Perspektiven für Welthandel

Reedereien sehen US-Zollpolitik gelassen

Containerreedereien blicken gelassen auf die Zollpolitik des neuen US-Präsidenten. Bei einem 2025 möglichen Ende der Sicherheitskrise im Roten Meer dürften die zuletzt wieder gestiegenen Gewinne in der Branche schrumpfen.

Reedereien sehen US-Zollpolitik gelassen

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US-Zollpolitik gelassen

Mærsk: Containervolumen wächst 2025 – Berenberg: Liquidität in Schifffahrt sinkt

ste Hamburg

Bericht und Interview Seite 9

Die möglichen Folgen für den Welthandel durch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sind für die Containerschifffahrt derzeit kein Anlass zu großer Sorge. Vincent Clerc, CEO des dänischen Transport- und Logistikkonzerns A.P. Møller-Mærsk, verwies anlässlich der Vorlage des Geschäftsberichts 2024 am Donnerstag auf Zuversicht unter US-Kunden, die in diesem Jahr offenbar mit soliden Transportmengen rechnen. Am Dienstag hatte sich bereits Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen optimistisch über die Aussichten für den Welthandel geäußert.

Trump verhängte vor wenigen Tagen Zusatzzölle in Höhe von 10% auf Importwaren aus China, China reagierte mit der Ankündigung von Gegenzöllen für die Einfuhr einer Reihe von Produkten aus den USA. Auch zwischen der EU und den USA droht ein neuer Handelsstreit.

Erwartungen an Trump

Mærsk rechnet 2025 mit einem Wachstum des weltweiten Containervolumens um rund 4%. Man wolle im Einklang mit dem Markt zulegen, so der Konzern, der die weltweit zweitgrößte Linienreederei nach MSC aus der Schweiz betreibt. Die global agierenden Reedereien verweisen darauf, mit ihren Schiffen auf sich ändernde Handelsströme flexibel reagieren zu können. Zugleich wird die Erwartung geäußert, dass auch die neue US-Regierung neben Wirtschaftswachstum eine Begrenzung der Inflation anstrebe.

Nach dem bislang drittbesten Finanzjahr in der Unternehmenshistorie avisiert Mærsk deutlich sinkende operative Ergebnisse im laufenden Turnus. Der Rückgang wird nach Angaben des Konzerns vor allem davon abhängen, wann die seit Ende 2023 angespannte Sicherheitslage im Roten Meer enden und die kürzeste Route im Europa-Asien-Verkehr durch den Suezkanal wieder befahrbar sein wird. Nach dem Start der „Gemini“-Kooperation mit Hapag-Lloyd vor wenigen Tagen stellt die Mærsk-Führung Einsparungen von jährlich 500 Mill. Dollar ab 2026 in Aussicht. Die B-Aktie des Unternehmens, das auch ein neues Aktienrückkaufprogramm ankündigte, legte in Kopenhagen in der Spitze um fast 11% zu.

Boom-Phase läuft aus

Die Boom-Phase der Reedereien sieht Philipp Wünschmann, Leiter des Shipping-Bereichs bei Berenberg, nach vier Jahren vor ihrem Ende. „Chartereinnahmen sinken, der Schifffahrtsmarkt ist kein Bullenmarkt mehr“, so der Branchenexperte im Interview der Börsen-Zeitung. Weil sich der Markt normalisiere, sei mit einem Abschmelzen der Liquidität in diesem Jahr zu rechnen. Finanzierungen durch Banken würden bei Schiffsneubestellungen wieder wichtiger.