Dax verschnauft an Fronleichnam
xaw Frankfurt
Europas Aktienmärkte haben ihre Rekordfahrt an Fronleichnam unterbrochen. Die Investoren hielten sich vor der am Freitag anstehenden Veröffentlichung der offiziellen US-Arbeitsmarktdaten zurück – sie befürchten, dass die kräftige Erholung der US-Wirtschaft und die anziehende Inflation die Federal Reserve dazu bewegen könnten, früher als bisher erwartet einen kontraktiveren geldpolitischen Kurs einzuschlagen.
Der Dax gab in der Folge im frühen Handel bis auf 15483 Punkte nach, erholte sich dann aber und schloss mit einem Plus von 0,2% auf 15633 Zählern. Der Euro Stoxx 50 schloss nahezu unverändert auf 4087 Punkten. Offenbar gewichteten die Anleger Konjunkturhoffnungen im späten Handel wieder höher als Inflationssorgen, nachdem der Dienstleister ADP besser als erwartet ausgefallene Beschäftigungsdaten aus der Privatwirtschaft veröffentlicht hatte.
Weiterhin im Aufwind lagen Europas Autowerte. Der Stoxx-Index für die Automobil- und Zulieferbranche kletterte um 1,5% auf 685 Zähler und näherte sich damit weiterhin seinem 2015 erreichten Rekordhoch. Werte aus dem Sektor profitieren von der Aussicht auf einen Post-Corona-Nachfrageboom und dem Trend zur E-Mobilität, der enorme Wachstumsraten verspricht. Im Dax lagen BMW-Stämme mit einem Plus von 4% auf 93,87 Euro vorn – der Autobauer steigerte den Absatz im deutschen Markt im Mai um 92% und gab auf einer Konferenz in Peking ambitionierte Ziele zur Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes über die gesamte Lieferkette hinweg bekannt.
Auch Daimler entwickelten sich mit einem Plus von 1,6% auf 79,95 Euro erneut fest, während die Vorzugsaktie von Volkswagen im Verlauf entgegen dem Trend leicht schwächelte, dann aber noch mit einem Plus von 0,2% auf 240,95 Euro schloss. Im SDax gehörten derweil die Aktien mehrerer Zulieferer zu den Tagessiegern: Leoni sprangen um 5,4% auf 15,33 Euro, ElringKlinger gewannen 2,4% auf 16,46 Euro, und Schaeffler legten um 2,4% auf 8,07 Euro zu.
Schlusslicht im Kleinwerteindex blieben Auto1, die 5,4% auf 38,69 Euro verloren. In der Nacht zum Mittwoch hatten Altaktionäre des erst im Februar an die Börse gegangenen Online-Gebrauchtwagenhändlers 9,8 Millionen Anteilscheine platziert und bei einem Verkaufspreis von 41 Euro einen deutlichen Abschlag zum Xetra-Schlusskurs vom Dienstag hingenommen.
Indes setzte die Aktie der US-Kinokette AMC im frühen Handel in New York um bis zu 36% zurück, nachdem sich der Kurs am Vortag fast verdoppelt hatte. Befeuert worden war der Aufschwung bei AMC durch Kleinanleger, die sich in Internetforen organisieren und zu Jahresbeginn auch der Aktie des Computerspielehändlers Gamestop zu einer unverhofften Rally verholfen hatten.
AMC hatte das Retail-Interesse angefacht, indem sie Aktionären Belohnungen wie kostenloses Popcorn versprach. Allerdings warnte das Unternehmen Anleger angesichts der hohen Volatilität nun vor Totalverlusten, sollten sie in die Aktie investieren, – und kündigte an, bis zu 11,55 Millionen seiner Stammaktien veräußern zu wollen, um Schulden abbauen und Zukäufe finanzieren zu können. Bereits am Dienstag hatte das Unternehmen Aktien im Gegenwert von 230,5 Mill. Dollar an die Investmentfirma Mudrick Capital verkauft, die diese wiederum mit Profit am Markt platzierte.