Kapitalmarktausblick 2025

„Der wichtigste Markt wird der Rentenmarkt“

Trotz der Herausforderungen, denen sich die Märkte im kommenden Jahr mit Trump 2.0 und den Unsicherheiten auch in Deutschland gegenübersehen, blickt Frank Engels, Vorstand bei Union Investment positiv in die Zukunft. Aktien dürften weiter laufen, auch wenn einige Risiken drohen. Die Fed habe im Vergleich zur EZB allerdings ein Problem.

„Der wichtigste Markt wird der Rentenmarkt“

Kapitalmarktausblick 2025

„Der wichtigste Markt wird der Rentenmarkt“

Union Investment sieht weiter Chancen für Aktien – EZB dürfte häufiger als die Fed die Zinsen senken – Ölpreis vor Anstieg

Trotz der Herausforderungen, denen sich die Märkte im Jahr 2025 mit Trump 2.0 und anderen Unsicherheiten gegenübersehen, blickt Frank Engels, Vorstand bei Union Investment, positiv nach vorn. Aktien dürften weiter laufen, auch bei einigen Risiken. Die Fed habe im Vergleich zur EZB allerdings ein Problem.

Von Tobias Möllers, Frankfurt

Es sind turbulente Zeiten, in denen Union Investment am Dienstag zur 19. Risikomanagementkonferenz in Mainz eingeladen hat. In den USA steht Trump 2.0 vor der Tür, in Deutschland ist die Ampel-Koalition zerbrochen. Vor dieser Ausgangslage wagt Union-Investment-Vorstand Frank Engels einen Ausblick auf die Kapitalmärkte im Jahr 2025.

Trotz der Überschrift „Inflation, Zins und Konjunktur – was 2025 an den Märkten wichtig wird“ wirft Engels aber zunächst einen Blick zurück. Und hier hat sich Union Investment als erstaunlich treffsicher gezeigt, wie der Vorstand anhand von vier vor einem Jahr aufgestellten Hypothesen belegen kann. Eine sanfte Landung der Konjunktur in den USA hatte die Fondsgesellschaft der Genossen damals projiziert. Zu dieser ist es dann auch gekommen. „Wenn überhaupt von einer Landung gesprochen werden kann“, erklärt Engels. Der Dienstleistungssektor etwa prosperiere weiter. Auch der vorhergesagte Rückgang der Inflation ist im Euroraum und, mit Abstrichen, auch in den USA eingetreten. Die Besonderheit: Die EZB hat noch vor der Fed angefangen, die Leitzinsen zu senken. Unterm Strich steht für Engels insgesamt: „Wir sind global in einen Zinssenkungszyklus eingestiegen“.

Bitcoin schlägt Aktien

Die dritte Hypothese von Union Investment lautete vor einem Jahr: Duration macht sich wieder bezahlt. Auch dies ist eingetreten, Zinsbindung lohnt sich für Anleger und Investoren wieder. Lediglich bei der vierten Hypothese lag die Fondsgesellschaft knapp daneben. Diese lautete: Aktien sind 2024 die favorisierte Anlageklasse. Zwar haben Aktien im laufenden Jahr tatsächlich bisher hervorragend abgeschnitten, noch renditeträchtiger aber waren Kryptoassets und hier besonders der Bitcoin. Besonders in den letzten Tagen, nach der Wahl des als kryptofreundlich geltenden Trump, hat der Bitcoin nochmal einen ordentlichen Satz nach oben gemacht. Auch Gold lief im bisherigen Jahresverlauf auffallend stark und kann fast mit der Rendite von Aktien mithalten.

