Geldpolitik

EZB tritt Zins­spekulationen entgegen

EZB-Präsidentin Christine Lagarde ist Spekulationen entgegengetreten, dass die EZB bereits im nächsten Jahr ihre Leitzinsen anheben könnte. Zugleich stellte sie aber in Aussicht, dass das Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP im März 2022 endet.

EZB tritt Zins­spekulationen entgegen

ms/ck Frankfurt

EZB-Präsidentin Christine Lagarde ist Spekulationen entgegengetreten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bereits 2022 ihre Leitzinsen anheben könnte – trotz einer länger als erwartet hohen Inflation im Euroraum. Zugleich stellte sie aber nach der EZB-Sitzung in Aussicht, dass das Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP im März 2022 endet – ohne etwas dazu zu sagen, ob dann etwa das parallele Anleihekaufprogramm APP aufgestockt werden könnte.

Zuletzt haben sich Erwartungen an eine erste Zinserhöhung schon 2022 manifestiert – wegen des anhaltenden Inflationsdrucks und befeuert durch Aussagen einiger Euro-Notenbanker. Andere Währungshüter hatten sich aber gegen solche Erwartungen ge­stemmt, und auch EZB-Chefvolkswirt Philip Lane hatte vorige Woche ge­sagt, die Märkte hätten den im Juli angepassten Zinsausblick (Forward Guidance) noch nicht ganz angenommen. Deswegen war mit Spannung erwartet worden, wie sich die EZB nach der Sitzung äußert.

Lagarde sagte nun, dass die Inflationsaussichten die Sitzung dominiert hätten („Wir haben gesprochen über Inflation, Inflation, Inflation“) und dass die Analysen der EZB  die Erwartungen an den Finanzmärkten zu Zinserhöhungen Ende 2022 „nicht unterstützen“ – und „auch nicht bald danach“, wie sie hinzufügte. Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding sagte, die EZB erwarte selbst wohl keine Zinserhöhung vor 2024 oder Anfang 2025. Viele Marktteilnehmer hielten aber an ihrer Erwartung fest, dass es schon 2022 so weit sein könnte – auch, weil die US-Notenbank und die Bank of England rascher gen Ausstieg marschieren.

Lagarde bekräftigte, dass die EZB den aktuellen Inflationsanstieg weiter als vor allem temporär betrachtet. Sie räumte aber ein, dass diese Phase länger an­dauere als erwartet. Im Oktober könnte die Inflation auf 3,7% geklettert sein. Eine erste Schätzung dazu gibt es heute.

In Deutschland ist die Inflation von 4,1% auf 4,6% (EU-­Be­re­chnung) gestiegen. In Spanien schnellte sie auf 5,5% hoch.

Recht klar avisierte Lagarde, dass der EZB-Rat im März 2022 das PEPP auslaufen lässt. Ob bis dahin die kompletten 1,85 Bill. Euro ausgegeben werden oder nicht, ließ sie offen. Gleiches galt für die Frage, ob dann das APP-Kaufvolumen von derzeit 20 Mrd. Euro pro Monat erhöht wird oder es gar ein neues Programm gibt.

Der Euro reagierte mit anziehenden Notierungen und lag am frühen Abend mit einem Plus von 0,7% bei 1,1683 Dollar. Das Tagestief vor der EZB-Sitzung lag bei 1,1583 Dollar. Auch die laufende Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihe zog an. Nach einem Hoch von –0,10% lag sie zuletzt knapp 4 Stellen über dem Vortagesstand bei –0,14%. Der Aktienmarkt zeigte sich dagegen kaum beeindruckt. Der Dax beendete den Handel mit einem Minus von 0,1% bei 15696 Punkten.

Nebenstehender Kommentar

Berichte Seiten 2, 7 und 24

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