„Bei VW wird nicht nur nicht mehr investiert, es wird geschlossen“
„Keine Chance“ für VW
Fondsmanager Bert Flossbach redet Klartext – Ausgewählte Aktien und Gold bevorzugt
wrü Frankfurt
Vor der Presse im Ivory Club in Frankfurt hat Bert Flossbach Klartext geredet und kein Blatt vor den Mund genommen. „Bei VW wird nicht nur nicht mehr investiert, es wird geschlossen“, erklärte der Top-Fondsmanager, und spielte damit auf Werksschließungen an. Es gebe bei Volkswagen zu viele Altlasten, die noch da sind, und die zu bewältigen seien. Der Automobilhersteller habe ein massives Problem in Sachen Corporate Governance. Der Job als VW-Chef sei ein „Himmelfahrtskommando“.
Wenn man so weitermache, dann „haben wir in Wolfsburg keine Autos mehr“. Die wesentlichen Aktionäre, die Familie und Niedersachsen, müssten jetzt alles umkrempeln. Flossbach ist aber skeptisch, dass dies passiert. Im Grunde habe VW „keine Chance“. Wichtig für ein Unternehmen sei aktive Ownership. Viele Großunternehmen hätten keine Zielorientierung. Ein großes Unternehmen in Deutschland, das eine klare Zielorientierung habe, sei SAP.
Bei BMW und Mercedes-Benz sei die Situation anders als bei VW. Diese Unternehmen hätten nicht die spezielle VW-Thematik. Für BMW und Mercedes komme es darauf an, weiterhin gute Autos zu bauen, die als Premiumprodukte verkauft werden können. „“2026 wird für diese Firmen das große Jahr der Entscheidung", so Flossbach. Denn dann stünden neue Modelle an. Doch seien die Bilanzen von BWM und Mercedes-Benz heute wesentlich besser als in früheren Jahren.
„Hier investiert keiner mehr“
Auch am Standort Deutschland hat der Top-Fondslenker in dem „Therapiegespräch“ vor der Presse heftige Kritik geübt. „Hier investiert keiner mehr“, so Flossbach. Insgesamt sehe es für den Standort nicht gut aus, die Wettbewerbsfähigkeit habe sich deutlich verschlechtert, Deutschland verliere immer mehr seine früheren Vorteile. „Wenn wir keinen Richtungswechsel bekommen, wird es eng“, so Flossbach wörtlich. Es gehe um Fachkompetenz und dem Mangel daran. Ein Problem sei, wenn der Wirtschaftsminister nicht einmal wisse, was eine Insolvenz ist. Im Ausland lache man über die verkorkste Energiewende in Deutschland. Das System brauch einen Reset wie mit der Agenda 2010 unter Kanzler Schröder.
Vor allem stellt Flossbach eine zunehmende Deindustrialisierung fest. Diese habe es vor ein paar Jahren nicht gegeben. „Schrumpfen ist der neue Prozess.“ Die Situation hierzulande sei vergleichbar mit der des Froschs, der im Boiler sitze, sich aber noch aufgrund der Wärme wohlfühle.
Ausufernde Staatsschulden
An den Kapitalmärkten setzt der Manager eines großen Mischfonds weiterhin auf ausgewählte Aktien und auf Gold als klassischen sicheren Hafen. „Der unsichtbare Elefant im Raum sei der Anleihemarkt“ erklärte Flossbach. Das Problem auf der Zinsseite seien die ausufernden Staatsschulden, die weiter anstiegen würden. Der Bondmarkt sei die ultimative Knute für alle Regierungen, Dies würden die Franzosen im Moment erleben. Daher hält Flossbach in seinem Fonds auf der Bondseite nur Cash über Bu-Bills. Das lange Ende meide er bei Bonds.
Der Anteil von Gold im Fonds betrage derzeit 11,5%. Gold sei zwar derzeit etwas teuer, doch mach es Sinn, im derzeitigen Umfeld in Gold zu investieren. „Gold kennt kein Gegenpartei- und kein Hegemonialrisiko“, betonte Flossbach. Wenn für Investoren US-Treasuries als Anlage ausfallen würden, dann bleibe nur eine Möglichkeit: Gold.
„Bei Bitcoin ist als Verfallsdatum der 8. Mai 2026 eingebaut“, scherzte Flossbach. Dieses völlig haltlose Gerücht zeige aber den Unterschied zwischen einem Gut wie Gold, das physisch verfügbar sei, und einer Blockchain auf. Bitcoin habe sich inzwischen durchaus als Anlagemöglichkeit etabliert. In Zeiten, in denen die Verschuldung wie derzeit stark ansteige, könne der Preis für Bitcoin durchaus klettern.
Am Aktienmarkt gebe es eine Reihe guter Aktien. Man müsse nur ein Auge zudrücken, was die Bewertung angehe. Als positiv wertet es Flossbach, dass „nicht der ganze Markt teuer ist“. So seien auch gute Unternehmen an den Märkten in Ungnade gefallen und jetzt relativ günstig zu haben. Dazu zählten insbesondere auch große europäische Unternehmen.