Inflation

US-Notenbank Fed hat für Powell noch langen Weg vor sich

„Die Inflation ist noch immer viel zu hoch“: Zwei Wochen vor dem nächsten Zinsentscheid hat Notenbankchef Jerome Powell eine doppelte Botschaft für die Märkte.

US-Notenbank Fed hat für Powell noch langen Weg vor sich

rec/ms/det Frankfurt/Washington –

Die US-Notenbank Federal Reserve steuert auf eine Reihe weiterer Zinserhöhungen zu. Man habe „noch einen langen Weg zu gehen“, bis die Preisstabilität in den USA wiederhergestellt sei, sagte Fed-Chef Jerome Powell am Mittwochnachmittag (Ortszeit) in Washington. Zugleich könnte Powell zufolge bei der Sitzung in zwei Wochen der Zeitpunkt für moderatere Zinserhöhungen gekommen sein. Das deutet auf eine Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt hin, nachdem die Fed über mehrere Sitzungen die Leitzinsspanne ungewöhnlich stark um jeweils 75 Basispunkte angehoben hat.

Powells Rede hatten Ökonomen und Marktteilnehmer in den vergangenen Tagen entgegengefiebert, weil sie sich mehr Klarheit versprachen über den weiteren Kurs der Fed. Die US-Notenbank hat ihre Leitzinsen seit März um 350 Basispunkte und damit in einem Tempo erhöht wie seit Jahrzehnten nicht. Parallel baut sie ihre aufgeblähte Bilanz ab. Bei der Oktober-Sitzung und im Nachgang hatte sie aber Signale gegeben, dass das Zinstempo ab Dezember gedrosselt werden könnte. Zudem heizten die rückläufige US-Inflation und schwächere Konjunkturdaten Spekulationen an, dass die Fed künftig weniger aggressiv vorgehen könnte – was die Börsen weltweit spürbar befeuerte. Die US-Verbraucherpreisinflation lag im Oktober aber immer noch bei sehr hohen 7,7%.

In den vergangenen Tagen hatten US-Notenbanker dann (bereits) eher wieder härtere Töne angeschlagen. So sagte etwa der Präsident der Fed St. Louis, James Bullard, er glaube, dass die Märkte die Risiken einer aggressiveren Fed unterbewerten. Bereits zuvor hatte er zu Protokoll gegeben, dass der US-Leitzins wo­möglich auf 5 bis 7% steigen könnte. Derzeit liegt er in der Spanne von 3,75 bis 4%. Fed-Vize Lael Brainard sagte, dass die Fed sich gegen das Risiko wappnen müsse, dass die Inflationserwartungen ihre Verankerung verlieren. Und auch der einflussreiche Chef der Fed New York, John Williams, sagte, dass er seine Zinserwartung gegenüber der September-Prognose angehoben habe. Zugleich stellte er aber auch schon in Aussicht, dass der Zins 2024 wieder sinken könnte.

Fed-Chef Powell brachte in seiner Rede mit dem Schwerpunkt Arbeitsmarkt anhaltende Besorgnis über die Preisentwicklungen zum Ausdruck. „Die Inflation ist noch immer viel zu hoch“, unterstrich Powell. Deshalb werde für einige Zeit eine restriktive Zinspolitik nötig sein. Das bedeutet Zinserhöhungen in einen Bereich, der die Wirtschaft bremst. Der Zinsgipfel, die sogenannte „terminal rate“, wird nach Powells Einschätzung etwas höher liegen, als die Notenbank im September vorausgesagt hatte. Der Fed-Chef betonte den nach wie vor starken Arbeitsmarkt, wo viele Unternehmen erfolglos nach Kandidaten für offene Stellen suchen.

Vor Powells Auftritt hatte der Bericht des Arbeitsmarktdienstleisters ADP Signale dafür geliefert, dass die Zinserhöhungen mittlerweile auf das Stellenwachstum in den USA durchschlagen. Laut ADP haben private Firmen außerhalb der Landwirtschaft im November nur 127000 neue Jobs geschaffen. Erwartet hatten Ökonomen etwa 200000. Im Oktober hatte der Beschäftigungsaufbau bei 239000 Stellen gelegen.

Gestützt wird der Arbeitsmarkt vom Gast- und Freizeitgewerbe, die zusammen eine kräftige Zunahme um 224000 Jobs verzeichneten. Im verarbeitenden Gewerbe sowie bei Fach- und Finanzdienstleistern kam es hingegen zu starken Einbußen. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass die verschärfte Geldpolitik der Fed sowohl den Stellenaufbau als auch die Lohnsteigerungen beeinträchtigt“, sagt ADP-Chefökonomin Nela Richardson.

Wachstum aufwärts revidiert

Unterdessen meldete das Handelsministerium, dass die US-Wirtschaft im dritten Quartal stärker gewachsen ist als bisher angenommen. So revidierten die Statistiken die Zunahme des annualisierten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,6 auf 2,9% nach oben. Konsumausgaben und Anlageinvestitionen ohne Berücksichtigung des Wohnungsbaus legten kräftiger zu, als die erste Schätzung im Oktober nahelegte. Auch fiel der Rückgang bei den Einfuhren deutlicher als zunächst gemessen.

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