Vermögensverwalter

AGI setzt auf Chinas A-Aktien

Der Vermögensverwalter Allianz Global Investors ist für Chinas A-Aktien optimistisch. Sorgen vor einer kontraktiveren Geldpolitik sowie einer Default-Welle am Bondmarkt relativiert der Assetmanager.

AGI setzt auf Chinas A-Aktien

xaw Frankfurt

Der Vermögensverwalter Allianz Global Investors (AGI) sieht in den stabilen Zuflüssen ausländischer Investorengelder in chinesische A-Aktien ein ermutigendes Zeichen für die Märkte der Volksrepublik. Diese Papiere auf dem Festland gelisteter Unternehmen hätten zuletzt in sieben aufeinanderfolgenden Monaten Nettomittelzuflüsse über die Hongkonger Handelsschiene Stock Connect verzeichnet. „Internationale Investoren haben sich nicht von der gestiegenen Volatilität im ersten Halbjahr abschrecken lassen, sondern in schwachen Marktphasen zugekauft“, sagte Shannon Zeng, Produktspezialistin bei AGI, im Rahmen einer Asien-Konferenz des Vermögensverwalters am Mittwoch. Die A-Aktien seien bei ausländischen Anlegern aufgrund ihres Diversifikationspotenzials zunehmend beliebt.

Überreaktion auf PBOC

Nach ihrer starken Outperformancegegenüber dem S&P 500 und dem MSCI Europe im vergangenen Jahr haben die chinesischen Indizes 2021 allerdings eine Korrektur durchgemacht. Diese ist aus Sicht von AGI in großen Teilen auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen und hat die Bewertungen zurück auf vernünftige Niveaus geführt, was ausländischen Investoren die Möglichkeit zum Einstieg gegeben habe. Zugleich sieht Anthony Wong, Lead-Manager der China-A-Aktienportfolios des Assetmanagers, in den Kursrücksetzern eine Überreaktion der Marktteilnehmer auf erste kontraktivere Schritte der People’s Bank of China (PBOC). „Unserer Meinung nach ist lediglich eine geldpolitische Normalisierung nach der starken wirtschaftlichen Erholung von der Coronakrise zu beobachten“, sagt er. So erwarteten viele Beobachter, dass sich das Bruttoinlandsprodukt der Volksrepublik im laufenden Jahr um 8% ausweiten werde – Peking prognostiziere offiziell ein Wachstum von 6%, um Raum für die Effekte struktureller Reformen und eines möglichen Deleveragings zu lassen. In beiden Fällen unterstütze die fundamentale Entwicklung jedenfalls höhere Gewinnerwartungen.

Stabile Verbraucherpreise

Zudem werde die Inflation im laufenden Jahr wohl kein Eingreifen der Währungshüter notwendig machen. „Zwar ist der Erzeugerpreisindex für die Volksrepublik im laufenden Jahr stark gestiegen, dies hat sich allerdings nicht in höhere Verbraucherpreise übersetzt“, sagt Wong. So seien die Preise für Schweinefleisch, einem wichtigen Nahrungsmittel in den meisten chinesischen Haushalten, zuletzt sogar zurückgegangen.

Dennoch hat AGI innerhalb ihrer A-Aktienportfolios eine stärkere Exposition gegenüber zyklischen Werten aufgebaut, um sich gegen steigende Volatilität zu rüsten. So hat der Vermögensverwalter laut Wong Positionen bei Unternehmen aus Metallbranche aufgebaut, um von einer Gewinnerholung im Sektor profitieren zu können, und unter anderem bei Technologiewerten Gewinne realisiert. „Dagegen haben wir niedrigere Kursniveaus genutzt, um unser Engagement innerhalb der E-Mobilitäts-Lieferkette zu verstärken“, sagt Wong. Die am stärksten übergewichtete Position im „Allianz GI China A-Shares“ sei derzeit Contemporary Amperex Technology, der größte inländische Produzent von Batterien für Elektrofahrzeuge.

Der E-Mobilitäts-Trend spielt auch für den neuen Fonds „Allianz China Thematica“ eine Rolle, mit dem der Vermögensverwalter das Innovationspotenzial in China investierbar machen will. „Die Zahl neuer Patentanträge in China übertrifft jene in Nordamerika mittlerweile im Verhältnis drei zu eins“, sagt Co-Portfoliomanager Shibo Wang. Auch bei den Investitionen in Forschung und Entwicklung habe die Volksrepublik stark aufgeholt und bekleide hinter den USA nun den zweiten Rang – indes investierte schon jetzt kein anderes Land mehr in künstliche Intelligenz als China.

Derweil betrachten Investoren die wachsende Zahl an Defaults innerhalb des chinesischen Bondmarkts. Das Volumen der Zahlungsausfälle privat geführter Unternehmen war im dritten Quartal 2018 in die Höhe geschnellt, im vergangenen Jahr war es dann auch bei staatsnahen Betrieben zunehmend zu Defaults gekommen. Dass es in der Volksrepublik mehr klamme Emittenten mit „AAA“-Einstufung gibt als gedacht und die öffentlich-rechtlichen Träger offenbar nicht mehr in der Lage oder bereit sind, diesen unter die Arme zu greifen, hatte Zweifel am chinesischen Ratingsystem aufgeworfen.

Kurzfristiger Default-Schmerz

Laut AGI-Portfoliomanager Anthony Wong hält sich das Volumen der Zahlungsausfälle allerdings noch in einem kontrollierbaren Rahmen – kurzfristig schmerzten die Defaults staatsnaher Betriebe zwar, langfristig seien sie aber sogar positiv für die Entwicklung des chinesischen Onshore-Bondmarkts. „So lässt sich die unrealistische Erwartung impliziter Garantien abbauen und ein stärker marktorientiertes und effizienteres Bepreisungssystem aufbauen“, sagt Wong. Vom jüngsten Anstieg der Zahlungsausfälle gehe zudem kein systemisches Risiko aus, da sich das Volumen der betroffenen Onshore-Anleihen auf weniger als 1% des gesamten Bondmarkts belaufe.