Spekulationen über Renaults Zukunft
wü Paris
Renault prüft, die Elektrofahrzeug- und Mobilitätsaktivitäten in eine spezielle Einheit einzubringen. Die Euphorie über die Rückkehr in die Gewinnzone ist verflogen. Seit der Invasion der Ukraine durch Russland spekulieren Investoren, wie es mit dem Automobilkonzern weitergeht. Denn er hat inzwischen seine Aktivitäten in Russland ausgesetzt, seinem zweitwichtigsten Markt nach Frankreich. Er prüft nun alle Optionen für den russischen Autobauer Avtovaz, an dem er 68% hält. Die Schwierigkeiten in Russland könnten zu einem neuen Ungleichgewicht innerhalb der Allianz mit Nissan führen, meinen Branchenkenner. Zudem ist der Kurs des Renault-Papiers seit Beginn des Jahres um fast 30% eingebrochen. Mittwoch gab er in Paris erneut knapp 4% auf 22,12 Euro nach.
Parallel zu den Optionen für Avtovaz lotet der Konzern offenbar auch eine mögliche Aufspaltung aus. Er hatte bereits anlässlich der Veröffentlichung der Bilanz 2021 im Februar mitgeteilt, die Möglichkeit zu prüfen, seine Elektro-Aktivitäten und Technologien in Frankreich in eine spezielle Einheit einzubringen, um ihr Wachstum schneller voranzutreiben. Parallel dazu, so Renault, überlege man, die Aktivitäten und Technologien für Verbrennungs- und Hybridmotoren außerhalb Frankreichs in einer speziellen Einheit zu bündeln.
Der Autobauer könnte die Elektromobilitätssparte an die Börse bringen, spekulieren Analysten nach einem Treffen mit Renault-Chef Luca de Meo und dem neuen Finanzchef Thierry Piéton. Das Führungsteam von de Meo sondiere weiter, den Konzern in zwei Einheiten aufzuspalten, berichten die Analysten von Stifel. Die Einheit New Mobility mit den Elektrofahrzeug-Aktivitäten und dem Carsharing-Geschäft Mobilize könnte nächstes Jahr an die Börse gebracht werden, die herkömmlichen Aktivitäten könnten mit denen eines Partners kombiniert werden.
Alle Optionen für die Trennung der Elektro- von den Verbrennungsmotoren lägen auf dem Tisch, urteilen auch die Experten von Exane BNP Paribas. Ein Börsengang einer Elektro- und Mobilitätseinheit könnte von Ex-Finanzchefin Clotilde Delbos geleitet werden. Sie hat ihr Amt als Finanzchefin im Februar niedergelegt, um sich ganz auf ihre Rolle als Chefin von Mobilize konzentrieren zu können. Nach dem Rücktritt von Konzernchef Thierry Bolloré im Herbst 2019 hatte Delbos übergangsweise die operative Geschäftsführung Renaults übernommen.