Die Aussicht auf umsichtige Zinserhöhungen durch die Federal Reserve hat an Christi Himmelfahrt für Erleichterung an den europäischen Aktienmärkten gesorgt. Der Dax legte um 1,6% auf 14231 Punkte zu, der Euro Stoxx 50 gewann 1,9% auf 3747 Zähler.

Aus den am Mittwochabend veröffentlichten Protokollen der jüngsten Fed-Zinssitzung geht hervor, dass die Notenbank eine weniger aggressive geldpolitische Kontraktion anpeilt als befürchtet. Die Währungshüter signalisieren weitere Zinsschritte um jeweils einen halben Prozentpunkt in den kommenden Monaten.

Allerdings lasen Börsianer aus den sogenannten Fed-Minutes auch heraus, dass die Notenbank ihren Erhöhungszyklus noch einmal unterbrechen könnte, um dessen Wirkung zu beurteilen. Analysten und Ökonomen warnten zuletzt wiederholt davor, dass eine noch striktere geldpolitische Straffung die Vereinigten Staaten in eine Rezession stürzen könnte. Im ersten Quartal schrumpfte die US-Wirtschaft jedenfalls stärker als gedacht, wie das Handelsministerium am Donnerstag auf Basis einer zweiten Schätzung mitteilte.

Zusätzlichen Schub für Europas Aktienmärkte lieferte die feste Eröffnung an der Wall Street. Neben der Beruhigung darüber, dass negative Überraschungen von Seiten der Fed ausblieben, hoben auch Firmenbilanzen die Stimmung, wobei insbesondere klassische Einzelhandelswerte Kursrallys hinlegten. Die Kaufhauskette Macy’s sowie die Discounter Dollar Tree und Dollar General hatten mit ihren Quartalszahlen die Erwartungen übertroffen.

Unter den Einzeltiteln im Dax lagen unterdessen Internetwerte vorn. Zalando führten den Leitindex mit einem Sprung um 10,2% auf 37,20 Euro an, dahinter folgten Delivery Hero mit einem Kursgewinn von 9,2% auf 33,15 Euro und Hello­fresh mit einem Plus von 6,2% auf 34,89 Euro. Marktbeobachter sprachen von einem weiteren Erholungsversuch – die drei Onlinewerte weisen seit Jahresbeginn gerechnet die schwächste Performance unter allen Dax-Mitgliedern auf.

Europäische Halbleiterwerte drehten nach einem schwachen Handelsauftakt ins Plus. Lagen Infineon, belastet durch einen enttäuschenden Ausblick des US-Chipkonzerns Nvidia, am Morgen noch am Ende des Dax, schlossen sie mit einem Plus von 3,3% auf 27,73 Euro.

Bayer profitierten unterdessen von einer positiven Analystenstudie. Die Citigroup äußerte sich bezüglich der Umsatzmöglichkeiten mit dem Blutgerinnungshemmer Asundexian, für den noch zulassungsrelevante Studien anstehen. Die US-Großbank bekräftigt ihre Kaufempfehlung für Bayer und erhöht das Kursziel von 102 auf 106 Euro. Die Aktie legte in der Folge um 3,3% auf 65,90 Euro zu, im laufenden Jahr ist sie stärkster Wert im Dax.