Der deutsche Leitindex hat seinen Höhenflug am Freitag fortgesetzt und den zweiten Tag in Folge ein Allzeithoch markiert. Nachdem das Börsenbarometer am Donnerstag den besten Handelstag in diesem Jahr verzeichnet hatte, legte der Dax zum Wochenschluss weitere 1,2% auf 19.474 Zähler zu. Das Jahresplus erhöht sich damit auf 16,3%. Der MDax kletterte um 1,7% auf 27.210 Punkte. Der Euro Stoxx 50 verteuerte sich um 0,7% auf 5.068 Punkte. Der breiter gefasste europäische Stoxx 600 markierte mit einem Plus von 0,5% auf 528,33 Zähler ebenfalls eine neue Bestmarke.

Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater sieht den Dax bereits auf dem Weg in Richtung der „magischen Marke“ von 20.000 Punkten. Diese fühle sich nun greifbarer an. Etwas mehr als 3% fehlen noch. Und der Rekordlauf der Aktienmärkte beschränkt sich nicht nur auf Deutschland. Kater verweist darauf, dass der chinesische Leitindex CSI 300 innerhalb dieser Woche um knapp 16% gestiegen ist.

Welch großen Einfluss China auch auf den deutschen Aktienmarkt hat, zeigte sich auch am Freitag: Unter den Gewinnern im Dax waren erneut Auto-Titel. Die Papiere der Porsche AG zogen um weitere 4,5% auf 74,72 Euro an und kletterten damit auf ihr höchstes Niveau seit Mitte Juli. Sogar die Titel des Auto-Zulieferers Hella hielten sich auf Vortagesniveau, obwohl das Unternehmen die Serie von Gewinnwarnungen in der Branche fortsetzte. Die Prognosesenkung sei nicht so drastisch ausgefallen, wie man nach den Warnungen von Mercedes und BMW befürchten musste, sagte ein Börsianer. Auch für Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets stört Hella das große Bild nicht wirklich. Wenn die schlechten Nachrichten heraus seien und sich der Wind in China drehe, sei eine Verlängerung der Rally im Autosektor möglich. Von den China-Fantasien profitierten am Freitag aber auch erneut die Luxusgüter-Hersteller, für die die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft ein wichtiger Absatzmarkt ist. Der europäische Branchenindex stieg um knapp 2%.

Einer der größten Gewinner im Dax waren allerdings die Papiere von BASF. Nachdem am Donnerstag noch die Enttäuschung über die sinkende Dividende überwog, konzentrierten sich Anleger nun auf die Chancen des Konzernumbaus. UBS-Experte Geoff Haire geht in einem Kommentar davon aus, dass durch Portfolioveränderungen und Kulturwandel Werte freigesetzt werden. Die Aktie kletterte um 6,6% auf 48,28 Euro und damit auf ein erneutes Hoch seit Anfang Juni.

Auf Erholungskurs blieben auch Siemens Healthineers (+5,1% auf 53,92 Euro). Zwar strich die UBS gerade erst ihre Kaufempfehlung, doch sehen Anleger inzwischen durch die Konjunkturimpulse in China neue Chancen. Ähnlich ging es im MDax Carl Zeiss Meditec (+7,5% auf 70,85 Euro), denn auch für Medizintechnik ist China ein wichtiger Absatzmarkt. „Die aktuelle Rally macht deutlich, wie wichtig der chinesische Verbraucher für Europa ist“, erklärt Analystin Daniela Hathorn vom Online-Broker Capital.com.

Am Devisenmarkt stand vor dem Wochenschluss der Yen im Rampenlicht, der nach dem überraschenden Sieg von Shigeru Ishiba bei der Wahl zum Chef der japanischen Regierungspartei LDP und damit zum nächsten Ministerpräsidenten Auftrieb erhielt. Im Gegenzug verbilligte sich der Dollar von 146,99 Yen auf 143,31 Yen. „Das ist ein klares Zeichen dafür, dass der Markt dieses Ergebnis als Wegbereiter für weitere Zinserhöhungen der Bank von Japan (BoJ) wertet“, sagte Marcel Thieliant, Chef-Volkswirt für den asiatisch-pazifischen Raum beim Research-Haus Capital Economics.

Am Kryptomarkt ist der Kurs des Bitcoin am Freitag auf den höchsten Stand seit zwei Monaten gestiegen. Am späten Vormittag wurde die Kryptowährung auf der Handelsplattform Bitstamp bei knapp 66.000 Dollar gehandelt. Seit Beginn des Monats hat Bitcoin bereits mehr als 10% gewonnen. Als stärkster Preistreiber gilt die Aussicht auf weiter sinkende Leitzinsen.