Neptune Energy erwägt Börsengang
hip London
Neptune Energy ist der „Sunday Times“ zufolge dabei, ein Initial Public Offering oder den Verkauf an einen Wettbewerber zu prüfen. Dem vom ehemaligen Centrica-Chef Sam Laidlaw geführten Öl- und Gasunternehmen werde eine Bewertung zwischen 5,5 Mrd. und 7,0 Mrd. Pfund zugetraut, heißt es in dem Bericht. Die 2015 gegründete Gesellschaft kaufte Öl- und Gas-Assets von größeren Energiekonzernen wie das Gasfeld Cygnus in der Nordsee und produziert mittlerweile 12% des im Vereinigten Königreich verbrauchten Erdgases. Hinter Neptune stehen die Private-Equity-Gesellschaften Carlyle und CVC. Die staatliche China Investment Corporation hält 49%. Der Board lässt sich dem Blatt zufolge von Rothschild beraten. Neben einem Börsengang in London werde auch Amsterdam als möglicher Ort für die Erstnotiz in Betracht gezogen. Im Pandemiejahr 2020 fuhr Neptune einen Vorsteuerverlust von 33 Mill. Pfund ein. Das Management rechnet mit einem starken Comeback des Geschäfts im Zuge der weltweiten wirtschaftlichen Erholung. In den kommenden Jahren soll die Produktion um zwei Fünftel auf 200000 Barrel (159 Liter) Öläquivalent pro Tag erhöht werden. Dann befände sich Neptune in etwa auf Augenhöhe mit dem Nordsee-Ölproduzenten Harbour, der aus dem Reverse Takeover von Chrysaor Holdings durch Premier Oil im März hervorging.
Kritische Investoren
Der Board muss sich im Falle eines Börsengangs den Fragen einer zunehmend klimabewussteren Investorenschaft stellen. Neptune argumentiert damit, dass sie Gas mit niedrigerem Treibhausgasausstoß produziert. Zudem prüfe man die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid (CCS, Carbon Capture and Storage).
Wer keine ESG-Story mitbringe, für den sei das Anlegeruniversum begrenzt, sagte Gareth McCartney, Head of ECM (Equity Capital Markets) in der Emea-Region bei der UBS, vor Journalisten. „Wenn Marktteilnehmer derzeit über ESG nachdenken, dann darüber, was ein Unternehmen macht, nicht darüber, wie es das macht“, sagte Laurent Bouvier, der die Global Industrials Group der Schweizer Großbank führt. Die Wahrnehmung, die auch die Bewertungen treibe: Sei man im Segment erneuerbare Energien, gebe es Wachstum in der Zukunft. Sei man im Segment fossile Energieträger, gebe es kein Wachstum. Viele große Unternehmen versuchten, sich im Segment Wachstum und Qualität für diese neue Welt zu positionieren, indem sie sich von „Value Assets“ wie Kraftwerkskohle trennen. Das sei nur sehr schwierig zu bewerkstelligen. „Derzeit gibt es dafür keinen richtigen M&A-Markt“, sagte Bouvier. Man brauche eine Menge Mut, um zu den aktuellen Multiples zu verkaufen. „Ich glaube, dass man eine Menge Geld verdienen kann, indem man diesen Markt konsolidiert“, fügte er hinzu. „Irgendjemand muss sich dieser Assets annehmen.“ Es werde eine Menge Transaktionen geben, vielleicht so viele wie nie zuvor.
McCartney hat eine neue Gruppe von Investoren ausgemacht, die dedizierte ESG-Gelder verwalten. Dabei gehe es um beträchtliche Summen. Zudem seien Hedgefonds, die versuchten, ESG-Trends vorwegzunehmen, in gewisser Weise auch zu ESG-Fonds geworden.