Luftverkehrsbranche

Luftfracht feiert nach Durststrecke Comeback

Asiatischer Internethandel und durch geopolitische Spannungen verursachte Engpässe des maritimen Frachtgeschäfts beflügeln die Nachfrage im Luftfrachtgeschäft.

Luftfracht feiert nach Durststrecke Comeback

Luftfracht meldet sich nach der Flaute zurück

Asiatischer Internethandel und Probleme des maritimen Frachtgeschäfts schüren Nachfrage

wü Paris

Es ist ein Geschäftsbereich in der Luftfahrt, der bereits während der Covid-Pandemie zu den wenigen Lichtblicken zählt. Jetzt sorgt die Luftfracht erneut für eine positive Überraschung. Denn sie könnte jetzt in der Hochsaison Ende des Jahres einen neuen Rekord verbuchen, da sie mit starken Zahlen in das vierte Quartal gestartet ist. „Das Cargogeschäft ist nach einer kleinen Flaute zurück“, erklärt Marie Owens Thomsen, die Chefökonomin der IATA (International Air Transport Association).

Nachdem sich der Bereich viel besser als ursprünglich erwartet entwickelt hat, rechnet der Branchenverband inzwischen mit einem Anstieg der Nachfrage um 11,8% auf einen historischen Höchststand. Nächstes Jahr dann dürfte sich das Wachstum jedoch wieder abschwächen, so dass die Nachfrage nur noch knapp 6% zulegen dürfte. Zu verdanken ist das vor allem dem boomenden Internethandel und den Problemen des maritimen Frachtgeschäfts, das unter den geopolitischen Spannungen und der dadurch ausgelösten Suez-Kanal-Krise leidet.

Luftfracht profitiert auch von Krise des Suez-Kanals

Das Luftfrachtgeschäft habe deshalb gegenüber dem Schifffrachtverkehr an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen, sagt Owens Thomsen. Gleichzeitig entstehe wegen dem boomenden Internethandel asiatischer Firmen in Honkong gerade ein neues Drehkreuz für Luftfracht. Das Blatt für das Luftfrachtgeschäft habe sich etwa Mitte letzten Jahres wieder zu drehen begonnen, nachdem es sich nach dem Boom während der Covid-Pandemie ab 2022 wieder abgeschwächt hatte, erklärt IATA-Ökonomin Ghislaine Lang.

Der Branchenverband, der 340 Fluggesellschaften weltweit vertritt, warnt jedoch auch, dass das Luftfrachtgeschäft neuer Gegenwind drohen könnte. So dürfte die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem maritimen Frachtgeschäft wieder schwinden, so bald die Durchfahrt durch den Suez-Kanal und das Rote Meer wieder als vollkommen sicher gelte. Der Bereich könnte auch unter zunehmenden Handelsspannungen leiden, sollte die Regierung des künftigen US-Präsidenten Donald Trump wie von vielen befürchtet, Strafzölle auf bestimmte Importwaren verhängen.

Fragen, wie sich Trumps Regierung auswirkt

„Strafzölle und Handelskriege dürfte die Nachfrage nach Luftfracht dämpfen und auch Geschäftsreisen beeinträchtigen“, erklärt die IATA. Sollte dieses wieder die Inflation anfachen, so dass die Notenbanken mit einer Erhöhung der Zinsen reagieren, könnten sich die negativen Auswirkungen auf die Nachfrage noch weiter verstärken. Dagegen könnte der Luftverkehr aber auch profitieren, sollte sich Trumps Regierung als geschäftsfreundlich herausstellen.

In seiner gerade in Genf vorgestellten Prognose für das kommende Jahr geht der Airline-Verband davon aus, dass das Luftfrachtgeschäft 2025 einen Umsatz von 157 Mrd. Dollar erzielen wird. Das entspräche 15,6% der gesamten Einnahmen der Fluggesellschaften weltweit. Die Frachtraten dürften mit 1,34 Dollar je Kilo 0,06 Dollar niedriger als in diesem Jahr ausfallen und 24% unter dem Niveau von 2014 liegen.

Steigender Bedarf an Frachtflugzeugen

Die Renditen dürften nächstes Jahr ebenfalls um 0,7% sinken, damit jedoch weiterhin deutlich über dem Vorkrisenniveau liegen. Obwohl die verfügbaren Kapazitäten weiter steigen, liegen die Renditen der Luftfracht laut IATA-Daten ungefähr 50% über denen von 2019. Und es gäbe keine Anzeichen, dass sie wieder auf das Vorkrisenniveau zurückfallen, meint IATA-Ökonomin Lang.

Die Zunahme der Kapazitäten dürfte Ende dieses Jahres 9,6% betragen, im nächsten Jahr dann 6,4%. Fluggesellschaften bauen derzeit ihre Flotten weiter aus. Im Oktober stiegen die Kapazitäten in den Bäuchen der Passagiermaschinen stärker als die der reinen Frachtmaschinen. Da viele Fluggesellschaften ihre Passagiermaschinen während der Covid-Pandemie eingemottet hatten, war die Nachfrage nach speziellen Frachtmaschinen stark gestiegen. Der europäische Flugzeugbauer Airbus geht in seiner jüngsten Langfristprognose für die nächsten 20 Jahre von einem Bedarf an 2.470 neuen Frachtflugzeugen weltweit aus.

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