Renault trotzt dem Abwärtstrend
Renault trotzt dem Abwärtstrend
Neuzulassungen in Frankreich brechen im März weiter ein – Renault und Nissan lockern Allianz weiter
Strengere Vorgaben für Verbrenner-Autos und gesenkte Fördermittel für Elektrofahrzeuge belasten den Automobilmarkt in Frankreich. Der Absatz von Tesla entwickelt sich weit schlechter als der Branchentrend. Dem stemmt sich Renault entgegen und entfernt sich immer weiter vom Allianzpartner Nissan.
wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris
Die Entwicklung ist sehr beunruhigend, sagt Luc Chatel, Chef des französischen Automobilverbandes Plateforme Automobile (PFA). Denn der einheimische Markt für Pkw ist im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 14,5% eingebrochen. Damit ist er mit 153.842 Neuzulassungen fast auf das von der Halbleiterkrise und dem Beginn des Ukraine-Krieges belastete Niveau von 2022 gefallen. Im gesamten ersten Quartal beträgt der Rückgang 7,8%. Zum Vergleich: In Deutschland sind die Pkw-Zulassungen in den ersten beiden Monaten 2025 um 5% gesunken. Die Zahlen für März hat der VDA noch nicht veröffentlicht.
Französische Verbraucher zeigten sich angesichts des komplexen wirtschaftlichen Umfeldes abwartend, kommentierte Chatel die jüngsten Zahlen gegenüber dem Radiosender „Radio Classique“. Der frühere Bildungsminister sieht einen Grund für den starken Einbruch im März in der Steuerpolitik der Regierung von Premierminister François Bayrou. Denn am 1. März sind neue, verschärfte Regeln für den Verbrenner-Malus in Kraft getreten. Diese Regeln betreffen inzwischen zwei Drittel der in Frankreich neu zugelassenen Benziner. Auch die Höhe der für sie fälligen CO2-Abgaben steigt bis 2027 stufenweise an.
Fördermittel für E-Autos gekürzt
Gleichzeitig hat die Regierung die Fördermittel für Elektrofahrzeuge weiter gekürzt. Betrugen sie für einkommensschwache Haushalte zuvor bis zu 7.000 Euro, so sind sie inzwischen auf maximal 4.000 Euro gefallen. Manche Regionen wie der Großraum Paris geben zusätzliche Prämien. Doch auch damit fallen die Prämien deutlich niedriger als vorher aus. Dennoch sind die Neuzulassungen reiner E-Autos im März weniger stark zurückgegangen als der gesamte Pkw-Markt, sodass ihr Anteil im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 19% stabil blieb. Der Anteil von Hybridmodellen und E-Autos zusammen verringerte sich dagegen im selben Zeitraum von 28% auf 24%.

Wie in anderen europäischen Ländern muss Tesla auch in Frankreich für die extreme Politik ihres Gründers Elon Musk bezahlen. So brachen die Neuzulassungen der Tesla-Modelle im März um 36,8% ein, im gesamten ersten Quartal um 41% auf 6.693. Opel-Mutter Stellantis leidet ebenfalls. Ihr Absatz verringerte sich im März um 17,1%, in den ersten drei Monaten um 13,5% auf 119.636 Pkws. Das entspricht einem Marktanteil von 29,2%.
Renault trotzt dem Branchentrend
Dem Branchentrend entgegenstemmen konnte sich dagegen Renault. Die Neuzulassungen der Gruppe gingen nur um 1% zurück und legten im Gesamtquartal sogar um 4,2% auf 109.101 Pkw zu. Zu verdanken hat der Konzern, dessen Marktanteil damit im März 28,1% erreicht, das vor allem Modellen wie dem Clio, dem Captur und dem R5 von Renault sowie Duster und Sandero von Dacia. Sie alle gehören zu den zehn meistverkauften Autos des ersten Quartals.
Allianz weiter gelockert
Modelle des japanischen Allianzpartners Nissan finden sich in der Rangliste dagegen erst ab Platz 33. Renault und Nissan haben gerade beschlossen, die Vorgaben für ihr Bündnis und ihre Überkreuzbeteiligungen weiter zu lockern. So haben sie die Mindestgrenze für ihre gegenseitigen Beteiligungen von 15% auf 10% gesenkt. Nissan hält derzeit 15% an Renault, genauso viel wie der französische Staat. Renault wiederum ist direkt mit 17% an seinem schwächelnden japanischen Partner beteiligt. Über eine Stiftung hält der Autobauer weitere 18,7%, die er nun nach und nach verkauft.
Die beiden Partner haben sich jetzt auch von ihren gemeinsamen Ambitionen in Indien verabschiedet. Die Franzosen wollen nun bis Ende des ersten Halbjahres die 51%-Beteiligung von Nissan an dem indischen Gemeinschaftsunternehmen übernehmen. Nissan muss sich zudem nicht mehr an der Renault-Elektrofahrzeugsparte Ampere beteiligen, für die es 600 Mill. Euro zurückgestellt hatte.