Im PodcastMartin Lück, Macro Monkey

Welche Folgen hat die Trump-Administration für die Private Markets?

Im Private-Markets-Podcast „Betting Billions“ analysiert Martin Lück, was die Trump-Regierung für die privaten Kapitalmärkte bedeutet – und sieht großes Gefahrenpotenzial.

Welche Folgen hat die Trump-Administration für die Private Markets?

Im Podcast: Martin Lück

Finanzbranche stellt sich auf Trump ein

Kapitalmarktstratege sieht in inflationärer Politik Risiken für Immobilienmarkt – Venture-Capital-Szene stellt sich mit Trump gut

Von Philipp Habdank, Frankfurt
phh Frankfurt

Was bedeutet die Trump-Administration in den USA für die privaten Kapitalmärkte? Diese Frage analysiert der ehemalige Kapitalmarktstratege von Blackrock in Deutschland und Gründer von Macro Monkey, Martin Lück, im Private-Markets-Podcast „Betting Billions“ – und sieht darin großes Gefahrenpotenzial.

Seit einer Woche sitzt Donald Trump wieder im Weißen Haus und unterzeichnet Executive Orders. Die Börsen zeigen sich von Trump alles andere als geschockt, die Aktienkurse steigen. „Die Kapitalmärkte werden erst mal positiv auf die neue Amtszeit reagieren, bis mit einer gewissen Verzögerung realisiert wird, dass das alles eigentlich gar nicht so gut für die Wirtschaft ist“, sagt Martin Lück im Podcast „Betting Billions“.

Der langjährige Kapitalmarktstratege von Blackrock in Deutschland und Gründer der Beratungsgesellschaft Macro Monkey geht davon aus, dass allerspätestens zur Jahresmitte doch eine gewisse Ernüchterung einkehren werde. „Ich glaube, dass die Kurse am Anfang erst mal extrem opportunistisch nach oben gehen werden und erst dann, wenn absehbar wird, welche Schäden das wirklich anrichtet, diese dann auch eingepreist werden“, so Lück.

Keine Zinssenkung erwartet

Für die Wirtschaft sieht Lück in der Trump-Administration drei Fokusthemen: Zölle, Steuersenkungen und Entzug der illegalen Migranten aus dem Arbeitsmarkt. Alle drei Vorhaben hätten eine inflationäre Wirkung, weshalb Lück in den USA nicht mit weiteren Zinssenkungen rechnet. Die Amerikaner hätten viel später mit den Zinssenkungen angefangen, ob sie jetzt überhaupt noch weitermachen, sei eine offene Frage.

Hier sieht Lück Konfliktpotenzial: Auf der einen Seite die amerikanische Notenbank Fed, die die Zinsen erhöhen müsste, sofern die Inflation zunimmt. Auf der anderen Seite im Weißen Haus ein Präsident, der aus der Immobilienwirtschaft kommt und wisse, dass höhere Zinsen dem Geschäft schaden würden. „Also das wird spannend“, prognostiziert Lück.  

Finanzbranche stellt sich auf Anti-ESG-Narrativ ein

Die Deregulierung der Finanzwirtschaft sieht Lück hingegen nicht so weit oben auf der Agenda. Das sei ein Thema, das Trump vielleicht sogar ein bisschen schleifen lassen könnte. „Wo er die Regulierung aus meiner Sicht sehr schnell lockern wird, ist beim Bohren nach fossilen Brennstoffen“, sagt Lück, dem zufolge hiervon aber eher die Energie- als die Finanzwirtschaft betroffen sei. Trumps Anti-ESG-Äußerungen dürften dennoch Einfluss auf die Finanzwirtschaft haben. Große US-Banken wie Goldman Sachs, Citi oder Bank of Amerika oder Vermögensverwalter wie Blackrock sind bereits aus Net-Zero-Klimainitiativen ausgetreten.

Das ist ganz normal, so funktioniert Marktwirtschaft.

Martin Lück, Macro Monkey

Das überrascht Lück nicht, da Assetmanager, Finanzunternehmen oder generell börsennotierte Unternehmen extrem pragmatisch oder auch opportunistisch seien. Die Branche orientiere sich immer am jeweils gültigen Narrativ. Sobald das umschwenke, schwenke die Branche mit. Ein Assetmanager, der börsennotiert und gewinnorientiert sei, werde immer so handeln. „Das ist ganz normal, so funktioniert Marktwirtschaft“, sagt Lück.

Gute Aussichten für Venture Capital

Die Venture-Capital-Szene könnte von Trump profitieren. Der Erfolg der Szene hänge sehr stark am Erfolg und Misserfolg der großen Technologieunternehmen. Die Frage laute daher vor allem: Wie funktioniert Trump zusammen mit Big Tech? Ob Facebook-Chef Mark Zuckerberg, Amazon-Boss Jeff Bezos oder Tech-Investor Peter Thiel: „Ein Big-Tech-Guy nach dem anderen ist jetzt nach Mar-a-Lago gepilgert und hat ihm [Donald Trump] den Ring geküsst“, sagt Lück. Aus der VC-Perspektive sei das wahrscheinlich erst mal positiv.

US-Tech-Granden Mark Zuckerberg, Jeff Bezos, Sundar Pichai und Elon Musk bei Donald Trumps Amtseinführung. (AP Photo/Julia Demaree Nikhinson, Pool)

Noch politischer als die Start-up-Szene sind seit jeher Infrastruktur-Investments. „Der Inflation Reduction Act (IRA) hatte großen Einfluss auf Infrastruktur-Investments, wo auch Private Equity stark beteiligt war“, sagt Lück. Von Trumps Vorgänger Joe Biden 2022 unterzeichnet, hatten die USA mit dem IRA ein 738 Mrd. Dollar schweres Investitionsprogramm aufgesetzt, das steuerliche Erleichterungen vorsah, aber auch Maßnahmen zur Neuausrichtung der US-amerikanischen Wirtschaft auf erneuerbare Energien. Für Infrastruktur-Investoren bietet die Trump-Administration zumindest eine gewisse Fallhöhe.

Gefahr für Immobilienbranche

Für die Immobilienbranche, speziell den Gewerbeimmobilienmarkt, sieht Lück ebenfalls Gefahrenpotenzial durch Trumps politische Agenda. Ein großer Teil der Gewerbeimmobilien werde in den USA über Regionalbanken finanziert, und man habe zuletzt gesehen, welche Probleme diese mit plötzlich steigenden Zinsen haben. Da die Zeichen in den USA unter Trump auf steigende Zinsen stünden, könnte das für Schwierigkeiten sorgen.

Europa müsste jetzt mit anderen Maßnahmen dringend gegensteuern. Als Beispiel nennt Lück die seit Jahren diskutierte Kapitalmarktunion. Europa habe zwar eine Zentralbank, aber weiter verschiedene Länder mit verschiedenen Regulierungen und fiskalischen Behörden. In den USA sei das alles ein Markt, und das schaffe einen riesengroßen Vorteil. „Aber um ehrlich zu sein, sehe ich in Europa keinen echten Willen, dass sich das ändert“, so Lück.