Autohersteller in der Krise

Sparvorschlag der Gewerkschaft reicht VW-Chef bei weitem nicht

Volkswagen-Chef Oliver Blume reichen die bisherigen Sparvorschläge der Gewerkschaft bei weitem nicht aus. Nach der vierten Verhandlungsrunde am kommenden Montag droht eine weitere Verschärfung im Tarifkonflikt beim Wolfsburger Autobauer.

Sparvorschlag der Gewerkschaft reicht VW-Chef bei weitem nicht

Volkswagen-Chef dringt auf massive Kostensenkungen

Blume: Vorschlag der Gewerkschaft reicht bei weitem nicht

ste Hamburg

Im Ringen um Perspektiven für die finanziell angeschlagene Volkswagen AG hat Konzernchef Oliver Blume vor Beschäftigten im Wolfsburger VW-Stammwerk die Dringlichkeit deutlicher Kostensenkungen unterstrichen. „Unsere Arbeitskosten sind in Deutschland inzwischen zu hoch geworden.“ Es brauche dringend Maßnahmen, um die Zukunft von Volkswagen abzusichern, sagte Blume in einer Betriebsversammlung am Mittwoch. Zwei Tage zuvor hatten sich nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall knapp 100.000 Beschäftigte an neun der zehn deutschen VW-Standorte an Warnstreiks beteiligt.

Die aktuelle Situation sei ernst, so Blume in seinem Unternehmensbericht mit Verweis auf neue Wettbewerber und immensen Preisdruck. Die Margen ausländischer Marken seien gerade im Volumensegment meist höher als bei VW, zugleich sei der europäische Fahrzeugmarkt geschrumpft. Zudem müsse man sich in China nach vielen erfolgreichen Jahren erst wieder nach vorne arbeiten.

Zwei Jahre Zeit

Anfang September hatte sich Blume in einer Betriebsversammlung nach der Ankündigung des Vorstands, die seit 1994 fortgesetzte Jobgarantie zu kündigen und erstmals Werksschließungen in Deutschland nicht mehr auszuschließen, nur kurz geäußert. Den Unmut der Beschäftigten zogen vor allem CFO Arno Antlitz sowie VW-Markenchef Thomas Schäfer auf sich. Verglichen mit der Zeit vor der Corona-Pandemie fehlten in Europa die Verkäufe für rund zwei Werke, hatte Antlitz erklärt. Es sei „unsere gemeinsame Verantwortung", die Kostenfähigkeit der deutschen Standorte zu verbessern, die Produktivität zu steigern und die Kosten zu senken. „Wir haben noch ein Jahr, vielleicht zwei Jahre Zeit, das Ruder herumzureißen“, so der Finanzvorstand.

Konzernchef Blume sagte nun mit Verweis auf neue Produkte, Verbesserungen bei Design und Qualität, gelöste Software-Probleme sowie auf die Neuausrichtung der Aktivitäten in China und Amerika, man sei mit vielen Themen „inzwischen in der richtigen Spur“. Die Produkte seien gut. „Jetzt müssen wir mit den Kosten runter, in allen Bereichen.“ Blume würdigte den Vorschlag der Arbeitnehmervertretung, der nach Darstellung von Betriebsrat und Gewerkschaft zu einer Absenkung der Arbeitskosten um rund 1,5 Mrd. Euro beitragen soll. Der Konzernchef sprach aber von einem „Startpunkt“, der „leider bei weitem“ noch nicht ausreiche. „Deshalb müssen wir weiter verhandeln.“

Kompromiss im Tarifstreit?

VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo erklärte mit Blick auf die am 9. Dezember geplante vierte Tarifverhandlungsrunde, man stehe vor einer Richtungsentscheidung. Entweder raufe man sich zusammen und fange an, ernsthaft Kompromisse in Angriff zu nehmen. „Oder aber der Vorstand beharrt auf seinem Standpunkt und es eskaliert.“ Zu den Positionen des Unternehmens gehört auch die Forderung nach einer Senkung der Entgelte der Tarifbeschäftigten um 10%.

Im Beisein von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil - der SPD-Politiker hat unweit von Wolfsburg seinen Wahlkreis - appellierte Cavallo an die Politik, der Wirtschaft zusätzlichen Schwung zu geben und nicht bis zur Bundestagswahl Ende Februar zu warten. „Es geht schlicht um die Frage, ob wir Industriearbeit noch hier in Deutschland halten.“ Der amtierende Arbeitsminister Heil sagte laut Teilnehmerkreisen in der Betriebsversammlung, es müsse gelingen, die VW-Standorte in Deutschland zu sichern. Es dürfe auch keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Der langfristige wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens gehe nur mit den Beschäftigten und nicht gegen sie.

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