Windparkfirma PNE vor Verkauf
cru Frankfurt
Der an der Börse mit 1,4 Mrd. Euro bewertete deutsche Windparkentwickler PNE bekommt voraussichtlich bald neue Eigentümer. Morgan Stanley will aussteigen. Der von der Investmentbank kontrollierte PNE-Hauptaktionär Photon Management – eine Tochter des Infrastrukturfonds der Bank – beabsichtigt, „ergebnisoffene Vorgespräche mit potenziellen Interessenten“ für den 40-%-Anteil zu führen.
Das Cuxhavener Unternehmen bestätigte am Freitag entsprechende vorher kursierende Spekulationen in einer Pflichtmitteilung. Eine Entscheidung über den Verkauf der Beteiligung habe Morgan Stanley nach Kenntnis des PNE-Vorstands derzeit noch nicht getroffen, hieß es in der Mitteilung weiter. „Es ist noch nicht abzusehen, ob und gegebenenfalls zu welchen Konditionen es einen solchen Verkauf geben wird.“
Photon kontrolliert seit der Hauptversammlung im April vier der sieben Aufsichtsratssitze. Dem Vernehmen nach werden die anderen Großaktionäre – die beiden aktivistischen Investoren Enkraft und Active Ownership – einer Komplettübernahme von PNE durch einen Konkurrenten oder einen Finanzinvestor nicht im Wege stehen. Angeblich gibt es bereits fünf Interessenten für das Anteilspaket im Wert von rund 560 Mill. Euro. Insidern zufolge gehören der französische Versorger Engie und der schwedische Finanzinvestor EQT zu den Interessenten an einem Einstieg.
Abverkauf mit Gewinn
Für den Morgan-Stanley-Fonds wird der Ausstieg jedenfalls zum finanziellen Erfolg. Mit dem anfänglichen Ziel der Komplettübernahme war die Investmentbank 2019/20 zwar gescheitert. Der Einsatz von 150 Mill. Euro für 40% der Aktien zu 4 Euro pro Stück hat sich aber inzwischen mehr als vervierfacht. Dem Vernehmen nach hat Morgan Stanley aber nicht aktiv nach einem Käufer gesucht, sondern wurde von Interessenten angesprochen.
Im Handel auf der Plattform Tradegate zog der PNE-Kurs am Freitag aufgrund der Übernahmefantasie im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs um zeitweise 7% auf in der Spitze fast 20 Euro an. Kein Wunder: Sollte die gesamte Morgan-Stanley-Beteiligung von 40% an einen Erwerber veräußert werden, wäre damit die Abgabe eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots oder eines Pflichtangebots verbunden. Im späteren Verlauf gab der PNE-Kurs aber um 1,1% auf 18,28 Euro nach.
Die explodierenden Energiepreise nach der Invasion Russlands in der Ukraine und der Gaslieferstopp Russlands haben die Nachfrage nach erneuerbaren Energien weiter angeheizt. PNE hat zudem sein Windparkportfolio deutlich ausgebaut. Seit dem Beginn des Kriegs im Februar hat sich der Börsenwert von PNE deshalb verdoppelt auf 1,4 Mrd. Euro.
Auf der Hauptversammlung im April traten die drei Haupteigentümer noch gegeneinander an: Die beiden aktivistischen Investoren Enkraft und Active Ownership hätten beide am liebsten verhindert, dass Morgan Stanley den Aufsichtsrat mit vier auf ihrem Ticket fahrenden Mitgliedern dominiert – doppelt so viele, wie es bis dahin gewesen waren. Als Sieger aus dem Ringen ging jedoch Morgan Stanley hervor, da die Investmentbank zwei Drittel der Stimmen des beim Aktionärstreffen anwesenden Kapitals für sich verbuchen konnte.
Aufsichtsrat gegen Enkraft
Aufsichtsratschef Per Hornung Pedersen hatte vorab die Kritik der Aktivisten am Großaktionär Morgan Stanley in einem Brief an Enkraft-Chef Benedikt Kormaier zurückgewiesen: „Es mag zwar nicht zu konkreten Finanzierungen mit Morgan Stanley gekommen sein, weil die Gesellschaft anderweitig problemlos und zu attraktiven Konditionen ihren Kapitalbedarf decken konnte und daher kein entsprechender Bedarf bestand“, hieß es in dem Schreiben Pedersens. „Der Erwerb einer faktischen Hauptversammlungsmehrheit hat aber zu einer Stabilisierung im Aktionariat und zu einer verlässlichen Unterstützung der Strategie der Verwaltung geführt.“
Wertberichtigt Seite 2