Konjunktur

Deutsche Industrie fährt Produktion deutlich hoch

Der Datenkranz für die deutsche Wirtschaft im Januar verheißt überwiegend Gutes, nachdem die Industrie die Produktion unerwartet kräftig ausgeweitet hat. Die Einzelhändler hingegen haben wenig Grund zur Freude.

Deutsche Industrie fährt Produktion deutlich hoch

Von Alexandra Baude, Frankfurt

Das konjunkturelle Zahlenwerk für Januar lässt auf eine nur milde Rezession hierzulande schließen: Die Industrieproduktion ist ebenso wie der Auftragseingang unerwartet kräftig angesprungen, die Unternehmen – selbst im Mittelstand –, die Soloselbständigen und die Konsumenten zeigen sich etwas besser gelaunt, wenn auch das Stimmungsniveau weiter niedrig ist. Auch der Außenhandel hat zugelegt. Die Details offenbaren allerdings, dass weiterhin Vorsicht angesagt ist. So hatten etwa Export und Produktion im Dezember kräftig nachgegeben.

Für Ungemach sorgt zudem, dass der Abwärtstrend der Inflation zuletzt gestoppt wurde. Der Kaufkraftschwund bei den Konsumenten hat daher die Einzelhandelsumsätze weiter fallen lassen. Inflationsbereinigt sanken die Erlöse um 0,3%, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, wohingegen die Erwartung bei einem Plus von 0,2% lag. Gegen den Trend stiegen die Erlöse im Einzelhandel mit Lebensmitteln – um 3,1% im Monatsvergleich. Für den Einzelhandel mit Nichtlebensmitteln verzeichnete Destatis einen Rückgang um 0,8%, in dem zu Coronazeiten boomenden Online- und Versandhandel gar um 6,5%.

Die auch im Euroraum wenig kauffreudigen Konsumenten waren es denn auch, die das Wirtschaftswachstum belastet haben. Sie gaben im Schlussabschnitt 2022 0,9% weniger aus als im Vorquartal, die Bruttoanlageinvestitionen sanken um 3,6% und bremsten ebenfalls. Positive Impulse kamen vom Staatskonsum, dem Außenhandel und den Lagerveränderungen. Insgesamt stagnierte die Euro-Wirtschaft zum Jahresende – die vorherige Eurostat-Schätzung lag noch bei +0,1%.

Den schwachen Konsum hierzulande dürfte die Produktion nur teilweise ausgleichen können, denn auch die Aussichten für die Industrie sind nicht ungetrübt. Laut Destatis legte die Gesamtfertigung um 3,5% im Monatsvergleich zu und damit so kräftig wie seit Juni 2020 nicht mehr. Ökonomen hatten mit einem Plus von 1,4% gerechnet nach dem Rückgang um revidiert 2,4 (zuvor: 3,1)% im Dezember. Im Baugewerbe dürfte sich vor allem die Witterung bemerkbar gemacht haben: Der sehr frostige Dezember sorgte für ein Output-Minus von 7,5%, wohingegen der vergleichsweise milde Januar für eine um 12,6% höhere Fertigung sorgte. Angesichts der für März anstehenden erneuten Leitzinserhöhung um weitere 50 Basispunkte, des sinkenden Auftragseingangs und der rückläufigen Nachfrage nach Hypothekarkrediten erwarten Ökonomen, dass der Abwärtstrend am Bau nur eine Verschnaufpause eingelegt hat.

Die Energieerzeugung wetzte mit einem Plus von 0,4% die Scharte von Dezember aus, die Industrie im engeren Sinne produzierte 1,9% mehr. Allerdings drosselte die gewichtige Automobilbranche den Ausstoß merklich um 5,2% ebenso wie die Pharmazie (−12,9%). Hingegen fertigten der Maschinenbau (2,3%) sowie die chemische Industrie (9,8%) deutlich mehr.