Umfrage

Firmen sind für 2023 pessimistisch

Das neue Jahr wird nach Einschätzung vieler Unternehmen herausfordernd, zeigt eine aktuelle Umfrage von Atradius: Nicht einmal 8% rechnen mit einer konjunkturellen Erholung, die übrigen stellen sich auf eher negative Szenarien ein.

Firmen sind für 2023 pessimistisch

sar Frankfurt

Von Optimismus ist wenig zu spüren: 48% der 372 befragten Unternehmen rechnen mit einer wirtschaftlichen Stagnation im nächsten Jahr, zeigt eine Umfrage des Warenkreditversicherers Atra­dius. Weitere 44 % stellen sich sogar auf eine Rezession ein; mit einer Erholung der Konjunktur in Deutschland rechnen dagegen nur 8 % der Befragten. Besonders skeptisch sind die Unternehmen aus der Chemiebranche, von ihnen erwarten sogar 59 % einen konjunkturellen Ab­schwung im kommenden Jahr. Im Bausektor stellen sich 57 % der Firmen auf eine Rezession ein, im Bereich Metall sind es 55 %.

Als größte unternehmerische Risiken stufen die Befragten die Inflation (86 %) sowie die gestiegenen Energiekosten (76 %) ein, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. Auf schnelle Besserung hofft dabei kaum ein Teilnehmer: Rund drei von vier Befragten rechnen damit, dass die Inflation 2023 auf dem aktuellen Niveau verharren (45 %) oder sogar noch weiter steigen (29 %) wird.

Auch Atradius rechnet mit weiteren Herausforderungen für Unternehmen: „Die derzeitige Wirtschaftslage dürfte zu einer weltweiten Stagflation im Jahr 2023 führen“, sagt Frank Liebold, Country Director Germany bei Atradius. Die straffe Geldpolitik der Notenbanken werde zudem Finanzierungen für Unternehmen verteuern. Für die Eurozone erwartet Atradius 2023 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 % und in Deutschland um 1,1 %.

Teure Rohstoffe

Auch die Inflation wird die Unternehmen weiter belasten, doch rechnet Liebold damit, dass die Kurve abflacht: Im Vergleich zu 2022 werde die Inflation in Deutschland um voraussichtlich 5,1% zulegen, im zu Ende gehenden Jahr lag die Zunahme dagegen noch bei mehr als 8 %. Die Lebenshaltungskosten sowie die Preise für Materialien und Rohstoffe blieben jedoch vorläufig hoch.

Unter den befragten Unternehmen erwarten 46 %, dass die Rohstoffpreise 2023 auf dem aktuellen Niveau verharren. Fast jeder dritte Teilnehmer stellt sich sogar auf noch weitere Preissteigerungen ein. Die Hoffnung auf sinkende Rohstoffkosten überwiegt dagegen nur bei einem Fünftel der Unternehmen.

„Solange der Krieg in der Ukraine andauert, bleiben die Märkte volatil“, prognostiziert Liebold. Für 44 % der befragten Unternehmen zählen die geopolitischen Entwicklungen derzeit zu den größten Herausforderungen, noch vor der Konjunktur (40 %). Und sechs von zehn Umfrageteilnehmern rechnen auch nicht damit, dass sich die Lage im neuen Jahr entspannen wird. Lediglich ein Zehntel der befragten Unternehmen gibt sich optimistisch, dass die geopolitischen Unsicherheiten abnehmen werden; 30% glauben dies „vielleicht“.

Fachkräftemangel

Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen sind viele Unternehmen auf Personalsuche, stoßen dabei jedoch an Grenzen. Unter den größten unternehmerischen Risiken rangiert der Fachkräftemangel bereits auf dem dritten Rang; 60% der Teilnehmer zählen ihn zu den derzeit größten Herausforderungen.

Für das nächste Jahr hat gut die Hälfte der befragten Unternehmen Neueinstellungen geplant. Ein knappes Viertel ist noch unentschieden, nur 24% wollen kein neues Personal an Bord holen. Nicht immer können offene Stellen auch besetzt werden: Nur gut ein Drittel der Unternehmen gibt derzeit an, den Mitarbeiterbedarf decken zu können. 47% schaffen dies lediglich teilweise, dem Rest gelingt es nicht. Liebold warnt davor, den Fachkräftemangel zu unterschätzen: „Dieser ist bereits ein echtes Problem, das wir speziell im Handwerk tagtäglich sehen.“