Mobilfunk

Neuer Großaktionär bei Vodafone

Die arabische Telekomgruppe Etisalat investiert rund 3,3 Mrd. Pfund in Vodafone und erwirbt ein Aktienpaket von knapp 10%. Der neue Großaktionär will eine „langfristige strategische Partnerschaft“.

Neuer Großaktionär bei Vodafone

hei Frankfurt – Vodafone hat einen neuen Großaktionär. Wie der britische Mobilfunkriese mitteilt, hat die staatliche Telekomgesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) Etisalat 9,8% des Aktienkapitals erworben. Das Paket hatte auf Basis des letzten Schlusskurses vor Bekanntwerden der Transaktion einen Wert von rund 3,3 Mrd. Pfund. Etisalat hat nach eigenen Angaben 2,766 Milliarden Vodafone-Aktien erworben und begründet die Akquisition mit dem Bestreben, die eigenen Aktivitäten global zu diversifizieren, um zu einem strategisch und technologisch führenden Player in der Branche zu werden.

Die arabische Gruppe hat nach eigenen Angaben nicht die Absicht, ein Übernahmeangebot für Vodafone als Ganzes vorzulegen, und strebt bisher auch keinen Sitz im Board an. Stattdessen betont Etisalat ihre „volle Unterstützung“ für das Management unter CEO Nick Read. Man sei zuversichtlich, dass es Vodafone mit der im November 2021 vorgestellten Strategie gelingen werde, in den bestehenden Aktivitäten sowie durch „strategische Transaktionen“ Wert zu generieren. Dabei strebt Etisalat eine „strategische Partnerschaft“ mit Vodafone zum „gegenseitigen Vorteil“ an. Der britische Mobilfunkriese sei ein global „führender Anbieter von Konnektivität und digitalen Services“, die interessante kommerzielle Möglichkeiten eröffneten, heißt es weiter. Etisalat ist bisher in 16 Ländern im Mittleren Osten, in Afrika und Asien tätig und zählt 156 Millionen Kunden. Vodafone begrüßte den Einstieg des neuen Anteilseigners, der nun vor Blackrock, Vanguard Group und HSBC Holdings mit Abstand größter Einzelaktionär ist. Der Konzern berichtet am heutigen Dienstag über das Jahresergebnis für das Geschäftsjahr 2021/22 und will dabei auch ein Strategie-Update vorlegen.

Das Engagement von Etisalat gilt als willkommene Rückendeckung für CEO Nick Read, der aufgrund der Kursschwäche und mangelnder strategischer Erfolge unter wachsendem Druck steht. Die Aktie tritt binnen Jahresfrist auf der Stelle, seit einem Hoch im März hat sie 12% verloren. Anfang Februar hatte der schwedische Aktivist Cevian unbestätigten Berichten zufolge die Kursschwäche genutzt, um Aktien zu erwerben. Eine Meldeschwelle wurde dabei offenbar nicht berührt. Cevian erwirbt üblicherweise größere Pakete an unterbewerteten börsennotierten Gesellschaften und versucht, aktiv Einfluss auf das Management zu nehmen, um eine Wertsteigerung zu erzielen. Dem Vernehmen nach haben die Schweden Vodafone bereits mit einer Reihe von „Vorschlägen“ konfrontiert. Demnach fordern sie eine aktive Rolle im europäischen M&A-Treiben der Branche und eine Bereinigung des Portfolios.

Schwäche in Deutschland

Read, der selbst eine stärkere Konsolidierung der europäischen Telekommunikationsunternehmen angemahnt hat, ist auf dem M&A-Parkett in Spanien und Italien bisher außen vor geblieben. In der Kritik von Investoren stehen die hohe Verschuldung des Konzerns sowie die schwache Performance der deutschen Landesgesellschaft. Dort haben sich die milliardenschweren Zukäufe von zuerst Kabel Deutschland und dann Unitymedia bisher nicht ausgezahlt. Es fehlt an Wachstums- und Ertragsdynamik. Mitte April musste Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter seinen Hut nehmen.

Analysten gehen davon aus, dass Etisalat nun den Druck auf Read etwas mindern wird. Andererseits bietet ein Großaktionär mit tiefen Taschen auch mögliche finanzielle Unterstützung bei kostspieligen M&A-Transaktionen. In Deutschland hofft Vodafone dem Vernehmen nach auf einen Zusammenschluss der Funkturmtochter Vantage Towers mit den Aktivitäten der Telekom (siehe unten stehenden Bericht).

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