Petropavlovsk fällt Sanktionen zum Opfer
hip London
Der in London notierte Goldproduzent Petropavlovsk ist den nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine verhängten Sanktionen zum Opfer gefallen. Wie das Unternehmen per Pflichtveröffentlichung mitteilte, hat es die Opus Business Advisory Group als Insolvenzverwalter mandatiert. Zudem hat es die Aussetzung seiner Aktien und Anleihen vom Börsenhandel beantragt. Man habe Berater mit der Suche nach einem Käufer für die hoch verschuldete Gesellschaft beauftragt. Es gebe ein Angebot einer Partei und eine Interessensbekundung einer anderen. Angesichts des Verschuldungsniveaus sei es allerdings „höchst unwahrscheinlich“, dass die Aktionäre im Falle eines Verkaufs noch etwas für ihre Anteilscheine bekämen. Finanzchef Stanislaw Ploschtschenko bezifferte die Verbindlichkeiten zuletzt auf rund 1,7 Mrd. Dollar, die Assets auf 1,6 Mrd. Dollar.
Seit 20 Jahren an der Themse
Die Goldminen von Petropavlovsk liegen in der Amur-Region im fernen Osten Russlands. Die Firma ging vor 20 Jahren an das Wachstumssegment AIM der Londoner Börse. 2009 zog es an den Main Market um und war zeitweise Bestandteil des FTSE 100. Die Aktie verlor im laufenden Jahr 94 % ihres Werts und notierte zuletzt bei 1,2 Pence.
„Für Petropavlovsk scheint das Spiel aus zu sein“, sagte Analyst Danni Hewson vom Broker AJ Bell. Das Unternehmen steuere auf ein „schmachvolles Ende“ zu, bedingt durch den Ukraine-Krieg. Es stehe durch die Sanktionen unter akutem finanziellen Druck, könne sein Gold nicht verkaufen und die Schulden nicht begleichen. Die Aktionäre stünden vor dem Aus. „Das ist eine Erinnerung an das Risiko von Investitionen in Rohstoffunternehmen mit Assets in fragwürdigen Jurisdiktionen, vor allem wenn sie nur in einem Land tätig sind“, so Hewson.
Verkaufsverbot in London
Russland gehört zu den größten Goldproduzenten der Welt, doch seine Minenbetreiber dürfen das Edelmetall nicht mehr am Londoner Markt verkaufen. Die russische Zentralbank nahm es ihnen zwar ab, aber nur mit einem Abschlag von 300 Dollar je Feinunze. Schon im April war klar, dass Petropavlovsk Schwierigkeiten haben würde, Cash aus Russland herauszubewegen, um die Zinsen auf ihre Anleihen zu zahlen. Die in Großbritannien ebenfalls mit Sanktionen belegte Gazprombank stellte im April einen Kredit von 201 Mill. Dollar unmittelbar fällig und trat die Rechte daran an den Metallproduzenten UMMC ab. Wie Petropavlovsk mitteilte, ist sie aus einer Reihe von Gründen nicht dazu in der Lage, den Kredit zu tilgen. Es sei zudem „sehr unwahrscheinlich“, dass sich kurzfristig eine Möglichkeit zur Refinanzierung ergebe. Zudem stehen Anleihen im Volumen von 337 Mill. Dollar aus.