Der Dax kann sich stabilisieren
Die Zinspause der Europäischen Zentralbank (EZB) hat den Ausverkauf an den Aktienmärkten gestoppt, wohl auch mit Blick auf gute Zahlen vom Techsektor in den USA. Der Dax notierte am Freitagvormittag immerhin 0,6% fester bei 14.817 Punkten. Der EuroStoxx50 lag stabil bei 4054 Zählern.
Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde hatten am Donnerstag wie erwartet beschlossen, angesichts einer schwächelnden Konjunktur und rückläufigen Inflationszahlen die Schlüsselzinsen nicht anzutasten. "Die beschlossene Zinspause der EZB hat zwar keine großartige Bewegung in den Aktienmarkt gebracht, dafür aber zumindest etwas Ruhe", sagte Jürgen Molnar, Analyst vom Broker RoboMarkets. "Das ist in der aktuell recht chaotischen Marktphase durchaus positiv und könnte dem aktuellen Abwärtstrend zumindest entgegenwirken."
Nun warteten die Investoren auf die für den Nachmittag geplanten Angaben zu den Konsumausgaben in den USA im September. Diese Daten dürften in die Bewertung der Konjunkturlage durch die US-Notenbank Fed einfließen und damit ein Faktor für die Bestimmung der künftigen Zinspolitik sein. Die Fed fällt ihren Zinsentscheid am kommenden Mittwoch.
Geopolitische Sorgen
Sorgen um die politische Lage im Nahen Osten beflügelten unterdessen die Ölpreise. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils knapp 2% auf 89,54 beziehungsweise 84,80 Dollar pro Barrel (159 Liter). Das US-Militär hatte nach eigenen Angaben am Donnerstag zwei iranische Einrichtungen in Syrien angegriffen. Die Schläge seien eine Reaktion auf Angriffe gegen US-Streitkräfte durch vom Iran unterstützte Milizen, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin.
Die zuletzt kräftig gestiegenen Renditen für zehnjährige US-Bonds pendelten sich zunächst mit 4,866% unter der psychologisch wichtigen Fünf-Prozent-Marke ein. Simon Harvey, Devisenexperte bei Money Europe, mahnte allerdings zur Vorsicht. "Wir haben im Moment mit einem Anleihemarkt zu tun, der keinen großen Grund braucht, um plötzlich wieder verrückt zu spielen." Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen ist seit Anfang August von rund vier auf rund fünf Prozent gestiegen - den höchsten Stand seit 2007.
Siemens Energy erholt sich
Im Rampenlicht bei den Einzelwerten blieben die Quartalsberichte. Unter Druck gerieten dabei vor allem die französischen Aktien. So rutschten die Aktien des französischen Pharmakonzerns Sanofi nach einer enttäuschenden Prognose um 14,5% ab. Aus den Depots flogen auch Remy Cointreau mit einem Minus von knapp elf Prozent. Der französische Spirituosenkonzern hat nach einer enttäuschenden Entwicklung in den USA seine Jahresziele eingedampft.
In London stürzten NatWest um gut 10% ab. Die Aktie des britischen Geldhauses drückte ein trüber Geschäftsausblick und die Erklärung der Finanzaufsicht FCA, sie habe mögliche regulatorische Verstöße in der Affäre um die Kündigung eines Kontos des Brexit-Hardliners Nigel Farage erkannt.
In Deutschland griffen die Anleger nach Zahlen etwa zu den Papieren des Kunststoffkonzerns Covestro, die um 2,4% zulegten. Covestro setzt nach Einbußen im dritten Quartal auf eine Belebung der Geschäfte 2024. Die Aktien von Siemens Energy begaben sich auf einen vorsichtigen Erholungskurs. Die Titel des Elektrotechnikkonzerns, die am Donnerstag um mehr als 35% eingebrochen waren, rückten um knapp 4% vor. Siemens Energy hatte am Donnerstag bestätigt, wegen Probleme im Windkraft-Geschäft nach Staatshilfe zu rufen.
Intel gefragt
In der Nacht auf Freitag hatte Intel die Analysten mit seiner Prognose für das Schlussquartal überrascht und damit seinen Kurs angetrieben. Die Titel steigen vorbörslich in den USA um knapp 8% auf 35 Dollar. Grund für den positiven Ausblick seien eine anziehende Nachfrage nach Chips sowie der Boom rund um Angebote mit Künstlicher Intelligenz. Für den bereinigten Gewinn je Aktie geht Intel von 44 Cents aus. Fachleute rechneten bislang im Durchschnitt mit nur 32 Cents je Anteilsschein.
Ein Gewinn über den Analystenerwartungen beflügelt Signify. Die Anteilsscheine des weltgrößten Leuchten-Anbieters, der früher Philips Lighting hieß, gewinnen in Amsterdam mehr als 9% und sind damit auf den Weg, den größten Tagesgewinn seit dreieinhalb Jahren zu verzeichnen. "Das Ergebnis für das dritte Quartal stärkt das Vertrauen in die unveränderte Margenprognose für das Jahr und wird wahrscheinlich zu einer Anhebung der Konsenserwartungen führen", sagen die Analysten von JP Morgan.