M&A-Deal

Telekom-Chef will Königsmacher der Funkturm­branche sein

Es ist der größte M&A-Deal in Deutschland in diesem Jahr: Die Deutsche Telekom will nach dem Verkauf der Mehrheit an ihren mit 17,5 Mrd. Euro bewerteten 40.000 Funktürmen an zwei Finanzinvestoren keine weiteren Anteile mehr abgeben und stattdessen bei der Konsolidierung der Branche mitmischen.

Telekom-Chef will Königsmacher der Funkturm­branche sein

cru Frankfurt

Es ist der größte M&A-Deal in Deutschland in diesem Jahr: Die Deutsche Telekom will nach dem Verkauf der Mehrheit an ihren mit 17,5 Mrd. Euro bewerteten 40000 Funktürmen an zwei Finanzinvestoren keine weiteren Anteile mehr abgeben und stattdessen bei der Konsolidierung der Branche mitmischen. Das kündigte Vorstandschef Timotheus Höttges am Donnerstagmorgen in einer Telefonkonferenz mit Analysten an: „Wir wollen der Königsmacher sein in der europäischen Konsolidierung“, sagte der Manager. „Wir haben immer noch das Königsmacher-Asset.“ Die neuen Mehrheitseigner aus Übersee – die Finanzinvestoren Digital Bridge und Brookfield – hätten Expertise im Funkturmgeschäft und Kapital, um die strategischen Pläne der Funkturmfirma GD Towers weiterzuentwickeln. Sie brächten viel Geld mit. Auch im deutschen Markt könnte es weiter Bewegung geben: „Wir haben jetzt potente Partner, mit denen wir über eine weitere Konsolidierung nachdenken können“, unterstrich der Telekom-Chef. Die Vodafone-Tochter Vantage Towers arbeite sehr professionell – und eine weitere Konsolidierung in Deutschland brächte Vorteile.

Den Mehrheitsanteil von 51% an GD Towers, dem Funkturmgeschäft des Konzerns in Deutschland und Österreich, verkauft die Telekom nun für 10,7 Mrd. Euro in bar an den digitalen Infrastrukturinvestor Digital Bridge aus Florida und den kanadischen Assetmanager Brookfield. Die beiden halten je 50% der Anteile an einem Gemeinschaftsunternehmen. Der Kaufpreis für den Mehrheitsanteil entspricht einem gesamten Unternehmenswert (Enterprise Value) von 17,5 Mrd. Euro ohne Schulden und Barmittel. Die Bewertung entspricht damit dem 27-Fachen des Pro-forma-Betriebsergebnisses (bereinigtes Ebitda AL) im Jahr 2021.

KKR geht leer aus

Damit geht der Finanzinvestor KKR, der gemeinsam mit dem Infrastrukturfonds Global Infrastructure Partners und Stonepeak für die Funktürme geboten hatte und zeitweise sogar als Favorit galt, ebenso leer aus wie die beiden GD-Towers-Konkurrenten Cellnex aus Spanien und Vantage Towers aus Deutschland. Bei beiden hätten voraussichtlich kartellrechtliche Bedenken dazu geführt, dass der Deal erst nach 15 Monaten hätte rechtlich wirksam werden können, erläuterte Höttges.

„Wir machen den Wert unseres Funkturmgeschäfts sichtbar und schaffen damit Wert für unsere Aktionäre“, glaubt der Manager. “Gleichzeitig erlaubt uns die Vereinbarung, unsere unangefochtene Netzführerschaft in Deutschland auszubauen und über unseren 49%-Anteil von weiteren Wertzuwächsen im Funkturmgeschäft zu profitieren.“ Der Konzern wird den Erlös nutzen, um Schulden abzubauen und Pläne zur Übernahme der Mehrheit an T-Mobile US zu finanzieren, einem wichtigen Wachstumsfaktor für das Unternehmen.

Die Telekom behält nicht nur den Anteil von 49% an GD Towers, sondern hat auch das Recht, die Kontrolle wiederzuerlangen und die Funkturmtochter in Zukunft wieder zu konsolidieren. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigungen und wird voraussichtlich Ende 2022 abgeschlossen.

Mit 17,5 Mrd. Euro hat die Telekom jedoch für die Funktürme eine etwas geringere Bewertung erzielt als die erwarteten 18 Mrd. Euro. Ein Grund dafür sind die knapper und teurer werdenden Fremdfinanzierungen, die Finanzinvestoren wie Brookfield und Digital Bridge bei ihrer Offerte in das Kalkül einbeziehen müssen.

Das Ergebnis der Auktion enttäuscht Investoren offenbar. Der Kurs der Telekom-Aktie reagierte am Donnerstag zeitweise mit einem Minus von 2,9% auf 18,70 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich aber auch so noch seit März 2020 beinahe verdoppelt auf 94 Mrd. Euro.

Digitalinfrastruktur-Champion

„Bei der heute gegründeten Partnerschaft geht es darum, den Champion für digitale Intrastruktur der nächsten Generation in Europa zu bauen“, jubelt Marc Ganzi, CEO von Digital Bridge. „Die Kombination von Netz- und Marktführerschaft der Deutschen Telekom mit Brookfield, einem der weltgrößten Vermögensverwalter und der Expertise auf dem Gebiet der digitalen Infrastruktur von Digital Bridge schafft ein Team, GD Towers zu unterstützen, die wachsenden Anforderungen an das Netz zu erfüllen.“

Digital Bridge verwaltet ein Vermögen von 47 Mrd. Dollar, das in Funktürme, Rechenzentren und Glasfasernetze investiert ist. Zuletzt erwarb der Investor den US-Rechenzentrenbetreiber Switch für 8,4 Mrd. Dollar. Der Partner Brookfield ist in Europa bisher eher mit Immobilieninvestments aufgefallen. Der Name des börsennotierten Vermögensverwalters aus Toronto mit 600 Mrd. Dollar verwaltetem Vermögen schmückt die Wolkenkratzer der Londoner Canary Wharf, den wiederaufgebauten Potsdamer Platz in Berlin und zahlreiche Hochhäuser in New York, wo Brookfield jeden anderen Vermieter gewerblicher Immobilien in den Schatten stellt.

In Deutschland ist Brookfield indirekt über den Batteriehersteller Clarios vertreten sowie über den Kernkraftwerksinstandhalter Westinghouse und direkt über die Mehrwegverpackungsfirma Schoeller Allibert. Schon mehrmals haben sich die Kanadier vergeblich um den Kauf eines großen deutschen Unternehmens bemüht: Bei den Thyssenkrupp-Aufzügen unterlagen sie gegen ein Konsortium rund um Advent.

Umso erfreuter zeigt sich Sam Pollock, Managing Partner bei Brookfield und CEO Infrastructure, „unsere Präsenz auf dem europäischen Infrastruktursektor auszubauen“. Brookfield kann Expertise einbringen. Der Assetmanager ist ein globaler Infrastrukturinvestor mit rund 200000 Funktürmen und Dachstandorten weltweit.

Die Konsolidierungswelle am Markt für Funktürme rollt: Mit rund 800 Beschäftigten betreibt GD Towers Funktürme an mehr als 40000 Standorten in Deutschland und Österreich. Das Unternehmen erzielte 2021 einen Umsatz von rund 1,1 Mrd. Euro, der bereinigte operative Ertrag lag bei rund 640 Mill. Euro. Die restlichen 49% verbleiben bei der Telekom.

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