Eurozone

Anzeichen für weiter sinkende Inflation

Die neusten Daten zu Geldmenge und Kreditvergabe deuten auf eine nachlassende Inflation im Euroraum hin. Doch es gehen auch negative Signale von den Zahlen aus.

Anzeichen für weiter sinkende Inflation

Die Geldmenge im Euroraum ist zum Jahresauftakt erneut schwächer gewachsen. Die breit gefasste Geldmenge M3 stieg im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat nur um 3,5%, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag in Frankfurt mitteilte. In den drei Monaten zuvor war sie im Schnitt noch um 4,1% gewachsen. Analysten hatten zwar mit einer Abschwächung gerechnet, jedoch nur auf 3,9%. Die Geldmenge ist ein Indikator für die zukünftige Entwicklung der Inflation. Diese ist vor dem Mitte März anstehenden Zinsentscheid der EZB mit 8,6% nach wie vor viel zu hoch und weit über dem mittelfristigen Inflationsziel der Zentralbank von 2%. Daher dürften die Notenbanker nicht unzufrieden sein, dass die Geldmenge M1, zu der alle Mittel mit sofortiger Zugriffsmöglichkeit zählen – Bargeld und Sichteinlagen wie Tagesgeld – im Januar im Jahresvergleich sogar um 0,7% geschrumpft ist.

Für Ökonomen hat diese Zahl jedoch auch einen faden Beigeschmack, da die Geldmenge M1 als Konjunkturindikator gewertet wird. Der Rückgang deutet auf weniger Investitionen von Unternehmen und geringere Konsumausgaben der privaten Haushalte hin. Das dämpft zwar die Inflation, wirkt sich aber eben auch negativ auf das Wirtschaftswachstum aus.

EZB-Direktorin Isabel Schnabel hatte Mitte Februar darauf verwiesen, dass die Notenbank mit ihrer Geldpolitik die Wirtschaft bremsen müsse, um die Inflation wieder auf 2% zu senken. „Die Zinsen müssen ein ausreichend restriktives Niveau erreichen“, schrieb Schnabel auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Diskutiert wird unter Volkswirten auch, wie hoch überhaupt der Einfluss der Geldmenge auf die Entwicklung der Inflation ist. Die Bundesbank kam in einer Analyse zu dem Schluss, dass die Korrelation seit der Jahrtausendwende gesunken ist (vgl. BZ vom 24. Januar). Vor allem in der Pandemie sei die Zunahme der Geldmenge nicht der Treiber für die hohe Inflation gewesen. Gänzlich lässt sich der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation aber nicht von der Hand weisen.

Neben den Daten zur Geldmenge veröffentlichte die EZB auch Zahlen zur Kreditvergabe im Euroraum. Im Januar vergaben die Banken 6,1% mehr Kredite an Firmen als im Vorjahresmonat. Im Dezember hatte das Wachstum noch bei 6,3% gelegen. An die Privathaushalte reichten die Banken im Januar 3,6% mehr Darlehen aus als noch vor zwölf Monaten. Auch das ist im Vergleich zum Dezember ein geringeres Wachstum. Die Kreditvergabe trug damit mit dazu bei, dass die Geldmenge im Januar weniger stark anstieg.

Die Bundesregierung setzte am Montag die konzertierte Aktion mit Gewerkschaften und Arbeitgebern wegen der nachlassenden Inflation aus. Das für März geplante Treffen sei abgesagt, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner. Die konzertierte Aktion sei aber nicht beendet, sondern nur ausgesetzt und könne bei Bedarf reaktiviert werden. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die Gespräche eingerichtet, um eine breite gesellschaftliche Abstimmung zu erreichen, wie man mit der Inflation umgehen und diese sozial abfedern könne.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.