Marktausblick

Pimco erwartet eine weiche Landung

Im aktuellen Marktausblick erwartet der Vermögensverwalter, dass die US-Wirtschaft weich landet und die Inflation weltweit zurückgeht. Dies werde es den Notenbanken erlauben, die Leitzinsen deutlich zu senken. Vor diesem Hintergrund stuft Pimco Anleihen sowohl nominal als auch inflationsbereinigt als attraktiv ein.

Pimco erwartet eine weiche Landung

Pimco erwartet eine weiche Landung

Der Assetmanager stuft Anleihen als attraktiv ein und findet den fünfjährigen Bereich der Kurve besonders anziehend

wrü Frankfurt

Im Marktausblick erwartet der Vermögensverwalter, dass die US-Wirtschaft weich landet und die Inflation weltweit zurückgeht. Dies werde es den Notenbanken erlauben, die Leitzinsen deutlich zu senken. Vor diesem Hintergrund stuft Pimco Anleihen sowohl nominal als auch inflationsbereinigt als attraktiv ein.

Im Pimco Konjunkturausblick, der der Börsen-Zeitung exklusiv vorliegt, erwartet der Assetmanager einen positiven Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung. Denn dieses Mal könnte sie gelingen, die vielfach beschworene weiche Landung. „Die US-Wirtschaft scheint wie andere auch vor einer seltenen weichen Landung zu stehen – einer Abschwächung von Wachstum und Inflation ohne Rezession“, erklären Tiffany Wilding, Volkswirtin Nordamerika, und Andrew Balls, CIO Global Fixed Income bei Pimco.

Faktoren, die die relative Wirtschaftskraft der USA stützten, verlören an Einfluss. Dies deute auf eine gewisse Rückkopplung mit dem Rest der Welt und weitere Fortschritte bei der Eindämmung der Inflation hin.

Entwarnung bei Inflation

Entwarnung gibt es laut Pimco weltweit in Sachen Inflation. „Die Industrieländer scheinen auf dem besten Weg zu sein, im Jahr 2025 wieder das angestrebte Inflationsniveau zu erreichen, was auf die Normalisierung der Verbrauchernachfrage und den zunehmenden Wettbewerb um begrenzte offene Stellen zurückzuführen ist“, stellen Wilding und Balls fest. „In den USA scheinen die Arbeitsmärkte weniger offene Stellen zu bieten als 2019, was das Risiko einer steigenden Arbeitslosigkeit erhöht.“ Pimco erwartet, dass die Fed, wie auch andere Zentralbanken der Industrieländer, ihre Geldpolitik an diese mittelfristig neue Realität anpassen wird.

„Das Wachstum in Europa dürfte sich nach dem Anstieg der Energiepreise im Jahr 2022 wieder normalisieren, da die Zinsen sinken und sich die handelspolitischen Rahmenbedingungen verbessern“, meinen die Pimco-Volkswirte. „Dies wird dazu beitragen, die Kürzungen bei den Staatsausgaben und das rund um den Globus schwächelnde Umfeld für das produzierende Gewerbe auszugleichen.“

Vorteile für US-Wirtschaft

Trotz einer gewissen mittelfristigen Erholung in Europa beim Thema Wachstum ist Pimco der Ansicht, dass die US-Wirtschaft einige deutliche Vorteile erhalten kann. „Insbesondere die robusten Investitionsausgaben und die KI-Investmenttrends bieten ein erhebliches Aufwärtspotenzial, vor allem im Vergleich zu Deutschland und anderen EU-Ländern, die stärker der chinesischen Konkurrenz ausgesetzt und stärker auf Energie-Importe angewiesen sind“, erläutern Wilding und Balls. Die jüngsten Revisionen der Wirtschaftsdaten hätten dazu geführt, dass die US-Sparquote im Bereich vor der Pandemie liege. „Dies dürfte die Sorgen dämpfen, dass sich die US-Verbraucher übernommen haben könnten“, so die renommierten Volkswirte.

