Anleger warten auf EZB-Zinsentscheid – Dax gibt leicht nach
Vor dem heutigen Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) lassen die Anleger am Donnerstag zur Mittagszeit Vorsicht walten. Der Dax notiert aktuell mit 21.190 Punkten und verliert damit 0,6% gegenüber dem Stand vom Vortag. Die Investoren rechnen zwar fest mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik der Währungshüter der Eurozone, doch Euphorie ist darüber an den Märkten nicht zu spüren. Die Zinssenkung sei die Folge eines sich weiter abschwächenden Wachstums in Europa, resümierte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Zudem könne sie - wenn überhaupt - nur eine kleine Abfederung dessen sein, "was in diesen Tagen aus Washington über den großen Teich in Sachen Handelspolitik zu uns herüberschwappt“, so der Experte. Der Euro Stoxx 50 Index liegt mittags bei 4.929 Punkten und damit 0,8% im Minus.
Marktteilnehmer gehen fest davon aus, dass die EZB inmitten des von US-Präsident Donald Trump losgetreten Zollkonflikts den maßgeblichen Einlagensatz um 0,25 Prozentpunkte auf dann 2,25% senken werden. Dies wäre die siebte Zinssenkung seit Juni 2024. Dem EZB-Rat spielt in die Hände, dass die Inflation in der Eurozone mit zuletzt 2,2% schon nahe am Zielwert der Währungshüter von 2% liegt. Mit Spannung warteten die Anleger nun auf Hinweise zum weiteren Vorgehen der Zentralbanker, erläutern die Analysten der LBBW. Sie rechnen mit zwei weiteren Lockerungsschritten um je 25 Basispunkte bis Ende des Jahres.
An den Devisenmärkten notiert der Euro mit 1,1371 Dollar und verliert gegenüber dem Greenback damit 0,2%. Die US-Währung, die angesichts der Zollpolitik von Trump zuletzt stark unter die Räder gekommen war, machte damit etwas Boden gut. Der Dollar-Index, der den Wert der US-Valuta gegenüber sechs Handelswährungen misst, stieg um 0,1 Prozent auf 99,52 Punkte. Seit der Ankündigung drastischer US-Zollerhöhungen Anfang April ist die US-Währung um gut 4,5% eingebrochen. Anleger sind zuletzt aus US-Assets geradezu geflohen. Das sorgte für den Einbruch beim Dollar aber auch für enorme Renditesteigerungen bei den US-Staatsanleihen, die von vielen Investoren weltweit als Reserven gehalten werden. An den Rentenmärkten halten sich die Anleger mit Blick auf die EZB-Sitzung etwas zurück. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe klettert von 2,50% am Vortag auf aktuell um die 2,54%.
Anders als die EZB sieht die US-Notenbank Fed trotz Anzeichen für eine Verlangsamung der US-Wirtschaft keinen dringenden Handlungsbedarf. Die Notenbank könne zunächst die Zinsen konstant halten, „um auf größere Klarheit zu warten“, sagte Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch mit Blick auf die noch unklaren Auswirkungen der von Trump verhängten Zölle. Die Währungshüter hatten den Leitzins zuletzt in der Spanne von 4,25 bis 4,50% belassen. Die Fed entscheidet am 7. Mai wieder über den geldpolitischen Schlüsselsatz.