Aktienmärkte hoffen auf Harris-Sieg, Anleger halten sich im Vorfeld der US-Wahl zurück
Am Tag der US-Präsidentschaftswahl halten sich die Anleger am Aktienmarkt zurück. Der Dax lag mittags 0,1% verbessert bei 19.167 Punkten. Da keine Umfrage einen der Kandidaten vorne sehe, wage kaum ein Anleger neue Käufe, sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. „Investoren bleiben an den Seitenlinien und meiden das Risiko.“ Die Demokratin Kamala Harris und der republikanische Ex-Präsident Donald Trump liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ob das Ergebnis noch in der Wahlnacht vorliegt, ist wegen des vermutlich knappen Ausgangs ungewiss.
Falls Harris gewinnt, gehen die meisten Analysten davon aus, dass dann die Unsicherheit weg sei, und die Aktienmärkte durchstarten. Hingegen stehe Donald Trump für Protektionismus und ein hohes Maß an Unsicherheit.
Von Assetmanagern ist zu hören, dass man angesichts des knappen Rennens im Vorfeld keine „Wetten“ auf einen bestimmten Wahlausgang getätigt habe. Dafür setzte man keine Kundengelder ein. Doch herrsche Hochspannung. Sobald ein Ergebnis feststehe, was aber dauern könne, werde man reagieren. Für die kommenden Wochen sei mit einer erhöhten Volatilität an den Märkten zu rechnen.
Von Hochspannung sprach auch Analyst Martin Utschneider von Finanzethos. Er prognostiziert den Dax am Dienstag in einer engen Handelsspanne. Das könne sich aber rasch ändern, denn vor und nach Wahlen in den USA erhöhten sich die Schwankungen „aus der Historie heraus oftmals beachtlich.“
Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte gewann bis mittags 0,4% höher bei 26.519 Punkten. Auch der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone notierte 0,2% höher.
Salzgitter haussiert dank Übernahmeaussicht
Falls Kamala Harris gewinnt, gehen die meisten Analysten davon aus, dass dann die Unsicherheit weg sei, und die Aktienmärkte durchstarten. Hingegen stehe Donald Trump für Protektionismus und ein hohes Maß an Unsicherheit.
Bei den Einzelwerten treibt die Aussicht auf eine Übernahme die Aktien von Salzgitter bis mittags um 32% auf 18,35 Euro nach oben. Ein Mehrheitsaktionär erwägt ein Übernahmeangebot für den Stahlkonzern. Größter Dax-Verlierer ist mit minus 3,6% auf 35,99 Euro die Deutsche Post.
Am Anleihemarkt hat sich der Zinsanstieg fortgesetzt. Der richtungsweisende Bund.Future ermäßigte sich bis mittags um 0,3% auf 131,39%
Der Ölpreis ist bis mittags weiter angezogen. Ein Barrel der Sorte Brent kletterte um 3,2% auf 75,45 Dollar.
Aufgehellte Konjunkturaussichten treiben China-Börsen
Anzeichen für eine Konjunkturerholung in China haben die Aktienmärkte in der Volksrepublik nach oben getrieben. Die Börse in Shanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen legten am Dienstag jeweils um mehr als 2 % zu.
Investoren setzten darauf, dass China die Staatsausgaben erhöhen wird, um die Wirtschaft weiter zu stützen. Zudem hellte eine private Umfrage die Stimmung auf. Der Erhebung zufolge wies der chinesische Dienstleistungssektor im Oktober den stärksten Zuwachs seit drei Monaten aus. Experten sehen in dieser Entwicklung erste Anzeichen für die Wirksamkeit der jüngsten Konjunkturmaßnahmen der Regierung in Peking.
Vor der US-Präsidentschaftswahl blieben Anleger in Fernost dennoch nervös. „Alle sind mit Blick auf das Wahlergebnis besorgt und engagieren sich nicht wirklich für etwas, aber für China und Hongkong geht es um mehr als nur die Wahl“, sagte Steven Leung vom Broker UOB Kay Hian in Hongkong. Börsianer befürchten, dass insbesondere eine protektionistische Handelspolitik des republikanischen Bewerbers Donald Trump die Inflation anheizen und das Exportgeschäft im weltgrößten Verbrauchermarkt beeinträchtigen könnte. Umfragen zeigen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und der demokratischen Kandidatin Kamala Harris.
Im Vorfeld der US-Wahl griffen auch in Japan Anleger zu Aktien. In Tokio trieben vor allem gute Unternehmenszahlen den Nikkei-Index um gut 1% auf 38.475 Punkte. Unter den Einzelwerten legte das Nikkei-Schwergewicht TDK um 6% zu, nachdem der Hersteller elektronischer Bauteile zuletzt seine Jahresprognose für den operativen Gewinn angehoben hatte. Nomura Holdings stiegen um mehr als 10%. Das Brokerhaus hatte seinen Quartalsgewinn mehr als verdoppelt und damit den höchsten Stand seit vier Jahren erreicht. „Der Schwung wird nicht lange anhalten, da die Anleger vorsichtig bleiben, bis die Ergebnisse der US-Präsidentschaftswahlen bekannt sind“, sagte Seiichi Suzuki von der Finanzforschungs- und Beratungsfirma Tokai Tokyo Intelligence Laboratory. „Die Volatilität des Nikkei bleibt hoch.“