Handelskonflikt

Peking nimmt europäische Cognac-Hersteller ins Visier

Importeure von europäischem Weinbrand müssen beim chinesischen Zoll ab Freitag eine Kaution hinterlegen. Das setzt namhafte Cognac-Hersteller wie Rémy Cointreau, Pernod Ricard und LVMH unter Druck.

Peking nimmt europäische Cognac-Hersteller ins Visier

Handelskonflikt mit China

Peking hat Hersteller von Cognac und Armagnac im Visier

Spirituosenhersteller wegen Sonderabgaben unter Druck

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Gesche Wüpper, Paris

China reagiert mit Sonderabgaben auf europäischen Branntwein auf mögliche Strafzölle der EU auf chinesische Elektroautos. Ab dem 11. Oktober müssen Importeure von relevanten Brandy-Sorten wie Cognac und Armagnac bei dem chinesischen Zoll eine Kaution in Höhe von 30,6% bis 39% des Warenwertes hinterlegen. Nach der Ankündigung Pekings gerieten die Aktien namhafter Cognac-Produzenten Dienstag an der Börse von Paris unter Druck. So gab Rémy Cointreau im Laufe des Tages zeitweise mehr als 8% auf 60,55 Euro nach, Pernod Ricard 3,5% auf 126,80 Euro und LVMH ebenfalls 3,5% auf 656,30 Euro. Für ihre Cognac-Marken Rémy Martin, Martell und Hennessy ist China zusammen mit den USA einer der weltweit wichtigsten Märkte.

Die Kaution könnte rückwirkend einbehalten werden, sollte China eine Ende August im Rahmen einer Preisdumping-Untersuchung beschlossene Steuer-Absichtserklärung umsetzen, die zu dem Schluss gekommen war, europäische Spirituosen würden zu niedrigeren Preisen als marktüblich verkauft. Peking hatte die Dumping-Ermittlungen gegen europäische Spirituosen zu Beginn des Jahres eingeleitet, dann aber Ende August beschlossen, zunächst keine Maßnahmen zu ergreifen. Die Untersuchung soll am 5. Januar 2025 beendet werden, könnte jedoch nach Angaben des chinesischen Handelsministers unter besonderen Umständen verlängert werden.

EU will gegen geplante Maßnahme vorgehen

Ein Sprecher der EU-Kommission kündigte inzwischen an, vor der Welthandelsorganisation WTO (World Trade Organization) gegen die Maßnahmen Pekings für Cognac vorgehen zu wollen. „Die Auswirkungen dieser Steuer für unsere Branche und unsere Regionen wäre katastrophal“, erklärten die Branchenverbände für Cognac und Armagnac BNIC und BNIA sowie die Vereinigung französischer Wein- und Spirituosen-Exporteure FEVS in einer gemeinsamen Stellungnahme. Sie bezeichneten die Maßnahmen Pekings als ungerecht und forderten die französische Regierung auf, alles zu tun, um die Eskalation des Handelskonflikts zu beenden, bevor es zu spät sei.

Der Cognac-Verband BNIC hatte bereits Freitag nach der Abstimmung der EU-Staaten beklagt, die Branche werde im Handelskonflikt geopfert. Das Reich der Mitte macht nach Angaben des BNIC 25% der Cognac-Exporte aus. Vom Wert her ist China mit rund 30 Millionen verkauften Flaschen der zweitgrößte Markt für den edlen Weinbrand nach den USA. Die Exporte der Cognac-Branche sind letztes Jahr bereits um 15% auf 3,35 Mrd. Euro eingebrochen, vor allem, da in den USA hohe Lagerbestände abgebaut wurden.

Der Export dominiert

Diese Tendenz setzt sich in diesem Jahr fort, wie ein Blick auf die Ergebnisse von Rémy Cointreau im ersten Quartal des versetzten Geschäftsjahres 2024/ 25 zeigt. Dagegen hatten sich die Cognac-Verkäufe in China im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stabilisiert. LVMH veröffentlicht am 15. Oktober Quartalszahlen, Pernod Ricard am 17. und Rémy Cointreau am 25. Der Cognac-Branche, die 97% ihrer Erzeugnisse in 150 Länder exportiert und 14.500 Personen direkt beschäftigt, gehören 253 Handelshäuser und 4.429 Winzer an.

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