Energiewende

London will Strompreis vom Gaspreis entkoppeln

Die britische Regierung will dafür sorgen, dass die Kostenvorteile der Windenergie an die Verbraucher weitergegeben werden. Eine umfassende Überprüfung des Strommarkts soll dafür Wege aufzeigen.

London will Strompreis vom Gaspreis entkoppeln

hip London

Die britische Regierung hat eine breit angelegte Reform des britischen Strommarkts eingeleitet. Sie geht davon aus, dass sich die Nachfrage bis 2035 verdoppeln wird. Besonders wichtig ist ihr nach eigenem Bekunden die Entkopplung der Preise von mit erneuerbaren Energien produzierter Elektrizität von den Weltmarktpreisen fossiler Brennstoffe. „Wir haben gerade beobachtet, wie der Preis von britischem Offshore-Windstrom auf ein nie dagewesenes Tief fällt, und Gas ist ein schrumpfender Teil in unserem Stromerzeugungsmix“, sagte Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng. „Deshalb müssen wir Wege finden, um sicherzustellen, dass sich der Strommarkt der Zeit anpasst.“ Das beinhalte, dass die Kostenvorteile des wachsenden Angebots billigerer Energie an die Verbraucher weitergegeben werden.

Im Zuge einer Review of Electricity Market Arrangements sollen zu­nächst Ansichten und Vorschläge zu einer weiten Bandbreite von Themen eingeholt werden. Dazu gehört die Idee, Verbraucher durch Rabatte dazu zu bewegen, elektrische Geräte dann in Betrieb zu nehmen, wenn die Stromnachfrage gering ist. Möglich wären auch Preisnachlässe an besonders sonnigen oder windigen Tagen. Es könnte allerdings auch umgekehrt so kommen, dass Strom an windstillen Tagen teurer sein wird als in stürmischen Zeiten. Während Öl- und Gasproduzenten mit einer 25-prozentigen Sondersteuer (Wind­fall Tax) auf ihre Gewinne belegt wurden, wurden Stromerzeuger wie Centrica oder SSE von der britischen Regierung verschont. Es gebe keine Pläne, daran etwas zu ändern, hieß es kurz vor dem Rücktritt von Premierminister Boris Johnson aus 10 Downing Street. Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Energien und Betreiber von Atomkraftwerken profitierten in hohem Maße vom steigenden Strompreis, weil sie nicht von teurem Gas abhängig sind.

Der Stromnetzbetreiber National Grid ESO warnte unterdessen, dass derzeit lediglich 60000 Wärmepumpen jährlich installiert werden. Das ist ein Zehntel des von der Regierung bis 2028 angestrebten Werts. Es mangele an finanziellen Anreizen, die bisherige Teilsubventionierung laufe 2025 aus.

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