettbewerb“. Er tut dies, obwohl die Investitionslücke gerade bei Glasfaser in Deutschland und der Nachholbedarf europäischer Telekommunikationskonzerne in der Abspaltung von Infrastruktur mittlerweile viele Goldgräber angezogen hat. Dementsprechend trifft DTCP bei potenziellen Akquisitionszielen vielfach auf in der Telekombranche erfahrene Private-Equity-Gesellschaften wie die französische Firma Antin, die schwedische EQT und die US-Gesellschaft KKR.

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