Hafenbetreiber

HHLA dringt auf Investitionen in Infrastruktur

Der Appell an die Politik, deutlich mehr in die deutsche Hafeninfrastruktur zu investieren, wird dringlicher. Neben der reinen Wettbewerbsfähigkeit geht es für Angela Titzrath, Chefin des Hamburger Hafenkonzerns HHLA, auch um die Vorbereitung auf den militärischen Ernstfall.

HHLA dringt auf Investitionen in Infrastruktur

HHLA dringt auf Investitionen in Infrastruktur

Vorstandschefin: Häfen für militärischen Ernstfall rüsten – Hamburger Hafenkonzern baut Hinterlandnetzwerk aus und profitiert von höheren Lagergelderlösen

Der Appell an die Politik, deutlich mehr in die deutsche Hafeninfrastruktur zu investieren, wird dringlicher. Neben der reinen Wettbewerbsfähigkeit geht es Angela Titzrath, Chefin des Hamburger Hafenkonzerns und Präsidentin des Seehafenverbandes ZDS, auch um die Vorbereitung auf einen militärischen Ernstfall.

ste Hamburg

Der Hamburger Hafenkonzern HHLA, größter Terminalbetreiber im größten deutschen Seehafen, dringt in Anbetracht der fragilen weltpolitischen Lage auf mehr Investitionen in die Hafeninfrastruktur. „Wir fahren seit langem auf Verschleiß“, erklärte Vorstandschefin Angela Titzrath am Mittwoch auf der HHLA-Bilanzpressekonferenz mit Verweis auf marode Straßen und Brücken, defekte Stellwerke und Schleusen sowie Defizite in der Digitalisierung. Der Hamburger Hafen könne besser dastehen, wenn endlich die dringenden Infrastrukturprobleme angepackt würden.

„Nicht naiv sein“

Titzrath, die auch Präsidentin des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) ist, begrüßte die jüngsten Beschlüsse im Bundestag, 500 Mrd. Euro in die Modernisierung der Infrastruktur fließen zu lassen und massiv in die Verteidigungsfähigkeit zu investieren. „Die Häfen in Deutschland müssen teilweise umfassend erneuert werden, damit sie wettbewerbsfähig bleiben, reibungslos funktionieren und – hier dürfen wir nicht naiv sein – auch für den militärischen Ernstfall gerüstet sind.“ Die Stärkung der Infrastruktur und der Verteidigungsfähigkeit seien in vielen Fällen unterschiedliche Seiten derselben Medaille. Die Politik müsse das notwendige Geld bereitstellen und die Modernisierung der Häfen „nach oben auf den Stapel legen".

Zugleich mahnte die HHLA-Chefin mit Blick auf globale Handelskonflikte Gespräche an. „Das gegenseitige Hochschaukeln von Zöllen und Vergeltungszöllen muss schnell ein Ende haben.“ Zölle seien Gift für die Wirtschaft und träfen vor allem Deutschland als Exportnation. „Wir müssen mehr denn je für den regelbasierten Freihandel kämpfen“, so Titzrath, die für „ein größeres Selbstbewusstsein der Europäer“ im Zollkonflikt mit der neuen US-Administration plädierte. Die EU müsse klug agieren und "einen Deal aushandeln, der für alle Seiten tragfähig ist“.

Containerumschlag stagniert

Die HHLA selbst spürt bislang keine Auswirkungen der US-Zollpolitik, was aber im Moment noch an der Schwebephase liege, sagte Titzrath. Die bloße Androhung neuer Zölle habe Unternehmen bereits vor der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten im vergangenen Herbst zu einem Anstieg des Handels mit den USA veranlasst, um vorsorglich Lager zu füllen. Dass das Umschlagvolumen an den drei Hamburger HHLA-Hafenterminals 2024 mit 5,69 Millionen Standardcontainern (TEU) das Vorjahresniveau erreichte, lag vor allem am Zuwachs bei den Verkehren mit den USA.

