Nach Unicredit-Vorstoß bei Commerzbank

Italiens Banken vor neuer Konsolidierung

Mit dem Einstieg bei der Commerzbank hat die italienische HVB-Mutter Unicredit den Blick auf mögliche Bankfusionen gelenkt. Konkurrent Intesa Sanpaolo könnte bald auch aktiv werden, und auch in Italien ist die Konsolidierung noch nicht abgeschlossen.

Italiens Banken vor neuer Konsolidierung

Italiens Banken vor neuer Konsolidierung

Nach Unicredit könnte auch Intesa Sanpaolo aktiv werden – Monte dei Paschi auf Suche

bl Mailand

Mit dem Einstieg bei der Commerzbank hat die italienische HVB-Mutter Unicredit womöglich eine Konsolidierungswelle auf europäischer Ebene angestoßen. Unicredit erzielt bereits jetzt deutlich mehr als die Hälfte der Einnahmen und des Gewinns außerhalb Italiens. Das Kräfteverhältnis würde sich mit einer Übernahme der Commerzbank noch einmal kräftig verschieben. CEO Andrea Orcel macht immer weniger ein Geheimnis daraus, dass er eine Übernahme anstrebt. Angeblich hat er bei der Europäischen Zentralbank um die Genehmigung nachgesucht, von derzeit 9 auf bis zu 30% aufzustocken.

Trotz massiver Kritik der deutschen Gewerkschaften, die wie bei der HVB einen personellen Kahlschlag fürchten, hielte er es für „fantastisch“, wenn alle Stakeholder in einer Fusion die beste Lösung sähen. Sie könne im Interesse aller sein. Orcel nimmt für sich in Anspruch, bei der HVB, die Unicredit 2005 übernahm, stets ein vertrauensvoller Partner in Deutschland für alle gewesen zu sein.

„Ronaldo der Banken“

In Italien herrscht eine gewisse Euphorie und vielleicht gar Schadenfreude, dass eine italienische Bank international voranprescht – gerade gegenüber den oft als belehrend wahrgenommenen Deutschen. Das sieht man als Ausweis der Stärke und Gesundheit der italienischen Finanzinstitute. Besonders stolz ist man dabei auf Orcel, den „Ronaldo der Banken“.

Mit einer Übernahme würde Unicredit auch an der Intesa Sanpaolo vorbeiziehen, die noch – gemessen an Bilanzsumme und Kapitalisierung – vor Unicredit liegt. Der Unicredit-Konkurrent ist international viel schwächer aufgestellt. Intesa Sanpaolo ist in elf ost- und südosteuropäischen Ländern vertreten, darunter Russland und die Ukraine, außerdem in Ägypten und in China. 11,6% der Einnahmen und 15,3% des Gewinns stammen von außerhalb des Heimatmarkts. Mittelfristig soll auch die Online-Bank Isybank ins Ausland expandieren. Stefano Caselli, Dekan der SDA Bocconi School of Management, glaubt, dass auch Intesa Sanpaolo bald außerhalb Italiens aktiv wird. Auf dem Heimatmarkt kann das Institut aus kartellrechtlichen Gründen keine größeren Akquisitionen mehr tätigen.

Kein ausländisches Institut

Auf nationaler Ebene ist die Konsolidierung weitgehend abgeschlossen. Die Zahl der selbständigen Banken in Italien sank innerhalb weniger Jahre auf etwa hundert: Die letzte große ungelöste Frage ist die Monte dei Paschi di Siena (MPS). Rom hat die Beteiligung daran in bisher zwei Tranchen von 64% auf 26,7% reduziert und dürfte demnächst auch den Rest verkaufen. Anders als in Deutschland dürfte die Regierung sorgsam darüber wachen, dass nicht ein ausländisches Institut zum Zuge kommt. Rom strebt die Bildung einer dritten großen Bankengruppe neben Unicredit und Intesa Sanpaolo an. Infrage kämen dafür BPM und BPER.

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