IWF: Notenbanken müssen auf Häusermärkte achten
IWF: Notenbanken müssen auf Häusermärkte achten
Wichtige Unterschiede zwischen einzelnen Ländern
det Washington
Nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) müssen die Notenbanken in der späten Phase des laufenden Zinszyklus ihre Geldpolitik verstärkt an Merkmalen der Immobilienmärkte in den einzelnen Ländern ausrichten. In einigen Volkswirtschaften sollten die Währungshüter länger an hohen Zinsen festhalten, schreibt der IWF im zweiten Kapitel seines neuen Weltwirtschaftsausblicks (WEO). In anderen sei es hingegen gefährlich, die Zinswende zu lange aufzuschieben, warnt der IWF.
Stetes Wirtschaftswachstum
Die Tatsache, dass trotz der Zinserhöhungen der vergangenen zwei Jahre in Ländern wie den USA nicht nur eine Rezession ausgeblieben ist, sondern die Wirtschaft stete Wachstumsraten aufweisen konnte, begründet der IWF mit dem hohen Anteil der festverzinslichen Hypotheken. Da bei diesen die monatliche Belastung selbst bei Anhebungen des Leitzinses unverändert bleibt, schlagen die Zinserhöhungen nicht unmittelbar auf das Konsumverhalten durch.
Auch in anderen Ländern wie Mexiko, Frankreich, Belgien und Deutschland, wo der Anteil der festverzinslichen Darlehen mehr als 90% der Hypotheken ausmacht, halten sich die konjunkturellen Folgen der Zinserhöhungen in Grenzen, schreibt der Währungsfonds. Das Gegenteil gelte für Staaten wie Chile, Südafrika und Australien. Dort haben Eigenheimbesitzer größtenteils Kredite mit variablen Zinssätzen aufgenommen. Steigende Leitzinsen führen somit zu höheren Monatsraten, drücken den Konsum und somit das Wirtschaftswachstum.
Unterschiedliche Folgen
Stärkere Wirkung entfaltet der geldpolitische Transmissionsmechanismus auch in Ländern, in denen Hypothekardarlehen einen bedeutenden Anteil der gesamten Haushaltsverschuldung darstellen. Ferner machen sich Leitzinsänderungen in Volkswirtschaften stärker bemerkbar, wo der Bestand an Immobilien, die zum Verkauf angeboten werden, gering ist. Die geringe Verfügbarkeit führe nämlich zu Wertsteigerungen und beflügele den Privatkonsum. Schrauben die Notenbanken dort die Zinsen zu früh zurück, dann könne dies wiederum gefährliche Preisblasen auslösen.
Anders verhalte es sich in Ländern wie den USA, wo die höheren Zinsen weniger stark auf die Wirtschaft durchgeschlagen haben. Dort könnten die Notenbanken leicht zu dem Trugschluss verleitet werden, dass ein Aufschub der Zinswende keine oder nur geringe konjunkturelle Risiken birgt. Wie der IWF feststellt, sind aber auch dort die Zinsen bei 30-jährigen Darlehen oft nach drei oder fünf Jahren wieder variabel. Sind die Zinsen dann unverändert hoch, dann könnten die hohen Kreditkosten auch die US-Wirtschaft plötzlich in Mitleidenschaft ziehen.