Finanzmarktkalender6./7. Mai

Fed wird Trumps Druck nicht nachgeben

US-Präsident Donald Trump will, dass Notenbankchef Jerome Powell Zinssenkungen durchsetzt. Doch Powell beharrt auf der Unabhängigkeit der Fed und wird am bestehenden Leitzins festhalten.

Fed wird Trumps Druck nicht nachgeben

6./7. Mai

Fed trotzt Trumps Dauerdruck

US-Präsident Donald Trump will, dass Notenbankchef Jerome Powell sich für Zinssenkungen einsetzt, um einen Konjunktureinbruch zu verhindern. Powell aber beharrt auf der Unabhängigkeit der Fed und wird angesichts der Ungewissheit über die Folgen der Zölle zumindest vorläufig am bestehenden Leitzins festhalten.

Von Peter De Thier, Washington

Seit der Verkündung umfassender Einfuhrzölle war der Weg zu einem weiteren Disput zwischen US-Präsident Donald Trump und Notenbankchef Jerome Powell vorgezeichnet. Trump verlangt, dass die Zentralbank den Geldhahn aufdreht, um die US-Wirtschaft vom Abgleiten in eine Rezession zu bewahren. Folglich wird die nächste Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) auch im Zeichen des Tauziehens zwischen dem Weißen Haus und der Fed stehen.

Powells klare Botschaft

Powell hat seinerseits ein unmissverständlich klares Signal gesendet: Er wird sich von Trump nicht ins Handwerk pfuschen lassen. Sicher ist daher, dass das FOMC kommenden Mittwoch an dem bestehenden Leitzins festhalten wird. Powell und Co. wollen nämlich zunächst sehen, wie sich die Zölle auf die Inflation auswirken. Frühestens dann ist an eine Beendigung ihrer Zinspause zu denken.

Zwischenzeitlich hat sich der Streit zwischen dem Weißen Haus und der wenige Straßenblöcke entfernten Notenbank entschärft. So hatte Trump vergangene Woche noch gesagt: „Wenn ich will, dass Powell geht, dann wird er sehr schnell raus sein“. Diese Drohung nahm er aber bald danach wieder zurück. Unterdessen hat der Fed-Chef klargemacht, dass er auf der politischen Unabhängigkeit der Notenbank beharrt. Er denkt nicht daran, sich vor Ablauf seiner zweiten Amtsperiode im Mai 2026 zu verabschieden.

Zinspause seit Dezember

Von September bis Dezember vergangenen Jahres senkte die Notenbank den Zielkorridor für den Tagesgeldsatz insgesamt drei Mal. Die Fed lockerte damit ihren Würgegriff um insgesamt 100 Basispunkte. Zwar haben sich die wichtigsten Indikatoren zwischenzeitlich stabilisiert. Im Februar legte aber die Kernrate des PCE-Deflators wieder stärker zu. Die Zunahme der Jahresrate um 2,8% war der stärkste Anstieg seit Ende letzten Jahres.

Der Verbraucherpreisindex CPI stieg im März um 2,4%. Ohne die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise ermittelte das Arbeitsministerium ebenfalls ein Plus von 2,8%. Beide Indikatoren sind fast einen vollen Prozentpunkt vom Inflationsziel der Notenbank entfernt. Trumps Zölle haben die Unsicherheit aber spürbar erhöht. Auch schüren sie Ängste vor einer möglichen Stagflation. Daher sieht das FedWatch Tool der CME Group nun eine Wahrscheinlichkeit von über 90%, dass die Zielzone für die Federal Funds Rate bei 4,25 bis 4,5% bleiben wird.

Kein Konsens im FOMC

Unterdessen gehen die Meinungen der Fed-Gouverneure teilweise auseinander. Powell hat gesagt, dass die Fed angesichts der gestiegenen Volatilität eine „abwartende Haltung“ einnehmen wird. Bei Fed-Vorstandsmitglied Christopher Waller überwiegt hingegen die Sorge, dass die Zölle Arbeitsplätze vernichten könnten. Sollte dies der Fall sein, dann würde er für baldige Lockerungen plädieren. Auch kann sich Waller im weiteren Jahresverlauf mehrere Zinssenkungen vorstellen.

Auf Powells Linie liegt hingegen John Williams, Präsident der Federal Reserve Bank von New York und Vize-Chef des FOMC. Williams hält für wahrscheinlich, dass die Abgaben die Inflation befeuern werden. Für möglich hält der stellvertretende FOMC-Vorsitzende aber auch, dass die Zölle das Wachstum abwürgen werden. Angesichts dieser Unsicherheit meint Williams, dass die Fed mit dem derzeitigen Zinsniveau „in einem guten Bereich liegt“.

Lockerung im Juni möglich

Anders könnte sich die Lage dann bei der FOMC-Sitzung im Juni darstellen.  Dann wäre nach Ansicht führender Analysten nämlich die erste Lockerung in einem halben Jahr möglich. Derzeit liegen entsprechende Chancen laut FedWatch Tool bei über 50%. Diese Wahrscheinlichkeit könnte aber in den kommenden Wochen noch erheblichen Schwankungen unterliegen. Frühestens dann wird nämlich zu sehen sein, wie sich die Abgaben auf die Teuerung und den Jobmarkt auswirken.