Finanzmarktkalender1. Oktober

Die Teuerung reckt schon bald wieder ihr Haupt

Im September dürfte die Inflation in der Eurozone zunächst weiter fallen – dann aber geht es eine Zeit lang wieder aufwärts. Eine schwierige kommunikative Konstellation für die EZB, die eigentlich anstrebt, die Zinsen weiter herunterzuschleusen. Das wäre schon wegen der schleppenden Konjunkturlage notwendig.

Die Teuerung reckt schon bald wieder ihr Haupt

1. Oktober

Die Teuerung ist nicht besiegt

Im September dürfte die Inflation in der Eurozone zunächst weiter fallen – dann aber geht es eine Zeit lang wieder aufwärts. Eine schwierige kommunikative Konstellation für die EZB, die eigentlich anstrebt, die Zinsen weiter herunterzuschleusen. Das wäre schon wegen der schleppenden Konjunkturlage notwendig.

Von Stephan Lorz, Frankfurt

Die anstehenden Inflationszahlen für den Währungsraum im September dürften noch entspannt kommentiert werden können von den Geldpolitikern im EZB-Tower: Die Teuerung wird wohl zunächst weiter fallen, dank einiger statistischer Basiseffekte bei den Energiepreisen. Womöglich gar unter die Zwei-Prozent-Schwelle rutschen. Zuletzt lag die Inflation bei 2,2% und hat sich immer weiter an diese Marke herangerobbt, welche die Notenbanker der Europäischen Zentralbank (EZB) anstreben. Insofern sind die jüngsten Zinssenkungen auch argumentativ leicht zu unterlegen, zumal das Wachstum im Moment nicht nur in Deutschland stagniert, sondern auch im Währungsraum schwächelt. Günstigere Zinskonditionen sind in dieser Situation hochwillkommen.

Erst 2025 wieder unter 2 Prozent

Auch wenn die Zwei-Prozent-Marke erreicht wird im September, danach geht es dann eher wieder aufwärts. Das erwarten auch die EZB-Volkswirte selbst. Erst Ende 2025 wird die Teuerung wieder zum Zielwert zurückkehren, schreiben sie in der jüngsten gesamtwirtschaftlichen Projektion für den Euroraum. Für 2024 insgesamt rechnen sie mit einer Inflation von 2,5%, dann für 2025 mit 1,9%.

Die Zeit, während der die Teuerung erst einmal wieder ansteigt, könnte es also für die EZB schwer machen, ihren Zinssenkungskurs ohne Verrenkungen glaubhaft zu machen – und Argumente für weitere Zinsschritte zu präsentieren. Denn bislang hatte der Währungsraum vor allem von sinkenden Energiepreisen profitiert, welche die Gesamtteuerung nach unten gezogen haben. Nun machen sich eher die Aufwärtsrisiken bemerkbar.

Aufwärtsrisiken werden sichtbar

Vor allem die Dienstleistungen werden immer teurer und dürften stärker auf die Inflation durchschlagen. Im August erhöhten sie sich um 4,1%. Und rechnet man Energie und Lebensmittel heraus, dürfte die Teuerung im laufenden Jahr eher bei 2,9% liegen, wie die EZB-Ökonomen ausgerechnet haben, und 2025 dann immer noch bei 2,3%.

Auch ansonsten gibt es eine Reihe von Effekten, welche die Preise eher treiben können als dämpfen: Das Lohnwachstum wird die Kosten für die Unternehmen treiben. Ob sie diese auf die Preise aufschlagen, hängt davon ab, in welcher Verfassung sich die Wirtschaft und ihre Branche befinden. Und die geopolitischen Spannungen könnten sich wieder in höheren Energiepreisen entladen. Auch der Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA könnte eine Rolle spielen, wenn der Republikaner Donald Trump in das Weiße Haus einzieht. Dann dürfte das über höhere Zölle auch in Europa Auswirkungen haben und die Preise treiben.

Schwierige Zeiten für die EZB

Insofern steht der EZB-Kommunikation ein schwieriger Weg bevor. Und die nächsten Inflationsdaten dürften eher den Falken Argumente für ein Beibehalten der Zinsen liefern als den Tauben, die darauf dringen, die Zinsen weiter zu senken.