Gorillas wird von Getir geschluckt
cru Frankfurt
Das Berliner Schnellliefer-Start-up Gorillas wird vom türkischen Lebensmittellieferdienst Getir aus Istanbul geschluckt. Das teilte Getir am Freitag auf der Berufsplattform Linkedin mit. Zuvor hatten die „Financial Times“ und andere Medien berichtet. Zum Kaufpreis machte Getir zunächst keine Angaben. Den Berichten zufolge soll die Übernahme rund 1,2 Mrd. Dollar kosten (rund 1,14 Mrd. Euro). 2021 war die von Kagan Sümer gegründete Firma auf dem Gipfel ihres Erfolgs bei einer Finanzierungsrunde über 1 Mrd. Dollar noch mit 3 Mrd. Dollar bewertet worden – bevor die Investoren stärker an der künftig erhofften Rentabilität zu zweifeln begannen.
Nach Informationen der Börsen-Zeitung aus Finanzkreisen wurde Gorillas bei dem Deal von J.P. Morgan beraten. Die Investmentbank lehnt einen Kommentar dazu ab.
Mit der Fusion von Getir und Gorillas, aus der ein Unternehmen mit einer Bewertung von rund 10 Mrd. Dollar hervorgeht, setzt sich die Konsolidierung in der Lieferbranche fort, die während der Pandemie geboomt und viel Kapital angezogen hatte, aber jetzt profitabel arbeiten soll. Getir kaufte Ende 2021 das britische Start-up Weezy, während Gorillas Anfang 2022 das französische Unternehmen Frichti übernahm. Getir, die von Mubadala Investment und Sequoia Capital unterstützt wird, erhält Zugang zu den Kunden von Gorillas in sechs Ländern, darunter Deutschland und Großbritannien.
„Dieser Zukauf bestätigt unser langfristiges Engagement und unsere Hingabe an den Sektor und unterstreicht, wie Getir die Konsolidierung der Branche anführt“, teilte Getir mit. „Die Märkte gehen auf und ab, aber die Verbraucher lieben unseren Service, und die Bequemlichkeit wird bleiben“, sagte Getir-Gründer Nazim Salur. Laut FT erhalten alle Gorillas-Gesellschafter Anteile an Getir, einige auch Cash. Dazu zählen der Lieferdienst Delivery Hero, Coatue und der chinesische Internetkonzern Tencent. Über die Übernahme war seit Oktober spekuliert worden. Im Mai entließ Gorillas Hunderte Bürobeschäftigte und kündigte an, stärker auf Profitabilität zu setzen. Jetzt wird eine weitere Entlassungswelle erwartet. Doordash, die Mutter des Rivalen Wolt, kündigte vor einigen Tagen ebenfalls einen Jobabbau an.