Finanzmarktkalender28. – 30. Januar

EZB und Fed lassen Vorsicht walten

Oft marschieren EZB und Fed bei der Geldpolitik in dieselbe Richtung. In den kommenden Monaten dürfte es jedoch anders sein.

EZB und Fed lassen Vorsicht walten

mpi Frankfurt

28.‒30. Januar

Notenbanken lassen Vorsicht walten

Ende Januar kommen die beiden wichtigsten Notenbanken der Welt jeweils für die ersten Zinsentscheide des Jahres zusammen. Anders als in der Vergangenheit dürften Fed und EZB dieses Mal nicht in dieselbe Richtung marschieren. Während die EZB aller Voraussicht nach ein weiteres Mal die Leitzinsen um 25 Basispunkte senkt, stehen die Zeichen bei der US-Notenbank auf einer längeren Zinspause.

Ein Blick auf die jeweiligen Inflationsdaten zeigt, weshalb sich die Währungshüter der Eurozone mit einer Lockerung der Geldpolitik leichter tun. Zwar ist die Inflation im Dezember im Euroraum auf 2,4% gestiegen. Doch das liegt im Wesentlichen an Sondereffekten, die ab Februar auslaufen werden. Sollte sich das Lohnwachstum wie von einigen Ökonomen und der EZB prognostiziert spürbar verlangsamen, stehen die Chancen gut, dass die Notenbank ihr Inflationsziel 2025 nachhaltig erreicht. Zumal von der schwächelnden Wirtschaft derzeit wenig Inflationsdruck ausgeht.

EZB und Fed in unterschiedlichen Welten

Ganz anderes sieht es in den USA aus, wo die Konjunktur und der Arbeitsmarkt weiterhin bemerkenswert robust sind. Dementsprechend kommt die Fed ihrem Inflationsziel aktuell kaum näher und dürfte es in diesem Jahr auch nicht erreichen. Der Verbraucherpreisindex CPI ist im Dezember mit einem Anstieg um 2,9% höher ausgefallen als erwartet. Die Kernrate als Indikator für den Inflationstrend fiel hingegen mit 3,2% leicht schwächer aus als prognostiziert. Das weckte bei Anlegern die Hoffnung, dass die Zinspause in den USA kürzer als angenommen ausfallen könnte. Derzeit rechnet die Mehrheit der Marktteilnehmer damit, dass im Juni die nächste Zinssenkung der Fed anstehen könnte.

Ob sich dies bewahrheitet und ob die EZB wie allgemein angenommen ihre Geldpolitik 2025 nur in kleinen Zinsschritten um 25 Basispunkte lockert, hängt viel auch von Donald Trump ab. Die Zollpolitik des US-Präsidenten, sein restriktiver Kurs gegenüber Migranten und seine Vorhaben in der Steuerpolitik dürften größeren Einfluss auf die Inflation und das Wirtschaftswachstum in den USA haben – und sich auch auf die Daten der Eurozone auswirken.

Noch ist allerdings schwer abzusehen, wie die Effekte genau aussehen werden. Daher spricht einiges dafür, dass Fed und EZB in den kommenden Monaten bei der Lockerung der Geldpolitik vorsichtig agieren werden. Die Zeit werden die Notenbanken nutzen, um zu analysieren, inwiefern Trumps Politik und mögliche Gegenreaktionen anderer Länder den Inflationsausblick verändern werden.

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