Finanzinvestor

Vorsicht, Softbank!

Wer beim Börsengang des britischen Online-Proteinshake- und Make-up-Händlers The Hut Group (THG) im September vergangenen Jahres mit dabei war, hofft vermutlich inständig, dass der überraschende Einstieg des japanischen Finanzinvestors Softbank...

Vorsicht, Softbank!

Von Andreas Hippin, London

Wer beim Börsengang des britischen Online-Proteinshake- und Make-up-Händlers The Hut Group (THG) im September vergangenen Jahres mit dabei war, hofft vermutlich inständig, dass der überraschende Einstieg des japanischen Finanzinvestors Softbank kein schlechtes Omen ist. Schließlich gab es schon vor dem Zusammenbruch von Greensill Capital reichlich schlechte Nachrichten für Softbank-Anleger. Wework war auch keine so gute Idee. Governance und Due Diligence scheinen in Tokio immer noch kein großes Thema zu sein. Kleinanleger dürften sich jedenfalls ärgern, dass sie durch die kurzfristig angekündigte Platzierung im Volumen von 9,98% des bisherigen THG-Aktienkapitals verwässert werden.

Softbank war der Hauptinvestor der milliardenschweren Kapitalmaßnahme, mit der Akquisitionen finanziert werden sollen. Auch die belgische Familie Boel war mit ihrem Anlagevehikel Sofina mit von der Partie. Für THG-Gründer Matthew Moulding, der über eine Aktie mit Sonderrechten verfügt, die ihm dabei helfen soll, feindliche Übernahmeversuche abzuwehren, ist es der Deal seines Lebens.

Denn Softbank hat sich die Option gesichert, für rund 1,1 Mrd. Pfund 19,9 % an der THG-E-Commerce-Plattform Ingenuity zu erwerben, deren Technologie das Unternehmen auch anderen Firmen zur Verfügung stellt. Das impliziert einen Enterprise Value der Plattform von 4,5 Mrd. Pfund – fast zwei Drittel des Unternehmenswerts der Gruppe. Zudem winken Geschäfte mit anderen Softbank-Portfoliounternehmen. Blickt man über den Handel mit Kosmetik und Nahrungsergänzungsmitteln hinaus, gibt es bereits eine gut eingeführte Plattform, die Einzelhändler für ihr Online-Geschäft nutzen: die des britischen Online-Supermarkts Ocado. Man darf gespannt sein, ob Ingenuity da mithalten kann. Softbank bewertet die Plattform gleichwohl mit einem Drittel des Börsenwerts der FTSE-100-Gesellschaft.

Wer sich noch nicht von THG getrennt hat, dem wurde der Ausstieg durch den Kursschub versüßt, den der Softbank-Einstieg auslöste. Vielleicht geht es auch noch weiter nach oben, E-Commerce ist ja immer noch für viele ein Mysterium. Doch will man als Aktionär doch nicht auf diese Weise überrumpelt werden, zumindest nicht, wenn man sich als Investor versteht.