US-Arbeitsmarkt

Boomender US-Jobmarkt könnte Zinswende verschieben

Der Aufschwung am US-Jobmarkt hat sich im März weiter beschleunigt. Das kräftige Stellenwachstum sowie der andauernde Lohndruck könnten dazu führen, dass die Notenbank die geplante Zinswende verschiebt.

Boomender US-Jobmarkt könnte Zinswende verschieben

Boomender US-Jobmarkt könnte Zinswende verschieben

Stellenwachstum übertrifft Markterwartungen – Andauernder Lohndruck möglicher Vorbote höherer Inflation

det Washington

Der US-Arbeitsmarkt steht weiter unter Dampf und könnte angesichts des weiter starken Lohndrucks bewirken, dass sich die Notenbank mit der anvisierten Zinswende etwas mehr Zeit lässt als bisher angenommen. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums meldete, entstanden im März ohne Berücksichtigung der Landwirtschaft 303.000 neue Jobs. Erwartet hatten Ökonomen einen Wert um 200.000. Der Dreimonatsschnitt stieg auf 276.000, den höchsten Stand seit März 2023. Auch fiel die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 3,8%. Die Quote hat sich seit über einem halben Jahr kaum verändert und bewegt sich seit August vergangenen Jahres zwischen 3,7% und 3,9%.  

Gesundheitssektor treibt Wachstum

Getrieben wurde das Stellenwachstum in den USA vom Gesundheitswesen, wo es zu 72.000 Neueinstellungen kam, dicht gefolgt vom öffentlichen Dienst, wo 71.000 Arbeitsplätze entstanden. Auch ermittelte das BLS im Gast- und Freizeitgewerbe ein Plus von 49.000. Beiträge zu dem Aufschwung leisteten auch die Bauwirtschaft und der Einzelhandel. Kaum verändert war die Beschäftigungslage hingegen im verarbeitenden Gewerbe und dem Energiesektor.  

Als positives Zeichen hebt Erik Norland, Senior Economist bei der CME Group, nicht nur hervor, dass das Stellenwachstum die Markterwartungen um fast 100.000 übertraf und die Arbeitslosenquote nachgab. „Auch stiegen sowohl die Partizipationsrate als auch die Wochenarbeitszeit“, betonte Norland. Angesichts des kontinuierlichen Lohndrucks sieht der Volkswirt, dessen Unternehmen das viel beachtete Fedwatch Tool veröffentlicht, nur noch „eine Chance von 50%, dass es bei der Juni-Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) zu einer Zinssenkung kommen wird“.  

Spätere Zinswende möglich

Mit Blick auf das FOMC stimmt vor allem der relativ kräftige Anstieg der Löhne auch andere Volkswirte nachdenklich. Zwar kletterten die durchschnittlichen Stundenlöhne aufs Jahr hochgerechnet um 4,1%, also um 0,2 Prozentpunkte weniger als im Februar. Diese Zahl entsprach den Markterwartungen. Im Vormonatsvergleich legten die Löhne aber um 0,3% zu. Dies wiederum liegt über dem Wert von 0,2% vom Februar und deutet nach Ansicht von Experten darauf hin, dass Engpässe am Arbeitsmarkt und der daraus resultierende Lohndruck die Inflation wieder befeuern könnten. 

Matthew Ryan, Head of Market Strategy beim Finanzdienstleister Ebury, zweifelt aus mehreren Gründen an einer Lockerung im Juni. „Es handelt sich schlichtweg um einen sehr starken Bericht, der frische Zweifel daran weckt, dass die Fed bereits im Juni eine Zinssenkung beschließen wird“, so Ryan. Der Experte betont, dass sich der Lohnanstieg auf Monatsbasis wieder beschleunigt hat, und bedeutet, dass noch ein gewisser Weg zurückzulegen ist, ehe das FOMC Vertrauen in eine nachlassende Inflation haben kann. Laut Ryan würde „ein weiterer Bericht, der höhere Inflation widerspiegelt, ausreichen, um einen Aufschub der Zinswende zu bewirken“.  

Fed lässt Geduld walten

Notenbankchef Jerome Powell hat zuletzt signalisiert, dass die Fed es mit der Entscheidung über die erste Zinssenkung seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie keineswegs eilig hat. Bei einer Wirtschaftskonferenz an der Stanford-Universität sagte der oberste Währungshüter, dass „wir angesichts der Stärke der Wirtschaft und der erzielten Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung Zeit haben, um neue Daten den Kurs unserer Politik bestimmen zu lassen“.

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