US-Notenbank strafft die Geldpolitik
det Washington
Der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank wird kommende Woche zum zweiten Mal in Folge den Leitzinssatz um 50 Basispunkte anheben, und weitere Schritte dieser Höhe dürften im Jahresverlauf auf der Tagesordnung stehen. Anders als noch im März, als die Notenbank das Abschmelzen der Anleihekäufe beendet und die erste Zinserhöhung seit Dezember 2018 beschlossen hatte, gesellen sich zu den Sorgen um die hohe Inflation nun wachsende Rezessionsängste. Folglich haben die Währungshüter eine schwierige Gratwanderung zu meistern, nämlich den Preissteigerungen entgegenzuwirken und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Straffung der Geldpolitik nicht die Wirtschaft in die nächste Krise stürzt.
Jüngste Daten unterstreichen das schwierige Dilemma, in dem Notenbankchef Jerome Powell und der FOMC stecken. Der PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, stieg im April um 6,3% und an der Kernrate gemessen um 4,9%. Zwar stellen diese Zahlen jeweils einen leichten Rückgang gegenüber dem Vormonat dar, sie liegen aber nach wie vor deutlich oberhalb des Inflationsziels von 2%. Gleichzeitig trübte sich die Stimmung unter den Verbrauchern ein, deren Konsumausgaben fast 70% der Wirtschaftsleistung ausmachen. Der Index der Universität von Michigan rutschte im Mai im Vorjahresvergleich um fast 30% ab – wegen der hohen Inflation und der trüberen Zukunftsperspektiven. Für den einzigen Lichtblick sorgt derzeit der Arbeitsmarkt, der weiter solides Stellenwachstum aufweist.
So oder so wissen die Währungshüter, dass in den kommenden Monaten ihre Aufmerksamkeit auch dem Wachstum gelten muss. Folglich hat Powell in jüngster Zeit wiederholt darauf hingewiesen, dass die Fed neben der Inflation auch die Folgen ihrer Politik für die Finanzierungskonditionen im Auge behalten muss, die sowohl den Privatkonsum als auch Unternehmensinvestitionen beeinflussen können. Besonders deutlich hat sich die straffere Geldpolitik in Form deutlich höherer Zinsen bereits am Häusermarkt und beim Kauf langlebiger Konsumgüter bemerkbar gemacht, die für viele Haushalte unerschwinglich geworden sind.
Dennoch ist keine Anpassung des Kurses in Sicht. Die Vize-Chefin der Notenbank Lael Brainard sagte, sie sehe „keinen Grund, um bei den Zinserhöhungen eine Pause einzulegen“. Zudem äußerte Vorstandsmitglied Christopher Waller, dass er sich durchaus vorstellen könne, den Zielkorridor für den Leitzins deutlich über den neutralen Zins anzuheben, den die Federal Reserve bei etwa 2,5% sieht. Sowohl am nächsten Mittwoch als auch im Juli sind Straffungen um jeweils 50 Basispunkte so gut wie sicher. Zudem wird die Fed den Bilanzabbau beschleunigen, bis im August eine Reduktion um monatlich 95 Mrd. Dollar erreicht ist.