5. Januar

Dax streift mit 16285 Punkten sein Rekordhoch

Vor nicht ganz einem Jahr hat der Dax mit 16285 Punkten fast sein Rekordhoch von 16290 Zählern erreicht. Dabei waren bereits erste dunkle Wolken über den Aktienmärkten aufgezogen.

Dax streift mit 16285 Punkten sein Rekordhoch

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Es ist noch nicht einmal ein ganzes Jahr her und doch wirkt es wie eine Nachricht aus einem vergangenen Zeitalter: Am 5. Ja­nuar stieg der Dax bis auf 16285 Punkte und verpasste damit sein Rekordhoch von 16290 Zählern vom November 2021 nur knapp, tags zuvor hatte der US-Index S&P 500 ein Rekordhoch von 4819 Zählern erreicht. Rückblickend mag der starke Jahresauftakt ein wenig verwunderlich wirken. Doch die Aktienmärkte wurden noch von den gleichen Kräften beflügelt, die sie nach dem Coronacrash getrieben hatten. An erster Stelle ist das Niedrigzinsumfeld zu nennen. Die Verzinsung eines zunehmend wachsenden Teils des globalen Anleihemarktes rutschte in den Negativbereich ab, was den Anlagenotstand der Marktteilnehmer verstärkte. „TINA“ oder aufgelöst: „There is no alternative“ (zu Dividendenpapieren) war einer der prominenten Begriffe, mit denen Analysten die Zustände an den Aktienmärkten beschrieben. Hinzu kamen psychische, als Verstärker wirkende Faktoren hinzu, für die sich das Kürzel „FOMO“, d. h. „fear of missing out“ eingebürgert hat – gemeint ist damit die Angst, Kursgewinne zu verpassen.

Dabei waren bereits erste dunkle Wolken aufgezogen. In den USA hatte die Inflation ihren Anstieg begonnen, die Verzinsungen amerikanischer Staatsanleihen hatten angefangen zuzulegen, wenn auch moderat. Zudem war der Aufmarsch russischer Truppen in vollem Gang. Nicht zuletzt befanden sich die Bewertungen der Aktienmärkte, vor allem in den USA und dort aufgrund der vorangegangenen Hausse insbesondere im Technologiesektor, in teilweise luftigen Höhen, die nicht so recht zu dem sich verlangsamenden Wirtschaftswachstum passten. Damit waren die Aktienmärkte alles andere als auf einen Schock vorbereitet.

Rund zwei Jahre nach dem Coronacrash erwischte mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar das nächste einschneidende Erlebnis die Anleger kalt. Jedenfalls fanden sich die Marktteilnehmer wenige Wochen nach den zu Jahresbeginn erreichten Rekordhöhen in einem völlig veränderten Umfeld wieder. Der Angriff Russlands auf die Ukraine hatte, von der menschlichen Tragödie einmal abgesehen, auch für die Finanzmärkte massive Auswirkungen. Neben der erheblichen Verunsicherung führte er dazu, dass aus einem moderaten Anstieg der Inflation ein Inflationsschock wurde mit Teuerungsraten, die seit den 1970er Jahren nicht mehr gesehen worden waren. Damit einher ging ein Zinsschock, weil die Zentralbanken unter Handlungsdruck gerieten und mit einer gewaltigen globalen Welle an Leitzinserhöhungen gegensteuerten, was die Anleiherenditen in die Höhe schießen ließ.

Die „Zeitenwende“, wie es Bundeskanzler Olaf Scholz ausgedrückt hat, hat durchgreifende Veränderungen herbeigeführt. „TINA“ ist innerhalb weniger Monate ein Begriff für Wirtschaftshistoriker geworden. In der neuen Anlagewelt heißt es nun „TIAA“ – „There is an alternative“. Nach dem Ende des Minizinszeitalters stellen Anleihen wieder eine Alternative für Aktien dar.

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