FinanzmarktkalenderFOMC-Sitzung

Fed steht am Scheideweg

Die US-Notenbank wird kommende Woche ihre Zinspause fortsetzen. Im weiteren Jahresverlauf könnte aber eine konjunkturelle Abschwächung zu Leitzinssenkungen führen.

Fed steht am Scheideweg

18./19. März

US-Notenbank am Scheideweg

Die US-Notenbank wird kommende Woche ihre Zinspause fortsetzen. Im weiteren Jahresverlauf könnte aber eine konjunkturelle Abschwächung zu Leitzinssenkungen führen. Die Sorgen der Fed gelten nämlich neben der Inflation auch den gesamtwirtschaftlichen Folgen von Präsident Donald Trumps Einfuhrzöllen.

Von Peter De Thier, Washington

Wenige Tage vor der nächsten Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) ist das Konjunkturklima in den USA von Angst und Unsicherheit geprägt. Zwar gilt als sicher, dass das FOMC kommende Woche die Zinspause fortsetzen wird. Gleichwohl sind die Chancen gestiegen, dass die Notenbank die geldpolitischen Zügel früher als bisher angenommen wieder lockern könnte. Schließlich sagte kein geringerer als US-Präsident Donald Trump kürzlich, dass er eine Rezession nicht ausschließen kann. Das könnte die Fed zwingen, relativ bald den Geldhahn wieder aufzudrehen.

Ungeachtet der Rezessionsgefahr bleibt Trump optimistisch. Langfristig lägen nämlich sowohl seine Einfuhrzölle als auch die angeordneten Sparmaßnahmen im Interesse der US-Wirtschaft, betonte der Präsident. Unterdessen könnte sich die Fed bald in einer Situation befinden, in der sie mehrere Brände gleichzeitig löschen muss. So könnten die Abgaben für Importe einerseits die Inflation befeuern. Derzeit überwiegen aber die Sorgen davor, dass Trumps protektionistische Handelspolitik das Wachstum abwürgen wird. Zeichen von Konjunkturschwäche finden in mehreren Eckdaten ihren Niederschlag: Relativ geringes Stellenwachstum, wachsender Pessimismus unter Verbrauchern, und Einkaufsmanagerindizes, die auf Kontraktion hindeuten. 

Ähnlich schätzen auch führende Experten die Lage ein. Zwar begann die Blackout-Periode vor der FOMC-Sitzung am 8. März. Von diesem Tag bis zum Tag nach der Sitzung dürfen sich US-Notenbanker nicht zur Wirtschaft noch der Geldpolitik äußern. Kurz zuvor hatten aber zwei führende Mitglieder des Fed-Direktoriums bekräftigt, dass eine Leitzinssenkung am Mittwoch vom Tisch ist.

Mindestens zwei Zinssenkungen

Folglich wird der Zielkorridor für den Tagesgeldsatz vorläufig  bei 4,25 bis 4,5% verharren. Gleichwohl erwarten New York Fed-Präsident John Williams und Fed-Vorstandsmitglied Christopher Waller im späteren Jahresverlauf mindestens zwei Lockerungen. Waller sagte, dass „mehrere Indikatoren derzeit auf Schwäche in der Wirtschaft hindeuten“. 

Unterdessen spiegeln sich im FedWatch Tool die steigenden Erwartungen einer vorgezogenen Zinssenkung wider.  Das analytische Instrument unterstellt mit einer Wahrscheinlichkeit von über 55%, dass das FOMC im Juni den Leitzins heruntersetzen wird. Mittlerweile scheint eine Lockerung im Mai im Bereich des Möglichen zu liegen.

Das kann sich auch Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann vorstellen. Er rechnet damit, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten weiter eintrüben wird.  Folglich erwartet Hartmann „spätestens im Juni eine Zinssenkung um 25 Basispunkte“. Auf diese werde dann eine weitere in derselben Höhe folgen.  

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