Energierohstoffe

London genehmigt neues Steinkohle­bergwerk

West Cumbria Mining will im englischen Norden Kokskohle für die Stahlproduktion fördern. Der zuständige Staatssekretär Michael Gove segnete den Bau des ersten Kohlebergwerks seit Jahrzehnten ab.

London genehmigt neues Steinkohle­bergwerk

hip London

Mehr als 30 Jahre nach der Schließung der Haig Pit im nordenglischen Whitehaven wird West Cumbria Mining dort ein neues Steinkohlebergwerk an den Start bringen. Wie das Unternehmen mitteilt, ist es hocherfreut über die Entscheidung des zuständigen Staatssekretärs Michael Gove, das Projekt zu genehmigen. Nun kann mit den Arbeiten begonnen werden. Zwei Jahre nach Baubeginn soll die erste Kohle aus der Tiefe geholt werden. Rund 500 Arbeitsplätze sollen durch das Projekt Woodhouse Colliery entstehen. Mindestens vier Fünftel davon sollen mit Menschen aus der Region besetzt werden. Mehr als 1 500 Menschen könnten bei Zulieferern Arbeit finden. Der Bergwerksbetreiber habe sich bereits mit dem lokalen College ins Benehmen gesetzt, was die Ausbildung künftiger Mitarbeiter angehe, sagte Mike Starkie, der konservative Bürgermeister von Copeland. Es handele sich um eine enorme Investition in die Region. Gegner des Vorhabens argumentieren mit dem Klimawandel und haben eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um dagegen vorzugehen. Die in Whitehaven geförderte Kohle soll nicht verstromt, sondern für die Stahlerzeugung genutzt werden.

West Cumbria Mining arbeitet seit 2014 an dem Projekt. Dabei wurde viel darüber nachgedacht, wie sich durch das Design der Anlagen über der Erdoberfläche negative Einflüsse auf die Umwelt wie Lärm, Staub und Licht vermeiden lassen. Mark Kirkbride, CEO der Bergbaugesellschaft, erwartet, dass die Stahlnachfrage – und damit der Bedarf an Kokskohle – in den kommenden Jahrzehnten stark steigen wird. Angestrebt wird eine jährliche Förderung von 3,1 Mill. Tonnen. Im Jahr vor der Pandemie seien von Großbritannien und Resteuropa 52 Mill. Tonnen metallurgische Kohle aus den USA, Australien, Russland und Kolumbien importiert worden, heißt es dazu auf der Website der Gesellschaft. Hinter West Cumbria Mining steht der auf Rohstofffirmen spezialisierte australische Finanzinvestor EMR Capital. Als dessen Executive Chairman fungiert Owen Hegarty, einst Managing Director von Rio Tinto Asia und des australischen Kupfer- und Goldgeschäfts der Bergbaugesellschaft.

In den 1920er Jahren arbeiteten 1,2 Millionen Menschen im Kohlebergbau. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Bergwerke verstaatlicht. Es zeichnete sich bald ab, dass sie im Wettbewerb gegen die andernorts im Tagebau geförderte Kohle nur schwer mithalten konnten. Kellingley Colliery in North Yorkshire war die letzte britische Zeche, in der unter Tage Steinkohle abgebaut wurde. Dort war 2016 Schicht im Schacht. Die Zeche Haig Pit ging 1986 außer Betrieb.

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