Insgesamt gehen die Pimco-Experten weltweit von einer Normalisierung der Geldpolitik aus. Das robustere Wachstum und die hartnäckigere Inflation in den USA hätten zwar den Beginn des Zinssenkungszyklus der US-Notenbank verzögert. „Zukunftsgerichtete Inflationsindikatoren deuten jedoch darauf hin, dass im Jahr 2025 weitere Fortschritte in Richtung des Inflationsziels der Fed von 2% wahrscheinlich sind“, analysieren Wilding und Balls. „Zu den Faktoren, die diesen Ausblick stützen, gehören eine Inflation der Lohnstückkosten von fast 2%, ein Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitslosen, das unter dem Niveau von 2019 liegt, und eine steigende Arbeitslosenquote, die die ‚Komfortzone‘ der Fed von rund 4% zu überschreiten droht.“

Markante Leitzinssenkungen

In den anderen Industrieländern deuteten die schwächere Nachfrage, das Nachlassen des Lohndrucks an den Arbeitsmärkten und die am Markt gehandelten Inflationserwartungen ebenfalls auf eine nahe dem Zielwert liegende Inflation im Jahr 2025 hin. „Folglich konzentrieren sich die Zentralbanken, insbesondere die Fed, darauf, die Leitzinsen wieder auf die als neutral geschätzten Niveaus zu bringen“, sagen die Pimco-Volkswirte. „Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken der Industrieländer die Leitzinsen im Jahr 2025 um 175 bis 225 Basispunkte senken werden.“

Die japanische Notenbank (BoJ), deren Leitzins immer noch unter den neutralen Schätzungen liege, bleibt der bemerkenswerte Ausreißer. „Wir erwarten, dass die BoJ trotz der jüngsten Marktvolatilität und der Yen-Stärke die schrittweisen Zinserhöhungen fortsetzen wird“, erklären Wilding und Balls. „Japan war die einzige Volkswirtschaft, in der die hohe Inflation die Inflationserwartungen weiter nach oben getrieben hat, während die Lohninflation stabil geblieben ist.“

Auch wenn bei der Pimco-Analyse vieles nach Goldilocks ausschaut, so zeigt der Assetmanager aber auch Risiken auf. Zu diesen gehöre die bevorstehende US-Wahl und ihre Auswirkungen auf Zölle, Handel, Finanzpolitik, Inflation und Wirtschaftswachstum. „Die hohen Haushaltsdefizite dürften fortbestehen, was das Potenzial für weitere fiskalische Anreize einschränkt und die konjunkturellen Risiken verstärkt“, erläutern die Pimco-Experten.

Doch was bedeutet das von Pimco aufgezeigte Szenario nun für die Anleihen- und Devisenmärkte? „Angesichts der Verlangsamung der wirtschaftlichen Dynamik in den Industrieländern sowie potenzieller Handels- und geopolitischer Konflikte sollten Anleger bei der Positionierung ihrer Portfolios Vorsicht walten lassen und flexibel bleiben“, empfehlen Wilding und Balls.

Der Vermögensverwalter geht davon aus, dass die Renditekurven steiler werden, da die Zentralbanken die kurzfristigen Zinsen senken würden, was ein günstiges Umfeld für festverzinsliche Anlagen schaffen werde. „Historisch gesehen entwickeln sich qualitativ hochwertige Anleihen bei sanften Landungen tendenziell gut und in Rezessionen sogar noch besser“, sagen die Pimco-Volkswirte. In jüngster Zeit hätten Anleihen ihr mit Blick auf die Kurse traditionell inverses Verhältnis zu Aktien wiederhergestellt, was wertvolle Vorteile bei der Diversifikation biete.

„Die Anleihenrenditen sind sowohl nominal als auch inflationsbereinigt attraktiv, wobei der fünfjährige Bereich der Zinsstrukturkurve besonders anziehend erscheint“, erklären Wilding und Balls. „Die Zinsen für Barbestände und Geldmarktpapiere dürften parallel zu den Leitzinsen sinken, während hohe Staatsdefizite die langfristigen Anleihenrenditen im Lauf der Zeit in die Höhe treiben könnten.“

Qualität bevorzugen

Die Volkswirte bleiben bei einer vorsichtig, da sie bei Unternehmensanleihen aufgrund engerer Bewertungen eine gewisse Selbstzufriedenheit feststellen. „Wir geben deshalb qualitativ höherwertigen Unternehmensanleihen und strukturierten Produkten den Vorzug“, so die Experten. „Gewisse Segmente der privaten Märkte mit niedrigerer Qualität und variabler Verzinsung scheinen anfälliger für Konjunkturabschwünge und Zinsänderungen zu sein, als es die Preise vermuten lassen, da die Kreditrisiken bei sinkenden Renditen steigen dürften, was zwar den Kreditnehmern zugutekommen könnte, den Anlegern aber schadet.“

Bei den Devisen ist Pimco beim Dollar etwas untergewichtet, da die Fed die Zinsen senkt. Gleichzeitig diversifiziert der Assetmanager in Währungen aus Industrie- und Schwellenländern.