Weil die internationalen Terminals in Odessa, Tallinn und Triest um 23% auf 284.000 TEU zulegten, erhöhte sich das HHLA-Umschlagsvolumen insgesamt um 0,9% auf 5,97 Mill. TEU. Dass Umsatz und operatives Ergebnis (Ebit) im Konzern um 10,5% auf knapp 1,6 Mrd. Euro bzw. um 22,7% auf 134,3 Mill. Euro zunahmen, lag am stärkeren Anstieg im Transportvolumen von Intermodalgesellschaften wie der Bahntochter Metrans und dem mehrheitlichen Erwerb der österreichischen Roland Spedition. Der Containertransport nahm um 11,6% auf 1,8 Mill. TEU zu. Die um fast 15% auf 711 Mill. Euro gestiegenen Umsatzerlöse im Intermodalsegment machen inzwischen 44,5% der Konzernerlöse aus.

Gestörte Lieferketten

Zugleich profitierte der Hafenkonzern infolge von Störungen in den internationalen Lieferketten wie etwa im Zuge der Sicherheitskrise im Roten Meer von längeren Verweildauern der Container an den Hamburger Terminals. Die Lagergelderlöse erhöhten sich im Vorjahresvergleich auf 112 (75) Mill. Euro. Im Pandemie-Jahr 2022 hatten sie 193 Mill. Euro betragen, das Niveau in Normaljahren liege bei 70 Mill. Euro, so HHLA-Finanzchefin Annette Walter auf Nachfrage.

Neben dem Ausbau des europäischen Hinterlandnetzwerks, der 2024 maßgeblich zur positiven Entwicklung beigetragen habe, hob Vorstandschefin Titzrath Fortschritte bei der Modernisierung des größten Hamburger Containerterminals Burchardkai sowie den Einstieg des Reedereikonzerns MSC als zentrale Themen aus 2024 hervor. Die Zusammenarbeit sei „sehr gut angelaufen“. MSC sei ein „starker und verlässlicher Partner, der vor allem unseren Kurs hin zu einem Netzwerkunternehmen klar unterstützt“. Mit der Stadt Hamburg als Mehrheitseigentümerin der HHLA wurde vereinbart, dass MSC den Umschlag an den HHLA-Terminals bis 2031 auf mindestens 1 Mill. TEU pro Jahr steigern soll. Gemeinsam wollen die beiden Eigentümer der HHLA 450 Mill. Euro an Eigenkapital für Investitionen bereit stellen.

Optimistisch für 2025

HHLA-Chefin Titzrath kündigte für 2025 Investitionen zwischen 460 und 510 Mill. Euro an, wobei je die Hälfte in das Containersegment und in den Ausbau des Intermodalgeschäfts fließen soll. Beim Containerumschlag und -transport erwartet die HHLA einen starken Anstieg, ebenso beim Konzernumsatz. Das Ebit soll bei 195 bis 235 Mill. Euro landen, im börsennotierten Teilkonzern Hafenlogistik bei 180 bis 220 Mill. Euro.

Die HHLA, die 2024 mit einer Rendite von 5,4 (i.V. 4,6)% auf das eingesetzte Kapital den langfristigen Verzinsungsanspruch von 8,5% nicht erfüllte, avisierte eine Dividende von 0,16 (0,08) Euro je A-Aktie. Mit 11,6 (5,8) Mill. Euro würde die Hälfte (67%) des im Teilkonzern Hafenlogistik verbuchten Überschusses nach Anteilen Dritter an die Aktionäre fließen – im Einklang mit der Vorgabe, 50 bis 70% des Ergebnisses auszuschütten.

Aktienkurs über Angebotspreis

Die HHLA-Aktie stieg am Mittwoch um bis zu 2,4% auf 17,68 Euro. Im vorigen Jahr hatte der Kurs um 5,5% auf 17,68 Euro zugelegt und lag am Jahresende über dem im September 2023 bekannt gewordenen MSC-Angebotspreis von 16,75 Euro.

Zu einem möglichen Rückzug der seit Ende November 2007 gelisteten HHLA von der Börse wollte sich Vorstandschefin Titzrath auf Nachfrage nicht äußern. Die Frage müssten die Gesellschafter klären. Nach der Ende November 2024 vollzogenen Einbringung ihrer A-Aktien im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung in die Beteiligungsgesellschaft Port of Hamburg (PoH) hielten die Stadt Hamburg und der Reedereikonzern MSC über die Holding Ende vergangenen Jahres rund 93,8% der börsennotierten Anteile. Der Streubesitz belief sich auf knapp 6,2%.

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