Damit richtete sich der Blick von Engels in die Zukunft und dieser fällt, trotz diverser Herausforderungen, überwiegend positiv aus: „Ich freue mich darauf“, so Engels, der im Folgenden aber auch die Risiken, die er für das Jahr 2025 sieht, benannte. Als Vorteile nach der Wahl Donald Trumps sieht das Vorstandsmitglied von Union Investment zunächst Steuersenkungen und auf hohem Niveau bleibende US-Staatsausgaben. „Der wichtigste Markt im kommenden Jahr wird der Rentenmarkt sein“. Engels Vorstandskollege André Haagmann hatte bereits in seinem Eingangsstatement darauf hingewiesen, dass der Schuldenstand in den USA rekordhoch ist. Ein Drittel der globalen Staatsschulden entfällt auf die Vereinigten Staaten. Engels erwartet daher einen Anstieg der Risikoprämien für US-Treasuries. „Die Kurven werden steiler“, so Engels mit Blick auf die Renditestruktur. Das lange Ende der Zinsstrukturkurve sei auch entscheidend für die Aktienmärkte. Steigen die Renditen zu hoch, dann würden sie für diese zur Bremse. Womit Engels bei den negativen Auswirkungen der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump war: Das Thema Zölle bringe viel Unsicherheit. Zudem wirke Trumps Policy-Mix inflationär.

Inflationsdruck wird wachsen

Mehr Inflationsdruck erwartet Union Investment gleichwohl nicht nur in den USA, sondern auch global. Die Faktoren Veralterung, Deglobalisierung, Geopolitik & Zölle sowie die Abschottung vor Migration wirkten angebotshemmend, und Angebotsbeschränkungen wiederum führten zu einer höheren Inflation. Da alle großen Industrienationen außer Indien veraltern, sei nun eine angebotsorientierte Politik notwendig, bei der sich die Produktionsbedingungen verbessern.

Zunächst einmal werde sich aber der weltweite Deflationstrend verlangsamen. Dies mache es für die EZB, besonders aber für die Fed schwieriger, die Zinsen weiter zu senken. Dennoch erwartet Union Investment im kommenden Jahr weitere Leitzinssenkungen. Die Fed werde bis Ende 2025 noch dreimal die Zinsen senken, die EZB aufgrund der geringeren Inflation und des schwächeren Wachstums sogar sechsmal, so die Prognose der Fondgesellschaft.

Europäische Aktien sind billig

Der Blick auf die Aktienmärkte fällt bei Engels positiv aus. Die Makrorahmendaten seien gut. US-Aktien seien zwar nicht billig, aber auch in keiner Blase. Europäische Aktien seien im Vergleich zu den historisch teuren US-Papieren als billig zu bewerten. Dort, in den USA, seien aber auch die Gewinnerwartungen der Unternehmen deutlich höher. Das Thema KI sei keine Eintagsfliege, viel mehr habe sich in den vergangenen Monaten eine Verbreiterung der Investments, etwa in Datencenter gezeigt. Dennoch erwartet Engels für 2025 deutlich geringere Investitionen in KI als noch im laufenden Jahr. Dass der Aktienmarkt sich im zweiten Halbjahr verbreitert hat und sich nicht mehr nur auf Tech stützt, wertet Engels als eine gute Entwicklung.

Ölpreis könnte wieder steigen

Steigende Kurven erwartet Engels auch weiter bei Gold und Bitcoin. Zudem werde der Preis für das „momentan eher billige“ Öl wieder steigen. Der Union-Investment-Vorstand sieht die Gefahr eines Konflikts zwischen den USA und dem Iran. Gerade nachdem die Vereinigten Staaten das Land beschuldigt haben, ein Mordkomplott auf Trump geplant zu haben. Sollte es hier zu einer Eskalation kommen, würde das den aktuellen Nahost-Konflikt deutlich in den Schatten stellen. Weitere potenzielle Gefahren 2025 drohten laut Engels durch einen Zollkrieg oder einen Angebotsschock bei Chips. Abschließend betont Engels einen nicht ganz neuen Ratschlag für Anleger: „Diversifikation ist das A und O auch im Jahr 2025.“ Dabei bleiben Aktien zwar der Favorit der Fondsgesellschaft, angesichts der Risiken sei ein Multi-Asset-Ansatz aber das beste Mittel der Wahl.

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