Anleger taktieren defensiv – Kurssprung bei Evotec – Fed dämpft Zinssenkungserwartungen
Die Investoren am deutschen Aktienmarkt taktieren zum Wochenausklang defensiv. Der Dax fiel im frühen Handel bis auf 19.121 Zähler zurück, konnte sich dann aber wieder vom Boden absetzen. Zur Mittagszeit liegt der deutsche Leitindex bei 19.286 Punkten dann mit 0,1% knapp im Plus. Dank starker Firmen-Bilanzen hatte sich der Dax am Tag zuvor über der Marke von 19.000 Punkten etablieren können. Auf europäischer Ebene ist es an den Aktienmärkten ebenfalls recht ruhig zum Wochenausklang. Der Euro Stoxx 50 Index notiert mittags bei 4.828 Zählern und war damit 0,1% tiefer als am Vortag.
Äußerungen von US-Notenbank-Chef Jerome Powell dämpften die Erwartungen der Anleger an eine Zinssenkung der Fed im Dezember. Powell sagte, es bestehe kein Grund für überstürzte Zinssenkungen, da die Wirtschaft weiterhin wachse, der Arbeitsmarkt stabil sei und die Inflation immer noch über der Zielmarke von 2% liege. Der Rentenmarkt tendierte im Bereich der Bundesanleihen recht stabil. Die zehnjährige Bundrendite war mittags bei 2,34% und damit auf dem Stand des Vorabends. Der Fokus der Anleger dürfte sich zum Wochenausklang auf die US-Einzelhandelsumsätze richten. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Gemischte Konjunktursignale kamen aus China: Während die Industrieproduktion im Oktober langsamer als erwartet gewachsen ist, überraschten die Einzelhandelsumsätze positiv.
Im Fokus bei den einzelnen Werten stehen Evotec. Das US-Unternehmen Halozyme Therapeutics will die Hamburger Biotech-Firma für etwa 2 Mrd. Euro übernehmen und bietet 11 Euro je Anteilsschein. Evotec-Aktien liege im Mittagsgeschäft bei 10,16 Euro, was einem Kurssprung von 17,7% entspricht.
Negative Konjunkturprognosen kamen von Seiten der EU. Die EU-Kommission blickt etwas skeptischer auf die Wirtschaft im Euroraum und setzt erst 2026 auf eine spürbare Konjunkturerholung. Die Kommission erwartet für die Währungsunion 2024 zwar weiter einen Anstieg beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,8%, rechnet aber im nächsten Jahr nur noch mit einem Plus 1,3%. Das geht aus der am Freitag vorgelegten Herbstprognose hervor. Im Mai hatte die Kommission hier noch 1,4% Wachstum vorhergesagt. 2026 soll es dann mit 1,6% stärker bergauf gehen. Pessimistischer sieht die Kommission vor allem die Lage in Deutschland. Hier erwartet sie ein Schrumpfen der Wirtschaft in diesem Jahr um 0,1%. Für 2025 trauen die Experten aus Brüssel Deutschland ein BIP-Plus von 0,7% zu - aber dies wäre das geringste Wachstum aller Eurozonenländer.
An den Devisenmärkten notiert der Euro derzeit mit 1,0572 Dollar und damit 0,4% höher als am Donnerstagabend. Anleger nahmen etwas Gewinne beim Greenback mit. Der Dollar hatte jüngst deutlich zugelegt. Grund ist die zu erwartende protektionistische Ausrichtung der US-Wirtschaft unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump.